Bereits Ende der 90er Jahre erregte dieses VWL-Lehrbuch in den USA erhebliche Aufmerksamkeit, obwohl es noch gar nicht erschienen war. Dies war u. a. auf die vielversprechende Erklärung von Autor und Verlag zurückzuführen, die "Economics" von Paul A. Samuelson nach rund 50 Jahren als eingeführtes Standardlehrbuch zur Volkswirtschaftslehre ablösen zu wollen. Des Weiteren hat N. Gregory Mankiw, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University, sein brillantes Schreibtalent seit vielen Jahren unter Beweis gestellt. Er hat als profilierter Wissenschaftler und engagierter Publizist mit vielen Beiträgen in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften (wie etwa dem American Economic Review und dem Journal of Political Economy) sowie in bekannten Organen der politischen und wirtschaftlichen Meinungsbildung (wie zum Beispiel der New York Times und dem Wall Street Journal) überzeugt und war als Autor seiner allgemein anerkannten "Macroeconomics" erfolgreich. Zusätzlich zu seinen Lehr- und Forschungsaufgaben war er in verschiedenen Beratungsgremien tätig, u. a. als Vorsitzender des Council of Economic Advisors des damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Wen wundert es, dass deshalb der mit der Vorbereitung der neuen "Economics" verbundene Erwartungshorizont kein geringer war.
Zwischenzeitlich ist dieses Werk zum internationalen Bestseller aufgestiegen, wurde in ca. 20 Sprachen übersetzt und avancierte auch an deutschen Hochschulen zum VWL-Klassiker. In der jetzt vorliegenden Neuauflage hat wiederum Mark P. Taylor, Professor für Internationale Finanzen und Dekan der John M. Olin Business School an der Washington University, als Co-Verfasser zur Erweiterung und Aktualisierung beigetragen. So wird auch die immer wieder aufkommende Kritik an allzu stark vereinfachenden Vorstellungen eines rational kalkulierenden Homo oeconomicus zugunsten sogenannter heterodoxer Ansätze aufgenommen. Einen viel höheren Stellenwert erhält dabei die mittlerweile mit mehreren Nobelpreisen ausgezeichnete Informations- und Verhaltensökonomik. Neu ist auch der Überblick über die Erkenntnisse der Institutionenökonomik, der feministischen Ökonomik und der Komplexitätsökonomik. Die Erörterung unterschiedlicher Marktstrukturen wird um die Theorie der bestreitbaren Märkte ergänzt. Und im Hinblick auf die weiteren Außenhandelstheorien werden auch das Heckscher-Ohlin- und das Stolper-Samuelson-Theorem in die Betrachtungen einbezogen.
Das Buch vermittelt nicht nur die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, sondern eröffnet vom ersten Kapitel an Ausblicke auf die aktuellen Entwicklungen in Praxis und Lehre. Es werden nicht nur tagespolitische Fragen wie "Hilft die Mietpreisbremse, erschwingliche Wohnungen zu finden?", "Welche Auswirkungen hat der Corona-Lockdown auf die Wirtschaft?", "Was bedeutet der Brexit für Großbritannien und die Europäische Union?", "Was sind Kryptowährungen?" diskutiert, sondern auch Themen aus den aktuellen Forschungsgebieten wie der Informations- und Verhaltensökonomik (z.B. Prinzipal-Agenten-Theorie, asymmetrische Information und Moral Hazard) aufgegriffen.
Die sachkundige Übersetzung und hervorragend gelungene Übertragung von einer angelsächsischen Sicht in einen europäischen Kontext sowie die Berücksichtigung institutioneller Gegebenheiten der Bundesrepublik Deutschland sind wiederum den deutschen Bearbeitern (Dr. Marco Herrmann, Prof. Christian Müller und Diana Püplichhuysen) zu verdanken. Dieses Team hat sich nicht nur auf die Übersetzung der englischsprachigen Vorlage beschränkt, sondern hat die "Economics" auf die Verhältnisse und Lebensumstände in Deutschland übertragen. Somit werden auch Themen wie die "schwarze Null", der Bankenstresstest, die Finanztransaktionssteuer oder etwa die aktuelle Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland, die Marktmacht von Unternehmen wie Google und Edeka und die daraus folgenden Regulierungsbestrebungen der deutschen und europäischen Kartellbehörden behandelt. Hilfreich sind auch das Glossar der wichtigsten Fachbegriffe und deren Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische.
In insgesamt 36 Kapiteln werden – im Anschluss an die Einführung in volkswirtschaftliche Regeln und ökonomisches Denken – u.a. die folgenden Fragestellungen der Mikro- und Makroökonomie behandelt:
Den besonderen Reiz des Buches machen die unverkennbar lebendige und dennoch prägnante Sprache der Autoren sowie deren didaktisch-pädagogisches Geschick aus. Komplexe Sachverhalte werden modular entflochten, leicht lesbar, mit vielen griffigen Beispielen versehen und nicht selten amüsant formuliert und präsentiert. Mankiw/Taylor verzichten auf die vermeintliche Eleganz formaler Modelle bzw. theoretischer "Trockenübungen" und überzeugen anstelle dessen durch ein hervorragendes und in der 8. Auflage nochmals optimiertes methodisch-didaktisches Konzept, das jeden, der dieses Buch in die Hand nimmt, überzeugen wird. Die beiden Verfasser machen deutlich, dass Volkswirtschaftslehre mitten im Leben stattfindet. Die Fülle der Praxisbeispiele und Fallstudien werden durch aussagekräftige Grafiken sowie durch einfache, jedoch sachdienliche Zahlenbeispiele ergänzt. Selbst der Umgang mit eher technischen Fragen und abstrakten Themen bzw. Modellen, wie z. B. mit Produktionsfunktionen, Budgetgeraden und den DSGE-Modellen, lässt sich nahezu spielerisch erlernen. Die Zusammenfassungen, Stichwörter, Wiederholungsfragen, Aufgaben und Anwendungen am Ende eines jeden Kapitels bieten für Studenten der Ökonomie attraktive Lern- und Prüfungsvorbereitungsmöglichkeiten und unterstützen darüber hinaus die Lernzielkontrolle auch für sonstige Leser, die sich für gesamtwirtschaftliche Themen interessieren und sich deshalb mit den Grundlagen der Volkswirtschaftslehre fundiert auseinandersetzen wollen.
Fazit: eine klare Kaufempfehlung für dieses exzellente Standardwerk für alle diejenigen, welche auf der Suche nach einem VWL-Lehrbuch sind, das sehr gute Verständlichkeit, fachlichen Tiefgang, hohen Praxisbezug und Aktualität optimal miteinander verbindet.
Das Arbeitsbuch zum Lehrbuch