Spitzbergen und der Polarkreis – die Arktis im Porträt

Ein facettenreiches und faszinierendes Porträt über Spitzbergen und den Polarkreis.

Mein Spitzbergen

Die belebte Natur

Gerade in Edvard Munchs weniger beachteten Landschaftsbildern spiegelt sich die Weltsicht des norwegischen Expressionisten deutlich wider. Dieses Buch schafft einen neuen Zugang zu Munchs Bildern.

Munch

Unbarmherzig

Die Geschichte eines hungernden Schriftstellers, der durch Oslo streift, hat viele andere Schriftsteller beeinflusst. Knut Hamsun schrieb sie.

Hunger

Mehr Segen als Fluch

Norwegen weiß seinen Ölreichtum sinnvoll zu nutzen und kann in vielerlei Hinsicht als Vorbild betrachtet werden. Rasso Knoller, Skandinavist, porträtiert das schöne Land in seinem Buch. Wer es dann noch besser kennen lernen möchte, sollte hinreisen.

Norwegen

Huldigung der Langsamkeit

Der aus Bergen in Norwegen stammende Tomas Espedal gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller seines Landes. Er schreibt seit 1988 vor allem Prosa und legt hiermit sein intimstes Buch vor.

Biografie, Tagebuch, Briefe

Bericht vom Ende der Welt

Kaum ein Winkel dieser Erde ist noch nicht von den Abenteurern des Individualtourismus erobert. Das norwegische Spitzbergen ist einer der wenigen Orte dieser Welt, die noch in ihrer Abgeschiedenheit ruhen. Während das Finanzzeitalter seinen eigenen Untergang eingeläutet hat, kann man auf Spitzbergen die konservierten Ruinen des Industriezeitalters besichtigen.

Ultima Thule - Eine Reise nach Spitzbergen

Das Geheimnis des entfremdeten Professors

Wenn ein braver Bürger einen Mord beobachtet, ruft er die Polizei. Der brave Professor Andersens tut das nicht. Diese Unterlassung steht für die Entfremdung, die der Professor nach und nach an sich erkennt.

Professor Andersens Nacht

Gefangen in der Intellektuellenhaut

Die Gefühle eines Intellektuellen, der sich zunehmend von der Gesellschaft, die ihm immer oberflächlicher und unverständlicher erscheint, entfremdet.

Elfter Roman, achtzehntes Buch

Ein Denkmal für den Lehrer

Wir schreiben das Jahr 1700 in Dänemark. Es ist Frühsommer und es gilt einen Todesfall aufzuklären. Dass es sich um einen Mord handelt, ist schon sicher, ein Mörder auch festgesetzt. Doch ist es der Richtige? Der Universitätsprofessor Thomas von Boueberge und sein Sekretär Petter Hortten werden ausgesandt, den Mord zu untersuchen. Dies ist der Handlungsfaden, Erzähler ist der Sekretär. Er ist inzwischen in seinen Siebzigern, selbst Professor und schreibt die Geschichte aus seiner Erinnerung auf. Eingestreut in jedes Kapitel sind Erlebnisse und Gedanken aus der Gegenwart, dem Jahr 1747. Es handelt sich also um einen historischen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt. Der Autor Kurt Aust hat mit seinem Hauptprotagonisten Petter Hortten die Gemeinsamkeit, dass beide nicht in dem Land geboren und aufgewachsen sind, in dem sie leben. Aust ist Däne, 1955 geboren, der nach Aufenthalten in Afrika und Asien jetzt als Publizist und Autor in Norwegen lebt und auch in Norwegisch schreibt. Petter Hortten stammt aus Norwegen, ist der uneheliche Sohn einer Magd und kam im Alter von 19 Jahren nach Kopenhagen. Diese einfache Abstammung nagt des öfteren an seinem Selbstvertrauen und ist Bestandteil der Erlebnisse im Sommer 1700. Die Anlage des Romans - historisches Setting, der erfahrene Lehrer und sein Schüler klären ein Verbrechen auf - ist zwar bei Umberto Eco entlehnt, doch sollte man einen Vergleich unterlassen, denn dies wäre im Grunde ungerecht, denn nur der Rahmen der Geschichte erinnert an Eco. Eco hat eine andere Art, sein immenses enzyklopädisches Wissen in die Romane einzubringen. Aust läßt seinen Professor als Lehrmeister auftreten und sein Sekretär wird von ihm unterrichtet und gefördert, auch Petter kommentiert rückblickend das Geschehen, doch die Hauptbetonung bleibt auf dem Verbrechen und liegt nicht in den philosophischen Erkenntnissen der Menschen. Petters Grund für die Aufzeichnungen sind die immer noch empfundene Liebe und Dankbarkeit gegenüber seinem alten Lehrer, durch den er, der Bauernjunge, einen Status als Universitätsprofessor erreicht hat. Ohne Thomas von Boueberge hätte es nie einen Professor Petter Hortten gegeben und Hortten möchte Thomas mit seiner Schrift ein bleibendes Denkmal setzen, er ist eine Vaterfigur für Petter, der nie einen Vater hatte. Er erledigt dies anhand der Beschreibung der Auflösung der Kriminalhandlung und läßt vielleicht Boueberge selbst etwas zu kurz kommen. Ein weiteres Motiv Horttens für die Niederschrift ist aber auch sein eigenes Erleben. An seinem Lebensende angekommen, denkt er immer wieder über seine Jugendjahre nach und läßt sie Revue passieren. Eingestreut in den Roman sind die politischen Gedanken seiner Zeit: die Gegensätze zwischen Schweden und Dänemark, deren Bürger sich feindlich gegenüber stehen, die Gegensätze zwischen Adel und dem einfachen Stand, der Diskurs wie man als Historiker mit der Aufzeichnung von Geschichte umgeht. Trotz der Länge des Romans von 573 Seiten (obschon die deutsche Fassung in Rücksprache mit dem Autor gekürzt wurde) gelingt es Aust nicht, ein geschichtliches Bild von Skandinavien zu zeichnen, welches den Leser mit dem Nachlektüregefühl "etwas gelernt zu haben", welches doch in historischen Romanen sich öfters einstellt, zurücklässt. Zudem bleiben die Hauptprotagonisten etwas fremd. Dies mag daran liegen, dass sie immer aus der Perspektive des Erinnerns durch Petter geschildert werden. Insbesondere wäre eine breitere Aufbereitung des "Historikerstreits" zwischen Hortten und Hoffmann interessant gewesen, vielleicht in Form einer Darstellung der Entwicklung der Geschichts-wissenschaft. Als Fazit der Lektüre bleibt: viele Stunden mit Interesse an der Handlung geschmökert, doch das große Leseerlebnis wollte sich nicht einstellen. Ob es an den Kürzungen lag?

