Malcolm X: Ein Biopic als politisches Statement
Malcolm X wurde von Spike Lee ein Jahr nach den L.A. Riots, die bald in den ganzen USA aufflammten, veröffentlicht. Eine eindrucksvolle Biografie des amerikanischen Bürgerrechtlers, jetzt als deutsche 4K UHD Premiere.
Vom Musical zum Agitprop
"Ich klage den weißen Mann an, der (...) größte Schweinefleischesser, der größte Säufer zu sein ...". Das J'accuse von Malcolm X leitet in das anfangs sehr schrille Musical ein, in dem der Regisseur selbst Malcolms Frisör spielt und ihm die Haare glättet. Eine weiße Blondine namens Sophia liegt Malcolm, dem Pimp, zu Füßen. Doch dann wird aus dem schrillen Musical Agitprop. Im Vorspann sind die Amateuraufnahmen von den Misshandlungen an Rodney King durch mehrere Polizisten (1992, L.A. Riots) zu sehen. Spike Lee wollte damit ein politisches Zeichen setzen und verdeutlichen, dass die Geschichte, die in seinem Film erzählt wird, immer noch Aktualität besitzt: der Rassismus in den USA. Auch heute, mehr als 30 Jahre nach der Premiere seines Films, ist dieser Rassismus alltägliche Realität. Was wie ein bunter Klamaukfilm, der etwas an die Komödien der Marx Brothers erinnert, beginnt, teilweise wie ein Musical wirkt, entwickelt sich bald zu einem politischen Melodrama in dem Freund und Feind nur mehr sehr schwer zu unterscheiden sind.
Agitprop und Edutainment
Der von Spike Lee geprägte Begriff des Edutainments (Education und Entertainment), das er in seinem Erstling "Do the right thing" so meisterhaft inszenierte, verflacht in Malcolm X vielleicht etwas zu einem klassischen Biopic, dennoch zählt der auf dem internationalen Bestseller „Malcolm X“ von Alex Haley basierende Film zu den wichtigsten afroamerikanischen Beiträgen zur Kinematographie der Neunziger, da er die klassische Botschaft, Proud to be Black, über mehrere Lautsprecher in Quadrophonie spielt. Malcolm X, als Malcolm Little geboren, legte seinen Geburtsnamen ab, nachdem er von Elijah Muhammad in die Nation of Islam (NOI) aufgenommen wurde. Er wollte mit dem X an den verlorenen Stamm erinnern, dem seine Vorfahren einst entrissen wurden. Die NOI sprach in diesem Zusammenhang gerne von einem Holocaust oder Genozid am schwarzen Mann. Die Sklaverei wäre noch viel schlimmer als die Shoah gewesen, da sie 3-400 Jahre andauerte. Malcolm verliebt sich in Betty Shabazz (Angela Bassett) und sie führen eine Ehe mit klassischer Rollenteilung, aufgrund des erzkonservativen Frauenbildes der NOI. Bis Malcolm erfährt, dass Elijah mehrere Frauen hat, ist er sein Sprecher und Einpeitscher.
Zum 19. Mai: J'accuse
Aber nach einer Pilgerreise nach Mekka entzweien sich die beiden Führer der NOI und Malcolm wird mit seiner "Muslim Mosque Inc." zum Konkurrenten seines einstigen Förderers. Das ruft wiederum einige Fanatiker auf den Plan, die Rachepläne gegen Malcolm schmieden. Schlimmer als der Tod: Verrat. Das sagt auch Malcolm X selbst. Seine Pläne für eine schwarze Zukunft sahen zuerst wie die NOI absolute Seperation vor, von Integration hielt er so viel von Zucker in Kaffee. Aber nach seinem Zwist mit Elijah entwickelte sich Malcolm deutlich nach links und glaubte an die Kraft der Solidarität aller Völker. Er sah den weißen Mann nicht mehr nur als Teufel, sondern auch als Bündnispartner. Der 19. Mai ist übrigens der internationale Gedenktag an Malcolm X, möge sein "J'accuse" für immer erklingen. Das meint auch der Gastauftritt Nelson Mandelas am Ende des Films. Ein bewegendes Statement zu einer interessanten politischen Persönlichkeit, die ein leider viel zu kurzes Leben hatte. Hauptdarsteller Denzel Washington erhielt für seine Performance übrigens zahlreiche Auszeichnungen und wurde für einen Oscar nominiert.
Bischof Godehard von Hildesheim und seine Zeit
Dieses Buch verdient es, mit Sorgfalt studiert zu werden, auch wenn jegliche Aktualisierungen durchaus kritisch reflektiert werden können und dürfen.
Bischof Godehard von Hildesheim (1022–1038)Die „Faktenchecker“ vom Dienst
Alexander Teske hat ein ausnehmend kritisches Buch über die noch immer beliebteste deutsche Nachrichtensendung geschrieben, anregend, kenntnisreich, provokativ und ungemein lesenswert.
inside tagesschauKarl Marx, der Mensch
Die etwas andere Biografie fädelt anhand Marxens letzter Reise zur Sommerfrische in Algier nochmals die wichtigsten Stationen des Revolutionärs auf.
Karl Marx in AlgierEin anderes Bild Giacomo Casanovas
Lothar Müller hat die "Histoire de ma vie" Casanovas gelesen und eine kommentierte Ausgabe des Best-of herausgegeben: et voilà!
Die FeuerschriftDer doppelte Cleveland und der doppelte Trump
Insgesamt 47 Präsidenten haben bislang die Vereinigten Staaten regiert. Ein bei C. H. Beck neu erschienener Band stellt sie einzeln vor.
Die Präsidenten der USADie letzte Farbe des Chamäleons
Felix Gasbarra war Kommunist, wechselte die Seiten und zog von Berlin nach Rom. Nach dem Krieg blieb er in Italien, unbehelligt. Jetzt ist ein Buch über ihn erschienen. Geschrieben hat es sein Sohn.
Wer sind sie denn wirklich, Herr Gasbarra?