Wir treffen uns nach dem Krieg

Die ersten zwei Comic-Bände der Berlin-Triologie von Mark van Oppen (Marvano). Es wird die historisch verankerte Geschichte von britischen Kriegspiloten während und nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin erzählt.

Berlin

Coetzees literaturkritischer Blick

Coetzee entpuppt sich in diesem interessanten Essayband als profunder Kenner und Liebhaber der deutschen Literatur.

Was ist ein Klassiker?

Robin Hood lebt

Auch die 3. Staffel dieser Robin-Hood-Fernsehserie ist inhaltlich ansprechend und abwechslungsreich. Mystisches wurde etwas stärker gewichtet.

Robin Hood

Eine differenzierte und sorgfältige Rezeption des Mythos' Robin Hood

Die ersten beiden Staffeln der Robin-Hood-Fernsehserie aus den Jahren 1983/84, die wohl die beste, weil differenzierteste und liebevollste Adaption des Stoffes für Film und Fernsehen darstellt.

Robin Hood

Ein rhapsodisches Werk

Eines der grossen Werke der Weltliteratur exzellent vorgetragen von Harry Rowohlt.

Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman

Wie man im Geisterreich zum V.I.P. wird

Eine witzige Geschichte über Tom, einen Schüler, der von seinen Mitschülern gehänselt wird und auch sonst in ziemlich brenzlige Situationen gerät, aber Unterstützung aus dem Geisterreich hat.

Arthur Unsichtbar und der Schrecken von Thorblefort Castle

Krieg, Wahnsinn und der Versuch eines Neuanfangs

Der Roman erzählt die Geschichte von Christopher Tetjens, der im Ersten Weltkrieg an den Rande des Wahnsinns kommt, nach dem Krieg mittellos dasteht und dennoch einen Neuanfang in der Liebe versucht.

Der Mann, der aufrecht blieb

Wer war Clive Dunlop wirklich?

Bennetts witzig-ironischer Roman vorzüglich vorgetragen von Uwe Friedrichsen.

Handauflegen

Ich hasse es, wenn ich keine Angst haben darf

Die Themen, denen sich Barnes annimmt, könnten depressiv stimmen. Die Dialoge aber, die unter anderem gekennzeichnet sind von einer gehörigen Portion schwarzen Humors, bewirken eher das Gegenteil. Ein gelungenes Hörbuch.

Der Zitronentisch

Eine Mumie gibt Rätsel auf

Es macht Freude, wieder einmal einen Krimi zu lesen, in dem seriöses Ermitteln und nicht technisch-chirurgische, vom Zufall begünstigte Arbeit zur Lösung eines Falls führt.

Haut und Knochen

Kein Aschenputtel

Eine zauberhafte Geschichte und zugleich ein historisch exaktes Zeitpanorama Englands im 17. Jahrhundert.

Ich, Coriander

Das Recht der Frau auf freie Partnerwahl

Jane Austens bis heute beliebtester Roman behandelt ein zur damaligen Zeit heikles Thema: die arrangierte Ehe. Das Buch und zwei Hörbücher seien hier vorgestellt.

Stolz und Vorurteil

In einer nicht allzu fernen Zukunft?

Die Hauptpersonen in diesem Roman sind Klone. Wer jetzt aber einen Science-Fiction-Knüller erwartet, liegt falsch. Das Buch handelt eher vom Erwachsenwerden und von der Schicksalsergebenheit der Menschen.

Alles, was wir geben mussten

David Adjaye: Zwischen Architektur und Kunst

David Adjayes Bauten können auf den ersten Blick irritieren, auf den zweiten faszinieren sie aber. Dreizehn seiner Häuser werden hier vorgestellt.

David Adjaye Häuser

Die Ermittlungen eines Autisten

Ein liebenswertes und faszinierendes Porträt einer fragilen Seele, dessen Innenleben so verständlich und vertraut wird, wie man das zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

