Magische Traditionen und Schulen und Magier, die das Wissen heute anwenden
"Grenzüberschreitungen" nennt sich eine Buchreihe, die im Auftrag des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene herausgegeben wird und sich mit Beiträgen zur wissenschaftlichen Erforschung außergewöhnlicher Erfahrungen und Phänomene beschäftigt. Die im Ergon-Verlag erscheinenden Titel werden von Eberhard Bauer und Michael Schetsche verantwortet. Einer der jüngsten Titel, "Arkane Welten" stammt aus der Feder Gerhard Mayers, Mitarbeiter am Freiburger Institut, und beschäftigt sich mit dem zeitgenössischen Magier.
Ein Begriff, der unklar besetzt ist, oft auch negativ, vermutlich weil kein Allgemeinwissen über Magie besteht, jede(r) eine andere Begriffsbestimmung vornimmt, wenn denn eine Vorstellung über den Magier da ist. Illusionisten kommen einem in den Sinn, aber auch die schwarze Magie. Der Band beschäftigt sich nicht mit den David Copperfields, sondern mit den Lebensläufen von Menschen, die sich mit okkulten Kräften beschäftigen. Die Betonung liegt auf den Biografien, denn die Praktiken sind nur als theoretischer Überbau dem Thema untergeordnet. Mayer wollte, dass der Leser den Gegenstand kennenlernt, um die angeschlossenen Lebensberichte einordnen zu können.
Hauptthema sind also die Personen, die Magier selbst: Berichtet wird "von Magiern und Magierinnen, die im 21. Jahrhundert in einer modernen westlich-industrialisierten Gesellschaft leben und im deutschsprachigen Kulturraum bzw. Umfeld aufgewachsen sind." Dabei ist dem Autor klar, dass die Bezeichnung "Magier" nicht einheitlich verwendet wird, die Bedeutung von Kontext und Perspektive abhängig ist. Zum anderen hat der Magier keinen fest definierten gesellschaftlichen Platz, ganz im Gegensatz zum Heiler. Auch aus diesem Grund wählte Mayer die Perspektive der Ausübenden, wobei auch die Kommunikation über den Gegenstand der Magie nicht einfach, weil unscharf ist.
Kern der Studie ist demnach der biografische Zugang: Wie gelingt es den Magiern ihre Überzeugungen und Praktiken in dieser Welt zu integrieren und zu leben? Ins Blickfeld des Sozialforschers geraten so neben Praxis, Weltdeutung und Werteorientierung auch die Reaktionen des sozialen Umfelds neben den gesellschaftlichen Bezügen. Die Antworten zu diesen Überlegungen extrahieren sich aus den ausführlichen Interviews, die nach der Methode offener Leitfadeninterviews durchgeführt wurden. Anhand einer Stichprobengröße von rund 10 Personen beiderlei Geschlechts mit verschiedenen okkulten Schulungswegen sollte ein differenziertes Bild erzielt werden.
Das Buch, das sich auch an den mit der Materie nicht vertrauten Leser wendet, ist entsprechend aufgebaut: Nach der Einführung folgt ein Überblick über magische Traditionen und Schulen, dann die individuellen Zugänge zur Magie über die Biografien, um im vierten Kapitel auf außergewöhnliche Erfahrungen der Interviewten einzugehen. Aspekte der magischen Praxis, Darstellung und Einschätzung überschreiben das fünfte Kapitel. Magie und Gesellschaft sind ein weiterer Gliederungspunkt, um dann mit einer Zusammenfassung über den Magier des 21. Jahrhunderts zu schließen.
Mayer gelingt es, mit seiner Studie zu zeigen, dass sich magische Weltbilder durchaus in unserer Gesellschaft, die doch naturwissenschaftlich und materialistisch nicht nur geprägt, sondern in der diese Auffassungen vorherrschen, integrieren lassen und integriert haben. Dabei muss es nicht so sein, dass die Magier schon in und mit diesem Weltbild aufwuchsen, im Gegenteil haben die meisten der Befragten ihren Zugang zur Magie nur begrenzt über die Familie erhalten. Der Weg zur westlichen Magie ging oft über fremde Kulturen, seien es östliche Denksysteme oder die der nordamerikanischen Ureinwohner. Am Anfang steht in der Regel die Lektüre, die ein Interesse festigt und zur weiteren ernsthaften Beschäftigung mit der Materie führt. Interessant und wichtig ist auch die Feststellung, dass die westliche Magie nichts mit Weltfremdheit oder dem Rückzug in einen Atavismus zu tun hat und dass die öffentliche Wahrnehmung "einer bedrohlichen Welt des okkultistischen Sumpfes" nicht der Realität entspricht.
Intention der Reihe "Grenzüberschreitungen" ist es, auch dem Laien, also dem Nicht-Soziologen, dem Nicht-Psychologen einen Einblick in Bereiche zu geben, die wohl den meisten Menschen verborgen und ein Geheimnis bleiben, weil außergewöhnliche Erfahrungen und Phänomene zum einen von den Wenigsten gemacht werden und zum anderen eher nicht darüber gesprochen wird. Insofern ist der Ansatz dieser Buchreihe dem Interessierten nur zu empfehlen. Bislang erschienen seit 2003 sechs Bände.
Einen Wermutstropfen allerdings gibt es, zumindest im vorliegenden Buch: Es ist komplex im Inhalt und Duktus. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Buch, ein Leser/eine Leserin sollte den Umgang mit der Textsorte gewohnt sein, benötigt eine gewisse Vorbildung. Leider folgt daraus, dass es keine breite Leserschaft geben wird, was angesichts des interessanten Themas schade ist.
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