Berufliche Weiterbildung - vom Gähnen zum Staunen?
Neue Unterrichtsmethoden sind in aller Munde, Fachbücher aus den Bereichen Didaktik und Methodik werden laufend verfasst, und seit einiger Zeit wird der Unterrichtsqualität die angemessene Beachtung geschenkt. Wer sich in unseren Schulzimmern allerdings auf die Suche nach wirklich gelebtem, pädagogischen Fortschritt macht, wer moderne Lehr- und Lernformen in der Praxis betrachten will, der wird bald, mit oder ohne Überraschung, feststellen, dass Wandel und Fortschritt einzig in der Volksschule stattfinden. Dort, wo Pädagoginnen und Pädagogen am wenigsten Geld verdienen, etwa im Kindergarten, oder in der Primarschule, wird längst individualisierend unterrichtet, situationsbasiert gelernt und ressourcenorientiert gefördert. Und dort, wo die Gruppen in Sprache, Kultur und Entwicklungsstand am heterogensten zusammengesetzt und noch dazu am grössten sind, wird erlebnis-, handlungs- und zielorientierter Unterricht geboten.
Verglichen damit, finden wir uns dort, wo Jugendliche und Erwachsene lernen, in grauer Vorzeit: Man begebe sich etwa in die winzig kleinen Räume eines Gymnasiums, den Hörsaal einer Uni oder gar in den Kursraum eines durchschnittlichen, schweizerischen Unternehmens: Zu entdecken sind dort nebst dem guten alten Frontalunterricht allenfalls noch Hellraumprojektor, Flipchart und, im besten Fall, ein Beamer als vermeintliche Symbole zeitgemässer Pädagogik.
Ein neues Buch, welches sich unter dem Motto "Frontalunterricht muss nicht sein!" explizit an Fachpersonen, die berufliche Weiterbildung vermitteln, wendet, scheint daher hochwillkommen!
Und beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses lacht einem denn auch förmlich das didaktische Herz! Kapitel 1 etwa listet katalogartig die Anforderungen an eine Lehrperson auf, und beim Lesen dürfte sich manch eine/r, die/der sich selbstbewusst Dozent/in nennt, die Augen zünftig reiben: Von Lehrenden werde unter anderem erwartet, dass sie Lernprozesse methodisch abwechslungsreich und zielorientiert initiieren, lernpsychologische Erkenntnisse umsetzen, soziale Prozesse aufgreifen und steuern und die Unterrichtsqualität überwachen, schreibt die Autorin! In den weiteren Kapiteln wird vom Individualisieren gesprochen, von Konfliktmoderation, entwickelndem Unterricht und von "Merkmalen guter Lehrpersonen"!
Ruth Meyer, 1955, studierte Pädagogin, ist seit über 15 Jahren in der Weiterbildung von Lehrpersonen in der Erwachsenenbildung tätig. Ihr Praxiswissen, welches sie in der Beratung von Einzelpersonen, Firmen und Schulen vermittelt, bezieht sie aus der eigenen Lehrerfahrung in verschiedenen Fachbereichen. "Die Rolle von Lehrpersonen ist es, die Lernenden beim Lernen zu unterstützen und ihnen das nötige Rüstzeug zu vermitteln, damit sie den Stoff selber lernen können", lautet ihr Credo; nicht ganz neu, aber immerhin zutreffend. Wer das Buch studiert, stellt fest, dass die Autorin ein breites Fachwissen über die neuen didaktischen Entwicklungen und Erkenntnisse zusammengetragen hat Sie kennt die moderne Fachliteratur und baut sie breit gefächert in ihre Arbeit ein.
Im Kapitel über "selbstgesteuertes Lernen", als Beispiel herausgegriffen, illustriert die Autorin die Wichtigkeit konkret formulierter Lernziele und verbindet sie mit dem Einbezug der Alltagspraxis der Lernenden. (situationsbasiertes Lernen nach Eberle oder Crittin) Sie zeigt auf, "wie der Weg zu den Zielen teilnehmergerechter und praxisnäher gestaltet werden kann, ohne dabei die Lernziele aus den Augen zu verlieren". Ausgezeichnet auch ihr Kapitel über verschiedene Lernstile, in welchem sie vier ausgeprägte Lerntypen voneinander abgrenzt.
Neben dem überzeugenden, übersichtlich gegliederten Inhalt lädt das Buch auch durch seine freundliche, optisch ansprechende Gestaltung zum Studium ein. Die Autorin lebt vor, was sie von ihrer Zielgruppe erwartet: verständliche Inhalte, attraktive Präsentation, Beschränkung auf das Wesentliche.
Die Anschaffung sei herzlich empfohlen!
Guter Deutschunterricht
Systematische Hilfestellung für angehende Deutschlehrer.
Schritt für Schritt zum guten DeutschunterrichtNeu aufgelegtes Standardwerk der Geographiedidaktik
Die Fachdidaktik Geographie in einem Sammelband.
Geographie unterrichten lernenHilfestellung für den Deutschunterricht
Ein Ratgeber für die ersten eigenen Deutschunterrichtsstunden in der Sekundarstufe.
Deutsch unterrichtenParallelgesellschaft Schule – Überlegungen zum Bildungsnotstand
Jürgen Kaube gibt naheliegende, gleichwohl wichtige Hinweise zu einer sinnvollen Schulentwicklung, indem er deutlich auf die Notwendigkeit der Vermittlung elementarer Kenntnisse hinweist.
Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?Geographie für die gymnasiale Oberstufe
Schulgeographie am oberen Ende: Didaktisch wertvoll aufbereitet, auch wenn nicht alle Themen enthalten sind und auch "der Diercke" seine Schwächen hat.
Diercke GeographieGegen muttersprachenfreien Fremdsprachenunterricht
Ein Buch für Fremdsprachenlehrer und solche, die es werden wollen. Es plädiert für den Einsatz der Muttersprache im Fremdsprachenunterricht.
Lust zum Lehren, Lust zum Lernen