Auf den Spuren von Büchners Lenz
Ein Vater verlässt seine Familie, weil er es mit der Mutter nicht mehr aushält. Er taucht komplett ab und ist ab sofort nicht mehr erreichbar. Der einzigen Tochter hinterlässt er statt eines Abschiedsbriefs ein Buch. Georg Büchners Lenz bleibt künftig das einzige, woran sich Lena abarbeiteten kann. Die Reclamausgabe wird ihr Therapie und Fluch zugleich.
Mit 17, sie ist noch Schülerin und soll eine Facharbeit schreiben, fährt Lena nach Waldersbach. In dem Vogesennest hatte Büchners Titelheld bei einem Pfarrer Unterschlupf und Rückhalt gefunden, bevor er in völlige Umnachtung versank. Lena zieht für ein paar Tage in dasselbe Pfarrhaus ein. Allmählich stellen sich bei ihr dieselben Symptome ein, die auch Lenz heimsuchten. Sie hört Stimmen, macht Anstalten, ein gerade gestorbenes Kind (wie im Lenz heißt es Friederike) zum Leben zu erwecken, sieht überall den Vater herumgeistern und entwickelt neben einem gehörigen Schuldkomplex einen kaum noch zu stillenden Badezwang.
Verrückt wird sie nicht. Es handelt sich bei Lena nur um temporäre Wahnvorstellungen, und die können geheilt werden. Des Vaters Adresse lässt sich herausfinden, ein überaus verständiger und einfühlsamer, natürlich gut aussehender und noch dazu motorradfahrender Junge (warum, um Himmels Willen, muss er dieselben Vornamen tragen wie Büchners Lenz?) nimmt sich ihrer an, sein küchenpsychologisierender Vater klärt Lenas zeitweise Verwirrung auf, die vermeintlich tödliche Attacke auf die Mutter, die Lena an der Fahrt nach Waldersbach hindern wollte, stellt sich als Einbildung heraus.
Was in den ersten zwei Dritteln noch wie ein satirisches Spiel mit Namen, Charakteren und Obsessionen des Lenz durchgehen mag, rutscht in eine triviale Story auf gehobenes Fernsehniveau ab. Zugegeben, diese Feststellung kann auch gegen den Rezensenten statt gegen das Buch sprechen. Immerhin ist der Autor Eduard Habsburg, übrigens auch Drehbuchautor, so klug, seine Erzählung auf dem Weg nach Waldersbach beginnen zu lassen und die biografischen Details peu à peu einzustreuen. So trägt die Geschichte (fast) bis zum Ende. Der letzte Satz ist noch einmal eine Reminiszenz an den Lenz. "So lebte er hin", lässt Büchner seine Erzählung ausklingen. Habsburg variiert den Schluss stilgemäß: "So flog sie dahin." Ob die Liebe, die Lena retten wird, auch dem Lenz einen Weg heraus aus dessen schlimmem Schicksal gewiesen hätte?
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