Sympathisch-witzige Gesellschaftssatire

Mehr als 100 Jahre nach dem Untergang der Titanic der Untergang des Spätkapitalismus - im Film.

Triangle of Sadness

Thriller-Hochspannung aus Skandinavien

Die Brücke - alle vier Staffeln der schwedisch-dänischen Erfolgsserie in einer Box mit vielen Extras.

Die Brücke

"Die Wahrheit interessiert doch niemanden"

Wer wissen will, wie es auf der Welt zu und her geht, und dabei auch noch gut unterhalten werden möchte, sollte Thriller lesen. Nicht alle, doch dieser gehört dazu.

In den besten Kreisen

Eine nette Reise wird zum Trip in die Vergangenheit

Ein schwedisches Roadmovie, das die Entwicklung und Läuterung eines Menschen am Ende seines Lebens thematisiert. Eindringlich und voller schöner Erinnerungen und Szenen, die hängen bleiben.

Wilde Erdbeeren

Millenium-Fortsetzung aus neuer Feder

Einmal dahingestellt, ob ein vierter Band nun Verrat an Larsson ist oder ob die Familie aus purer Geldgier eine Fortsetzung in Auftrag gegeben hat, Lagercrantz ist ein spannender Krimi gelungen.

Verschwörung

Agent auf Gedeih und Verderb

Ein solide umgesetzter schwedischer Agenten-Thriller. Carl Hamilton, eine Figur des bekannten Thriller-Autors Jan Guillou, wurde neu und gut besetzt mit Mikael Persbrandt, der den etwas kaputten Super-Agenten bestens verkörpert. Der neue Hamilton-Film brach in Schweden alle Rekorde.

Agent Hamilton

Spuren einer Schwedin

Aus einer kleinen Notiz in einem historischen Dokument hat Henning Mankell einen bemerkenswerten Roman gemacht. Er erzählt die Geschichte von Hanna Renström, die Ende des 19. Jahrhunderts Besitzerin des grössten Bordells Maputos war und dann spurlos verschwand.

Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Kurt Wallanders letzter Fall

Ein auf etwa 600 Seiten sehr gelungener Abschied einer vielen Menschen liebgewordenen Kriminalfigur.

Der Feind im Schatten

Blut im Einwanderervorort

Edwardson legt einen spannenden Krimi vor, der Einblicke in die Abgründe der schwedischen Parallelgesellschaft bietet.

Rotes Meer

Camilla Läckberg bleibt sich treu

Ein spannender Läckberg-Kriminalroman mit dem fast überforderten Patrick Hedström als Ermittler und über die Facetten des Muttersein.

Die Töchter der Kälte

Gunnar Asplund: vollendete skandinavische Baukunst

Erik Gunnar Asplund, der schwedische Architekt, dessen Bauten internationale Anerkennung gefunden und bis heute nichts von ihrer Bedeutung eingebüsst haben, wird in der vorliegenden Monographie eingehend gewürdigt.

Gunnar Asplund

In Schweden auf der Bestsellerliste

Ein verzwickter Kriminalfall aus Schweden, in dem der Ermittler an seine Grenzen stösst. Die Übersetzung ins Deutsche ist leider nicht durchgehend überzeugend.

Der Prediger von Fjällbacka

Frischer Wind in Kumla

Hakan Nesser hat sich von Inspektor Van Veeteren, seinem Protagonisten, mit dem er viele Erfolge feiern konnte, verabschiedet. Er beschreitet neue Wege. Es lohnt sich, ihnen zu folgen!