Die dritte Wahrheit

Gewinnerlos

Die Autorin wird einigen bekannt sein, denn "Der Flusskönig" ist immerhin der vierzehnte Roman der 1952 geborenen Amerikanerin. Es ist kein lautes Buch, keines das nach einer Fortsetzung oder Verfilmung ruft! Der Roman lebt von seinen Bildern, er ist überaus stimmungsvoll und poetisch erzählt. Es ist ein leises Buch, welches keinerlei großer Aktionen bedarf um die Atmosphäre des kleinen fiktionalen Ortes Haddan am gleichnamigen Fluss in Massachussetts zu beschreiben. In diesem Haddan gibt es eine Internatsschule von Tradition und nun wäre es einfach zu sagen, "Der Flusskönig" steht in der Folge von Donna Tartts "Die Geheime Geschichte". Es erinnert lediglich an Tartt, und ist doch ein ganz anderes Buch. Es gibt nicht ein Thema des Buches, es sind viele zwischenmenschliche Inhalte, die angerissen und angesprochen werden: Freundschaft/Familie, es geht um Tote und Überlebende, um Schuld und Reue, aber auch Schuld und Sühne, Ignoranz/Arroganz, Mut und Feigheit, Hass und Liebe und - nicht zu vergessen, - die Trauer, die das ganze Buch wie ein roter Faden durchzieht: die Trauer der Toten und die Trauer der Überlebenden. Die Haddan School besteht seit mehr als hundert Jahren und doch ist sie ein Fremdkörper für die Einheimischen geblieben. Einwohner und Lehrpersonal haben nichts miteinander zu schaffen. Die letzte Gelegenheit, dies zu ändern, ging mit der unglücklichen Ehe zwischen der Dorfschönheit Annie Jordan und dem Schuldirektor Dr. Howe gründlich daneben und endete mit Annies Selbstmord. Schulangehörige und Einheimische leben nebeneinander her, es gibt keine offenen Feindseligkeiten, aber auch keine Freundschaften. Daran würde normalerweise auch der Tod eines Schülers, Augustus Pierce, nichts geändert haben, wäre da nicht der Polizist Abel Grey, der spürt, hinter Gus' Tod steckt mehr als ein Unfall. Und Abel läßt sich von nichts und niemandem abhalten, eine Erklärung zu finden, denn "(...) Abe wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Toten sprachen und den Lebenden die Schuld zuwiesen an allem, was sie getan oder unterlassen hatten." Er läßt sich auch nicht ablenken, als er ganz überraschend feststellt, dass er, obwohl er sich für immun gehalten hatte, die Liebe zu einer Frau gefunden hat. Im Verlauf des Romans muss Abel erkennen, dass ihm die vertraute Welt fremd wird, das was er zu kennen glaubte, entpuppt sich als etwas anderes. Die Menschen und die Umgebungen verändern sich, verlieren den gewohnten Anblick. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die das Buch so liebenswert machen, wie die Erwähnung der Mäuse und ihrem Treiben, wie überhaupt die Natur mit Tieren und Pflanzen eine eigene Rolle im Personal des Romans haben dürfen: "Im Oktober, wenn die Ulmen ihre Blätter abwarfen und die Eichen von einem Tag auf den anderen gelb wurden, kamen die Mäuse aus dem hohen Gras am Flussufer und machten sich auf die Suche nach einem Unterschlupf. Die Mädchen in St. Anne's fanden sie oft in den Schubladen ihrer Kommode oder eingekringelt in ihren Schuhen neben dem Bett." An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass es der Autorin nicht um Tempo geht, sie ist mehr daran interessiert, zu beobachten und daran zu erinnern, was zu Beginn des Herbstes geschieht. Ein weiteres Beispiel zeigt eine sensible Autorin, der es gelingt mit kleinen Sätzen große Wirkung zu erzielen: "So ist das Leid: Es verfolgt den, der vor ihm flieht, und hinterlässt eine endlose Spur der Trauer." Wer Alice Hoffman als Autorin noch nicht kennt, dem sei dieses 352 Seiten starke Buch empfohlen, wer sie kennt, wird es ohnehin lesen.

Das Orangenmädchen