AWopBopALooBopALopBamBoom: Little Richard
AWopBopALooBopALopBamBoom. 15 $ Dollar die Woche verdiente der junge Richard Wayne Penniman als Tellerwäscher. Er war in eine Familie mit elf Kindern hineingeboren worden und wollte die Mutter unterstützen. Sein Vater war längst erschossen worden. Als das mit der Musik begann, mit 14, verdiente er gleich von Anfang an schon 15 $ pro Abend.
King of Gospel Singers
Aber es war nicht wegen des Geldes, dass "Little Richard" in die Showbranche wechseln liess. Vorerst arbeitete er noch bei Vaudeville- und Medicine-Shows, um dann alsbald nicht nur sein Talent als Entertainer, sondern auch als Sänger zu entdecken. Von dem Jump-Blues-Sänger Billy Wright übernahm er Travestie-Elemente wie Frauenkostüme und Make-up, die Pompadour-Frisur erfand er kurzerhand selbst. In seinen frühen Shows verkleidete er sich gerne und war von einer schwulen TransQueerEntourage umgeben, die es damals genauso wie heute schon gab und gibt. Aus diesem Umfeld stammte auch der Rhythm-and-Blues-Musiker Esquerita, der ihm das besonders "wilde" Klavierspiel beibrachte, für das Little Richard neben Jerry Lee Lewis so berühmt war. Richard musste sein Lieblingsinstrument aber nicht anzünden, um es zum Glühen zu bringen.
Mit Hits wie "Tutti Frutti", "Lucille", "Good Golly, Miss Molly" brannte es lichterloh! Jeder der die Lieder einmal gehört hat, dem bleiben sie ewig in Erinnerung. Nicht nur, weil sie leicht mitzusingen, sondern weil sie voller Kraft und Energie sind, Feuerwerke eines erwachenden Rock'n'Roll, wie ihn andere Stars noch perfektionieren würden. Denn alle Androgynen hatten eigentlich bei ihm, Little Richard, geklaut: David Bowie, Mick Jagger, Elton John, Prince, Brian Molko, ... Selbst Cismänner wie Ian Gillan, Mitch Ryder, Screaming Lord Sutch, Neil Young, Ry Cooder oder Lemmy Kilmister (Motörhead) und Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) berufen sich auf Little Richard als wesentlichen musikalischen Einfluss ihres Schaffens.
Architekt, Schöpfer, Erfinder und King des Rock'n'Roll
Die vorliegende Dokumentation zeigt nicht nur den Aufstieg des einzigartigen Showstars, sondern auch die dunklen Momente und Rückzüge. Denn auch Little Richard war trotz seines starken Glaubens nicht immun gegen die Verlockungen des Showbiz und verfiel ebenso den Drogen und dem Alkohol wie all die anderen. Aber er schaffte es auch wieder heraus aus dem Sumpf und schrie sich gekonnt die Seele aus dem Leib. Rührend ist auch die Szene, als er am Ende seiner Karriere endlich für sein Lebenswerk geehrt wird und Mick Jagger im Publikum zuruft.
Zu Wort kommen auch Sir Lady Jada und andere Zeitgenossen in Interviews. Eine Kulturwissenschaftlerin spricht von Cultural Obliteration, nicht Apropriation, wenn es darum geht, was Weiße den Schwarzen weggenommen haben. Dabei wurden sie von den Schwarzen so reich beschenkt: Richard riss mit seiner Musik die rigiden Rassengrenzen nieder (damals durften Weiße und Schwarze nicht gemeinsam auf Konzerte gehen) und begann statt dem langsamen Blues eines Ray Charles oder BB King "lauten" Blues zu mache: Tutti Frutti handelte beispielsweise vom Analverkehr. Aber Richard brachte auch die Beatles in den Hamburger Star Club. Selbst Elvis zollte ihm Tribut: "Richard, du bleibst der wahre King of Rock'n'Roll". Architekt, Schöpfer, Erfinder und King des Rock'n'Roll. Und laut Regisseurin Lisa Cortes nun auch Wegbereiter der Queer-Szene. AWopBopALooBopALopBamBoom.
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