Die Schatten und der Regen

Eine Mutter hatte vier Töchter

Die 62 jährige Inger Alfvén gehört zu Schwedens Bestsellerautorinnen. Ihr Thema sind Frauenleben. Jedes Kapitel der insgesamt 319 Romanseiten schildert das Geschehen aus einer anderen Sicht, wobei das Wort Geschehen nicht ganz passend ist. Es ist keine konventionelle Handlung mit Anfang, Mitte und Ende aus der Sicht eines Erzählers. Es treten verschiedene Menschen auf, bei den meisten ist Ottilia ein Bindeglied. Ottilia selbst tritt erst ganz spät im Roman in Erscheinung, als der/die LeserIn sie schon längst durch die Wahrnehmung der anderen Protagonisten kennengelernt und sich ein Bild gemacht hat. In psychologisch dichter Atmosphäre schildert Alfvén das innere Erleben dieser Menschen, die in der schwedischen Stadt Huvudstaden leben. Die wichtigsten dabei sind Katarina, Lisa und Herta, die Töchter Ottilias aus ihrer Ehe mit Wilhelm. Die ersten beiden sind erwachsen und leben nicht mehr zu Hause. Herta, die jüngste Tochter, hat keinen nennenswerten Bezug zu ihren älteren Schwestern Lisa und Katarina. Der Vater Wilhelm ist in das Landhaus gezogen und hat sich dort zur Ruhe gesetzt. Hillevi ist ebenfalls eine Tochter Ottilias, sie wurde aber zur Adoption freigegeben und erfuhr erst als sie heiraten wollte, dass sie nicht die ist, die sie zu sein glaubte. Die Erkenntnis erschüttert ihr Leben und sie flüchtet in die Stadt, Ottilia zu suchen. Den weiblichen Hauptprotagonisten gemeinsam ist eine etwas angestrengte Beziehung zur Mutter. Ottilias Mutter Olga lebt in einem Pflegeheim, sie ist meist verwirrt, doch war sie ihr Leben lang psychisch krank. Das Kind Ottilia war schon früh auf sich gestellt und musste sich einen Panzer zulegen. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, genießt Ottilia als Erwachsene den beruflichen Aufstieg ihres Mannes und, nachdem sie sich entschlossen hat selbst berufstätig zu werden, den eigenen Erfolg, insbesondere in materieller Hinsicht. Katarina ist der Mutter am ähnlichsten, sie ist eine erfolgreiche Innenarchitektin. Auch sie ist auf ein geregeltes und sicheres Leben bedacht, symbolisiert auch in ihrem perfekt eingerichteten Haus. Lisa dagegen ist eine erfolglose Malerin, von Geldsorgen geplagt, sie wünscht sich mehr Verständnis und Liebe von der Mutter, die aber dieses Leben überhaupt nicht nachvollziehen kann und auch Lisas Kunst nicht versteht. Herta ist 17 Jahre alt, auf dem Weg sich zu finden, vom Vater fühlte sie sich schon als Kind besser verstanden, er passte sich ihrer Gedankenwelt an, die Mutter blieb die kühle Realistin. Und Hillevi? Es scheint, dass Hillevi auf dem besten Weg ist, in die Fußstapfen ihrer Großmutter Olga zu treten. Es sind zwei Persönlichkeiten, die in ihr agieren und sich streiten. Hillevi tritt in Kontakt zu Ottilia, gibt sich aber nicht als Tochter zu erkennen. Eine Mutter hatte vier Töchter, so heißt der schwedische Originaltitel und gibt damit das Thema dieses Romans vor. Die Mutter Ottilia ist eine Frau, die sich spät ein eigenes Leben aufgebaut hat, in diesem Leben hat Familie im bestverstandenen Sinn wenig Platz und doch macht sie sich insgeheim viele Gedanken um die Töchter, die so verschieden sind. Sie ist ihnen gegenüber nicht indifferent, auch wenn sie ihre Gefühle durch ein strenges und abweisendes Verhalten verstecken will. Sie ist erfolgreich und genießt dies, spürt aber nicht, dass sie hierbei auch Verdrängung betreibt. Von ihrem ersten Kind weiß niemand, und auch sie selbst scheint wenig Gedanken daran zu verschwenden. Dieses Kapitel hat sie so tief in sich verborgen, dass sie selbst kaum damit konfrontiert wird. Sie ist aber nicht wirklich oberflächlich, sie ist eine Frau an der Wegscheide, sie spürt, das Alter kommt und mit den sich ankündigenden Wechseljahren auch unbestimmte Ängste. Der Roman ist als eine psychologische Studie über diese vier Töchter und ihre gemeinsame Mutter angelegt. Doch das Thema, welches die Leser am brennendsten interessiert hätte, wird ausgespart. Hillevi gibt sich der biologischen Mutter nicht zu erkennen und so wissen wir auch nicht, ob und wie Ottilias Leben und das ihrer anderen Töchter sich verändert hätte. Dies ist schade, denn es bleibt das Gefühl, dass dies nur der Beginn war und das Buch wird am Ende mit offenen Fragen zugeschlagen.

