Das Innere und das Äussere
Ende 2015 hat Peter Märkli seine Lehrtätigkeit an der ETH Zürich beendet. Ausgewählte studentischen Semesterarbeiten führten im Frühling 2016 in der Ausstellung in der Haupthalle der ETH nochmals die Stimmung der Entwürfe vor Augen. Die Worte von Peter Märkli: "Es braucht beim Entwerfen eine tragende Idee, nicht eine Summe von Ideen - eine tragende Idee, die vielfach bereits in einer Skizze feststeht", konnte vor Ort erfahrbar gemacht werden. Die Resultate der Lehrtätigkeit von Peter Märkli an der ETH werden in diesem erweiterten Katalog versammelt und mit architekturtheoretischen Positionierungen angereichert.
Die Gestalt der Publikation weist eine dreiteilige Gliederung auf: im ersten Teil werden 110 studentische Semesterarbeiten vorgestellt, im zweiten Teil wird zu einem Vortrag gehöriges Bildmaterial abgebildet und im dritten Teil finden sich zwei Essays sowie ein Gespräch zwischen Laurent Stalder und Peter Märkli.
In chronologischer Reihenfolge werden die ausgewählten Semesterarbeiten, die den Zeitraum von 2002 bis 2015 umfassen, präsentiert. Einleitend wird in einem kurzen Text die Fragestellung des jeweiligen Semesters vorgestellt. Auf den folgenden Seiten werden jeweils fünf bis sieben studentische Arbeiten anhand von massstäblichen Plänen (städtebauliche Situation, Grundrisse, Fassaden, Schnitte), Skizzen und Modellfotografien erläutert. Pro Semester wird dabei eine Arbeit ausführlicher dargestellt. Die behandelten Themenbereiche reichen vom Landschaftsraum über den Stadtraum bis zur Auseinandersetzung mit dem Wohnungsbau und den damit verknüpften Lebensvorstellungen. Die einzelnen Arbeiten werden nicht durch schriftliche Erläuterungen begleitet, die Grundidee der Projekte erschliesst sich dem Betrachter durch die genannten grafischen Darstellungsmittel. In ihrer Gesamtheit zeugen die unterschiedlichen Arbeiten von einem reichen Fundus an Ideen, welche durch diesen Katalog erlebbar gemacht werden.
Das Bildmaterial im zweiten Teil kann als vermittelnde Scharnierfunktion gelesen werden: es verdeutlicht geschichtliche Bezüge und lässt einem je nach Les- und Interessensart gewisse Referenzen in der Architektursprache von Peter Märkli in Erfahrung bringen. Im dritten Teil werden theoretische Bezugspunkte des Lehrstuhls in Form von zwei Texten und einem ausführlichen Gespräch dokumentiert. Der Text von Robin Evans (Menschen, Türen, Korridore) untersucht, wie die Art der zwischenmenschlichen Beziehungen durch den architektonischen Plan verstärkt oder vermindert werden kann. Er beschreibt die Entwicklung der Raumgefüge mittels der Einführung des Korridors als separierende Massnahme, während bei der räumlichen Anordnung in Form einer Matrix die Räume untereinander verbunden werden. Je nach Anwendung beeinflusst der Entwurf die Bildung unterschiedlicher Gesellschaftstypen. Der Text von C.Th. Sørensen (Die Entstehung der Gartenkunst) beschreibt die geschichtliche Entwicklung der Gartenkunst und plädiert für die Berücksichtigung des Schönheitsimpulses in der Gestaltung. Beide Texte weisen eine inhärente Forderung auf: das menschliche Leben soll nicht nur auf ein reines Funktionieren reduziert werden, sondern auch Platz für Stimmungen, Ästhetik und Kunst haben. Der Abschluss findet die Publikation im ausführlichen Gespräch zwischen Laurent Stalder und Peter Märkli. Ein grosser thematischer Bogen wird aufgespannt: er beginnt bei der Jugend von Peter Märkli, geht weiter zu seinen ersten Bauten bis hin zur Lehre an der ETH. In narrativer Form werden Aspekte der Architektur, kurze Anekdoten aus dem Leben, sowie architekturtheoretische Positionen erläutert und weitergegeben. Mit dem erworbenen Wissen aus dem dritten Teil vertieft eine neuerliche Betrachtung des ersten Teils die zuvor gemachten Erkenntnisse.
Der Ausdruck des Katalogs widerspiegelt eine unprätentiöse Haltung und glänzt nicht durch äussere Effekte, sondern durch seine wechselseitige Beziehung zwischen den vorgestellten Arbeiten und den textlichen Inhalten der beiden Essays und des aufgezeichneten Gespräches. Mit anderen Worten: die Publikation wirkt, wie Chantal Imoberdorf im Vorwort das Atelier von Peter Märkli erlebt: als "ein Ort, wo man Dinge entdecken kann, ein Ort, wo man gerne verweilt".
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