Zwang als Halt
Bé, eine der Hauptfiguren im Roman von Imre Kertész, wurde im Konzentrationslager Auschwitz geboren und überlebte. Dies widerspricht komplett dem Konzept eines Vernichtungslager, wo kein Leben entstehen, sondern eben vernichtet werden sollte. Diese unfassbare Vergangenheit verleiht Bé eine merkwürdige Anziehungskraft. Bé wurde Schriftsteller und das Gravitationszentrum für einige weiteren Personen, von denen sein Lektor, Keserü, im Buch die wichtigste Rolle spielt. Keserü definiert sich selber geradezu über Bé: "Bé hat wenigstens eine Geschichte, auch wenn diese Geschichte unerzählbar und unbegreiflich war. Ich habe nicht einmal das. Wenn ich mein Leben als Geschichte betrachten wollte (...), dann müsste ich B.s Geschichte erzählen." Mäandrierend um die Schicksalslinie von Bé erfahren wir denn auch einiges über das Seelenleben Keserüs.
Bé, der sich just zur Wende (das Stück spielt in Budapest) das Leben nimmt, hinterlässt ein Theaterstück mit dem Titel "Liquidation". Darin gibt Bé exakt die Situation wieder, in der sich die Hinterbliebenen befinden: Zerfall und Orientierungslosigkeit. Keserü ist überzeugt (und damit liegt er nicht falsch), dass Bé vor seinem Tod seinen "grossen Lebensroman" fertiggestellt haben muss. Die Suche nach diesem Roman ist Keserüs erklärte Lebensaufgabe und treibt ihn bis zum Äussersten.
Die unkontinuierliche und bisweilen sprunghafte Erzählweise des Romans widerspiegelt die Zerrissenheit der Figuren. Mit dem Ende des kommunistischen Systems fällt nicht nur die Unterdrückung weg, sondern löst sich für den einzelnen auch das Korsett einer zugewiesenen Rolle. Dies mündet in Zerfall und setzt Kräfte der (Selbst)Zerstörung frei. In der Wiedergabe dieser Phase und deren Bedeutung fürs Individuum liegt die Stärke des Romans.

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