Adam Greens Ideen-Steinbruch
Harald Schmidts öffentlich-rechtliches Comeback kommt neuerdings ohne Gäste aus. Ohne Gäste? Nicht ganz! In einer der ersten Folgen wurde die neue Regel auch wieder gebrochen. Und für wen? Für Adam Green. Wenn es denn überhaupt noch eine mediale Adelung für den vierundzwanzig jährigen New Yorker Singersongwriter gebraucht hätte, dann ist sie spätestens mit dem Auftritt bei Harald Schmidt erfolgt.
Dass nun bei der Edition Suhrkamp ein Buch von Adam Green erschienen ist, zeigt eine weitere Facette des Hypes um den Amerikaner. Ein Hype, der in Deutschland um einiges grösser ist als in den USA. Im Interview mit Maxim Biller führt Green diesen Umstand auf Kurt Weill und Felice Bauer (seine Urgrossmutter) zurück. Die musikalische Verbindung zu Kurt Weill mag vielleicht in der Mischung aus simplen Songs mit eher derben, bei Green oft sehr schweinischen Texten liegen. Doch Greens Texte gehen weiter: Sie sind immer hart an der Grenze zum Absurden, zum Nonsens und zwischendurch blitzten jene unschuldigen Wahrheiten auf, die wohl das deutsche Feuilleton samt Feuilleton-Liebling Schmidt zu entzücken vermögen: "Beauty is evil / Immaculate evil, don't you think? / But I'm mopping up stains from a blood transfusion / Stumbling in the neon groves." Vorgetragen mit Greens kristallklarer Stimme, die dem Bariton Scott Walkers in nichts nachsteht, kann man diese Verzückung auch tatsächlich nachvollziehen. Nun fehlt jedoch naturgemäss in diesem Buch die schunkelnde Musik und Greens betörendes Organ. Was bleibt, sind durchnummerierte Ideenfetzen wie im Gedicht Der Zivilist/The Civilian.
Das Ganze ist eine Art Steinbruch der Ideen für Greens Songtexte; das Notizbuch eines Songwriters, der seinem Assoziationsfluss freien Lauf lässt. Irgendwo hinter den sprachspielenden Ideenfetzen blicken sexuelle Nöte, die Heimatstadt (New York), Drogen, Musik und ein bisschen Sozialkritik ("Bin ich in Amerika ohne Computer obdachlos") auf. Glücklicherweise ist die Ausgabe vom Magazine zweisprachig. Erst Englisch, dann Deutsch. Im englischen Original bleibt den Texten wenigstens noch ihr Sound, der im Deutschen beinahe ganz verloren geht. Allerdings ist dies nicht der Übersetzung von Thomas Meinecke anzulasten, sondern der Tatsache, dass "On the Road" auf Deutsch übersetzt "Unterwegs" eher nach einem Reisemagazin des dritten Programms klingt als nach einem generationsprägendem Roman. Ein Beispiel: "1. The roar of the crowds in the cages to the left / 2. Ropes of cars tie on by / 3. Take your hand and brush the tears from my weeping bible eyes" vs. "1. Das Röhren der Massen in den Käfigen zur Linken / 2. Stränge von Autos binden sich vorbei / 3. Nimm deine Hand und wische die Tränen von meinen weinenden Bibelaugen".
Fazit: Adam Greens Musik ist wohl die überraschendste Wendung, die die Popmusik in den letzten zwei Jahren genommen hat. Magazine ist die Fussnote, das Begleitbuch dazu, und in der Oper begnügt sich auch niemand mit dem Libretto.
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