Vier Töchter

Reflexionen auf hoher See

Kap Zorn, Cape Wrath, ist der nördlichste Punkt des schottischen Festlandes und markiert den stürmischen Außenposten des britischen Königreiches, dort, wo Nordsee und Atlantik aufeinander treffen. Kap Zorn ist auch der Titel eines über mehrere Jahre entstandenen Reisebuches von Björn Larsson, einem passionierten schwedischen Segler, der zusammen mit seiner Frau Helle über sechs Jahre lang auf seinem Segelboot "Rustica" die Gewässer der gefährlichsten Meere Europas kreuzte: Die Nordsee, die Biscaya, den nordwestiberischen Atlantik vor der "Küste des Todes", den Ärmelkanal und das Revier vor Irlands Südküste. Während dieser Zeit war die "Rustica" das einzige Zuhause des Paares, welches sich für die Zeit von allem festen Besitz trennte. Dabei ist Larsson bei weitem kein typischer Abenteurer vom Schlage eines Arved Fuchs oder Rüdiger Nehberg: Er ist vielmehr ein Beobachter, ein Freiheitssuchender, ein Sehnsüchtiger, ja ein Philosoph. Larsson beschreibt sich selbst als ruhelose und entwurzelte Seele, den die pure Lust am Reisen, "des Menschen urälteste Lust", aufs Meer trieb, welches ebenso ruhelos die Reisenden aller Länder empfängt, belebt oder versinken lässt. Larsson, Jahrgang 1953, verbrachte 22 Jahre seines Lebens im Ausland, in Irland, Dänemark, auf dem Nordatlantik und in Frankreich. Heute lehrt er französische Literatur an der Universität von Lund, Schweden und hat nach eigenen Worten sein Ziel erreicht, bis zum vierzigsten Lebensjahr nicht in allzu feste Bahnen zu geraten. Als literarisch-philosophisches Vorbild zitiert Larsson in Kap Zorn immer wieder den schwedischen Schriftsteller Harry Martinson und seine Bücher "Cape Farewell" (Kap Lebewohl) und "Reisen ohne Ziel". Nach Martinson, der laut Larsson aufgrund seiner sprachlichen Kraft als kaum übersetzbar gilt, ist "die Lust am Reisen des Menschen ureigenste Bestimmung, auch wenn Hunger und Liebe zu ihrem Recht gelangten". So beobachtet Larsson die Menschen und die Welt, wie sie sich von seinem Boot aus darstellen, zwar auch mit neugierigem Blick im Stile eines Paul Theroux oder Bruce Chatwin, doch ist der Blick eher nach Innen gerichtet und erinnert an Henry David Thoreau's Walden oder Prentice Mulford's "Sinn und Unfug des Lebens und Sterbens". Der Kosmos des Schreibenden ist die Weite des Meeres, die allerdings keine Flucht nach außen darstellt, sondern vielmehr eine Emigration nach Innen, nach sich selbst. Larsson und seine Gefährtin begegnen immer wieder Weltumseglern in den Häfen rund um Nordsee und Nordatlantik - teilweise ist es ein Wiedersehen, teilweise ein Abschied auf immer, doch die Menschen, denen Larsson in den vielen Häfen begegnet, sind stets präsent. Sie beschäftigen ihn - auch Monate, ja Jahre nach der ersten Begegnung, denn in den vielen, stillen Stunden bei nächtlicher Fahrt, wo kein Fernsehen, keine Zeitung, kein Internet irgendeine Nachricht transportieren, verbleiben die letzten Gespräche an Land besonders lange und deutlich. Es ist die Seele jedes Menschen, die mit ihm reist. Björn Larsson segelt mit zwei Kräften: Der Energie des Windes und den Sehnsüchten der Seelen. Gerade Nachts wird das Segeln auf offenem Meer zum transzendentalen Vorgang, der auch Nicht-Seglern spürbar wird. Wer glaubt, die raue Nordsee oder der graue Ärmelkanal stellen kein so interessantes Segelrevier wie die Karibik oder die Südsee dar, wird durch Larsson eines Besseren belehrt: Tatsächlich transformieren verschiedene Faktoren die westeuropäischen Meere zu den gefährlichsten Gewässer weltweit: Intensive Schifffahrt, mächtige Gezeiten, Strömungen, Nebel, Tidenhub, Sandbänke, ja vor allem verloren gegangene Stahlcontainer, die wie unsichtbare Eisberge ein Boot bei Kollision kentern lassen können, stellen eine hohe Herausforderung für den Segler dar: Spätestens bei der Beschreibung einer Fahrt vom französischen Cherbourg Richtung belgisches Dunkerque wird deutlich, dass der Ärmelkanal nichts für Anfänger ist. Larsson schildert die Fahrt in stürmischer See derart intensiv und gleichzeitig distanziert, dass der Leser meint, hier filmt jemand vom Flugzeug aus eine Transatlantik - Fahrt. Larssons Buch ist weder ein Roman, noch ein Seglerbuch, sondern eher, wie er selber angibt, eine Reflexion mit Gedanken über das Leben, vom Deck eines Segelbootes aus betrachtet. Larsson hofft, dieses Buch würde eine Inspirationsquelle sein, "für diejenigen, die noch von einem anderen Leben träumen." Ganz sicher ist "Kap Zorn" eine solche Quelle. Larsson hat sie bereits gefunden…

