Leise Klänge
"Ich erkannte in gefleckten Bananenschalen das Fell von Geparden." Trauer und Verlust gehören zum Leben wie Schlucken und Verdauung. Manchmal tut beides weh, aber meistens gibt es dann doch einen Ausweg. Leon, der Protagonist von "Lauter", beklagt den Verlust seiner Mutter, flieht zuerst in seine Rolle als Frontman der Punkband "Graógramán" und dann zu seinem buddhistischen Freund Anton nach Venedig. Aber den eigentlichen Trost findet er dann in der Versöhnung mit seinem Vater in Palermo.
Lauter Trauer und Verlust
"Lauter" ist mehr als nur ein Roadtrip durch Kuba oder Italien. Leon bekommt eine Diagnose, gerade als er sich endlich beim Betrachten der Sternbilder am Himmel entspannen will. Er hat weniger Angst vor der Operation als vielmehr vor dem, was danach kommt. Deswegen stürzt er sich erstmal ins Leben und verschwindet auch aus dem Leben seiner Freunde, vor allem aber vor den zudringlichen Aufmerksamkeiten und Anrufen seines Vaters, der ihn nach dem Tod seiner Mutter nicht mehr in Frieden lässt. Er will das gutmachen, was er einst versäumte, denn von Leons Mutter, seiner Frau, trennte er sich schon vor langer Zeit wegen einer Jüngeren. Auch das eine Flucht?
Leon gibt seinem Vater die Schuld am Tod seiner Mutter, dabei wäre das Unvermeidliche auch ohne das Zutun eines anderen geschehen. Bei seinem Freund in Venedig lernt er die Stille kennen, die manchem vielleicht viel zu laut wäre. Lauter noch schlägt es in seinem Herzen, als er Paolo kennenlernt, denn dieser ist voller Leben und südlicher Leichtigkeit. So ganz anders als die melancholischen Nordmänner. Als sie sich in der Glut des Strombolivulkans wiederbegegnen, wird Leon klar, dass er von seiner Liebe nicht geheilt werden will.
Leicht wie fallender Schnee
Der Verfasser vieler Hörspiele für den SWR, MDR und Deutschlandradio Kultur und Autor von "Triceratops", seinem ersten Roman, wofür er 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert war, gibt in "Lauter" ein ebenso lautes Statement ab. Auch formal hat Ross zu einer besonderen Form seines besonderen Romans gefunden. Während sich in den ersten Kapiteln Vergangenheit und Gegenwart durch Einrücken der Absätze abwechseln, werden sie in den letzten Kapiteln verschmelzen. So zeigt der Autor, dass nicht nur die Handlung im "Jetzt" angekommen ist, sondern auch sein Protagonist. Leon verschmilzt mit seiner Umgebung und wird zum handelnden Subjekt, das vor nichts mehr zu fliehen braucht.
Vor allem die Klänge und Geräusche sind es aber, die es dem Autor angetan haben, so scheint es. Mit spielerischer Präzision und anmuternder Leichtigkeit beschreibt er seine Erlebnisse in der Lagunenstadt, aber auch zwischen den Menschen lässt er es oft "klingen". Was da zu hören ist, ist eine starke Stimme, deren geschultes Ohr mit Leichtigkeit auch fallenden Schnee wahrnimmt. "Ich wurde wie fallender Schnee", schreibt er an einer Stelle. "Einverstanden." Und Trauer und Verlust sind nur die Flocken, die sich auf den schneebedeckten Wegen ansammeln, bis wieder ein Frühling kommt.

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