Leben und Denken Martin Luthers
In diesem gut 100 Seiten starken Büchlein aus der für Jugendliche gedachten Reihe "Lebendige Biographien" erzählt Andreas Venzke auf ausgesprochen lebendige und verständliche Art und Weise über Leben und Denken des großen Reformators Martin Luthers. Gut gemacht ist der ständige Perspektivenwechsel. Ein paar Seiten lang erzählt der Autor aus der Ich-Perspektive Luthers, danach folgt eine Doppelseite mit historischen Hintergrundinformationen zu dem eben Erzählten. Dadurch erhält der Leser ein eindrucksvoll plastisches Bild des Menschen Luther zusammen mit dem notwendigen Grundwissen, um ihn in seiner Zeit zu verorten. Die strenge Erziehung und grausame Schulzeit, der Luther als Kind unterworfen war, das ebenfalls strenge Klosterleben und Luthers überzogene Angst vor einem strafenden Gott und dem Teufel, all das wird sehr eindringlich geschildert und lässt seinen Lebensweg und seine Entscheidungen nachvollziehbar werden. Sehr eindrücklich beschreibt Venzke auch Luthers Erscheinen vor dem Reichstag zu Worms, wo er zum Widerruf seiner Thesen aufgefordert wurde, die Begeisterung des Volkes und die Unterstützung eines Teils der Versammlung gegenüber der eisigen Feindseligkeit des Kaisers und der katholischen Kurfürsten. Auch die politischen Hintergründe, dass es nämlich einigen Fürsten weniger um eine Frage des Glaubens, sondern um politische Unabhängigkeit gegenüber der Kirche ging, kommt zur Sprache.
Dabei wird Luther nicht idealisiert. Seine kompromisslose Haltung, mit der er die Fürsten aufforderte, gegen die aufständischen Bauern und ihren berechtigten Zorn im Bauernkrieg vorzugehen, schildert Venzke folgendermaßen: "In der Schrift "Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" ermahne ich sie, die Aufständischen wie tolle Hunde totzuschlagen. Sie sollen zuschlagen, würgen und stechen, heimlich und öffentlich, wer nur kann, und daran denken, dass es nichts Giftigeres, Schädlicheres und Teuflischeres geben kann als einen aufständischen Menschen." (S. 82) Im Bauernaufstand und dem Wirken von Leuten wie Thomas Münzer sah er aber auch Einflüsse, die seine eigene Lehre hinderten, sich auszubreiten und durchzusetzen. Dasselbe galt für die Juden; auch dazu, wie gegen sie vorzugehen sei, machte Luther haarsträubende Vorschläge. Denn nach Luthers Auffassung war jeder, der nicht vom richtigen, also dem reformierten Glauben zu überzeugen war, des Teufels und sollte am besten vernichtet werden.
Den Abschluss des Bandes bilden ein Glossar mit wichtigen Begriffen und eine Zeittafel.
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