Kap Zorn

Grossvater mit vier Enkeln in Bergnot!

Dass Per Olov Enquist auch Psychologe ist, und zwar ein guter, weiß man seit "Kapitän Nemos Bibliothek". Seine Historischen Romane sind unter anderem deshalb so überzeugend. Auch dieses Buch hat Wolfgang Butt wieder hervorragend und sensibel übersetzt. Wie nah sich der Autor in Kinder einfühlen kann, zeigt er nochmals in "Großvater und die Wölfe". Das Buch, vom Carl Hanser Verlag für Kinder ab acht Jahren empfohlen, kann man nur allen Eltern wärmstens ans Herz legen, für sich selbst und ihre Kinder. Erstere sollten die beiden ersten Kapitel lesen. Enquist hält ihnen da einen (ganz verständnisvollen) Spiegel vor. Letztere allerdings werden wohl diese 26 Seiten nicht so spannend finden. Dann allerdings beginnt eine geradezu atemberaubend packende und auch wieder ganz anrührende Geschichte. Großvater Enquist möchte einen Berg besteigen und nimmt seine vier Enkel, die jüngste gerade vier Jahre alt, auf die dreitägige "Expedition" mit. Denn: "Wenn man Angst hat, dass die Krokodile wieder angreifen" - und zwar das Krokodil von Papas Pullover, das nachts abhaut und groß wird - "dann muss man etwas Großes tun. Sodass ein Angriff eines Krokodils einem wie ein ganz kleiner Scheiß vorkommt." Großvaters Frau Gunilla bleibt unten und hat währenddessen Zeit, sich Sorgen zu machen. Und tatsächlich: Die Enkelin Ia und die alte Hündin Mischa müssen schließlich den in Bergnot geratenen Trupp retten. Die Geschichte scheint nicht einmal erfunden - vielleicht etwas ausgeschmückt - zu sein! Großvater jedenfalls braucht die Enkelkinder genauso wie sie ihn. Alle wachsen an dem Abenteuer. Viel Interesse wird Enquist in jüngerer Zeit gerade auch in Deutschland entgegengebracht. "Mit seinen 69 Jahren ist er immer noch neugierig und wirkt überhaupt nicht abgeklärt. Ein humorvoller, freundlicher, auskunftsbereiter, weißhaariger Herr, der gern erzählt." So charakterisierte ihn Heide Soltau im NDR. Doch was heißt "immer noch neugierig": Enquist lebt eben. Wer leben und kreativ sein will, muss offen sein für Neues, Phantasien ernst nehmen und Abenteuer wagen. Und wenn Großvater Enquist sich allein nicht traut, nimmt er eben ein paar Kinder mit. Vernünftig zu sein, lernen die von ihren Eltern. Aber was kann man mit Vernunft gegen ein wild gewordenes Lacoste-Krokodil ausrichten?

Grossvater und die Wölfe