Über Vorurteile

Eines stellt Sir Peter Ustinov gleich zu Beginn klar: Ein Freund von Georg W. Bush und seiner Machtpolitik ist er nicht. "Ich frage mich, wie schläft eigentlich ein Georg W. Bush? Wie schläft ein solcher Mann bei dem Gedanken, dass diese Kinder [Kinder, die bei den Bombardements auf Bagdad umkamen] ohne seine Befehle noch leben würden. Schreckt er auf, quälen ihn Albträume? Oder ist sein christliches Gewissen derart Show, dass er diese Gedanken gar nicht kennt? Ich vermute es." (s. 18f). Auch wenn Ustinov in seinen zahlreichen Geschichten immer wieder zu einem Seitenhieb gegen Bush ausholt, hat er auch Heitereres zu bieten. Heiter ist dabei weniger das Thema, als viel mehr Ustinovs Art darüber zu schreiben. Er stellt nicht den Anspruch, möglichst differenziert die Rolle des Vorurteils in der Gesellschaft zu analysieren. Hierfür existieren bereits an drei europäischen Universitäten Stiftungslehrstühle (Durham, Budapest und Wien), die dank der Initiative von Ustinov geschaffen wurden. In seinem vorliegenden Werk lässt er seinen Gedanken freien Lauf. Den Zwiespalt, den das Thema Vorurteile birgt, bringt Ustinov gleich selber auf den Punkt: "Über kleine Gaunereien und Kavaliersdelikte, die auf das Konto des Vorurteils gehen, amüsiere ich mich. Über die Kapitalverbrechen, die es anrichtet, schreibe ich in einem anderen Ton. Diesen Perspektivenwechsel, der nicht nur einer in meinem Kopf, sondern auch in meinem Gemüt ist, möchte ich von Anfang an markieren: Das grösste Verbrechen des Vorurteils ist Auschwitz." (s. 22). Hierin findet sich auch die Antwort auf die Frage, weshalb Ustinov erstmals auf Deutsch schreibt. So erzählt Ustinov - mit Witz, wo immer angebracht - von Begegnungen mit Prominenten wie Michail Gorbatschow, Charlie Chaplin, Georges Simenon, Indira Gandhi oder Jimmy Carter, macht sich seine Gedanken über des Deutschen Humorlosigkeit, des Japaners Höflichkeit und des Schweizers Langsamkeit und fragt sich, ob Reisen tatsächlich bildet, was Segeln und Religionen gemein haben und wie man ein Kamel durchs Nadelöhr bringt. Dies und anderes greift Ustinov in den gut 100 Anekdoten, Geschichten und Essays auf. Dann und wann flechtet er das eigentliche Thema vielleicht etwas gar gewollt ein, doch das verzeihen wir ihm gerne, denn Langeweile kommt bestimmt nicht auf.

Achtung! Vorurteile

Die Vergangenheit in der Gegenwart

Dass der Engländer Peter Ackroyd in Deutschland vielen ein Unbekannter geblieben ist, läßt sich aus zwei Indizien schließen: einerseits ist mit dem jetzt bei btb erschienenen Band "Das Haus des Magiers" ein Roman in deutscher Erstveröffentlichung erschienen, der im Original schon 1993 auf den Markt kam und anderseits ergab ein Suchlauf bei amazon.de, dass einige der ins Deutsche übertragenen Titel Ackroyds nicht mehr erhältlich sind. Deshalb zunächst einige Worte zum Autor: Peter Ackroyd wurde 1949 geboren und ist der führende Kritiker für Literatur bei der renommierten britischen Times. Seine eigenen zahlreichen Bücher stammen aus den Genres Lyrik, Roman, Biografie und Literaturwissenschaft. Für den Roman "Hawksmoor" erhielt er 1985 mehrere Preise, darunter den "Prix Goncourt". Literarischen Ruhm erntete Ackroyd insbesondere für seine Arbeit als Biograf literarischer Größen wie T. S. Eliot oder Charles Dickens. Auch in seinen Romanen beschäftigt sich Ackroyd gerne mit bekannten historischen Persönlichkeiten. In einem literaturkritischen Werk setzte er sich mit der zeitgenössischen englischen Literatur auseinander und kritisierte darin das konventionelle realistische Erzählen als nicht mehr zeitgemäß. In Konsequenz seiner eigenen Forderung sind in den Romanen Ackroyds die traditionellen Erzählstrukturen aufgehoben, so auch im "Haus des Magiers". Dieser Roman beschäftigt sich mit einer historischen Figur des elisabethanischen Englands, nämlich John Dee, dem Alchemisten und Mathematiker, der von 1527 bis 1608 lebte. Dee, Astrologe der Königin Mary Tudor, wurde als Magier verhaftet, 1555 aber wieder entlassen. Im Roman nun erbt der Historiker Matthew Palmer von seinem Vater ein Haus, von dem Matthew zuvor nicht einmal wusste, dass es im Besitz des Vaters war. Er spürt sofort, mit dem Haus hat es etwas auf sich, es muss eine Geschichte haben und er beginnt dieser nachzuspüren. Bald findet er heraus, es gehörte in früheren Zeiten dem Magier Dr. Dee. Die Zeitebenen und Perspektiven im Roman vermischen sich dann immer mehr. Anfangs wechselt die historische Perspektive des Dr. Dee noch mit der zeitgenössischen des Matthew Palmer, bis beide Protagonisten sich auf einer nicht definierbaren zeitlichen Ebene treffen, denn nichts vergeht wirklich, weil in der Gegenwart auch die Vergangenheit enthalten ist. Doch ist dies nicht nur die Geschichte von Dr. Dee, auch Matthew findet zu seinem Innersten. Versucht man diesen Roman mit Schlagworten zu beschreiben, ist es ein Roman über den Begriff der Zeit, über Menschen mit und ohne Liebesfähigkeit. Es ist aber auch ein Roman über London, nämlich das London des Dr. Dee. Ackroyd ist es gelungen, das Milieu der elisabethanischen Zeit nicht nur im Sprachduktus, sondern auch in der Beschreibung der Straßenszenen wieder auferstehen zu lassen. Besonders gelungen scheint mir aber die elisabethanische Sprachgewalt des John Dee zu sein, die Ackroyd mit einer Leichtigkeit benutzt, als sei sie seine eigene Sprache. Nie erscheint sie gequält oder gekünstelt, sondern wirkt auch im Kontrast zu der modernen Sprache des Matthew Palmer echt.

Das Haus des Magiers