Die Frau, die in Hitlers Wanne badete
Ihr berühmtester Schnappschuss stammt nicht von der Fotografin selbst. Geschossen hat ihn ein Kollege, David E. Scherman von Time Life, der gemeinsam mit ihr im noch nicht komplett besetzten, aber unmittelbar vor der Kapitulation stehenden Deutschland unterwegs war. Scherman drückte auf den Auslöser, als Lee Miller gerade ein Bad nahm. Es war nicht irgendeine Badewanne, in der die blonde Amerikanerin saß. Es war die Badewanne des Führers.
Adolf Hitler würde sie nie wieder benutzen, denn er hatte gerade - was Miller und Scherman nicht wussten - im fernen Berlin Selbstmord begangen. Die Wanne in der verwaisten Wohnung in Münchens Prinzregentenstraße 16 sollte in die Geschichte der Fotografie eingehen. Das verdankt sie einem Paar vor dem mit hundsgewöhnlichen Kacheln verkleideten Zuber abgestellten, total verdreckten Armeestiefel - und deren ebenso attraktiver wie mutiger Besitzerin.
Lee Miller befand sich zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr in Europa. Als Kriegsfotografin hatte sie den Vormarsch der Alliierten nach deren Landung in der Normandie dokumentiert und war mit der US-Armee über Paris und das Elsass nach München gelangt, in die von den Nazis selbst so bezeichnete "Hauptstadt der Bewegung". Vorher hatte sie Dachau und über einen Umweg auch Buchenwald einen Besuch abgestattet. Miller war zu dem Schluss gekommen: "Deutschland ist ein schönes Land - mit Dörfern wie Juwelen und zerbombten Stadtruinen - und wird von Schizophrenen bewohnt."
Letztere lebten beispielsweise in Weimar, der Stadt der deutschen Klassik, wo Goethe und Schiller wirkten und wo sich keine vier Kilometer entfernt auf einem Hügel das Konzentrationslager Buchenwald erhob. Lee Miller drückte auf den Auslöser, als brave deutsche Bürgerinnen und Bürger von den einmarschierten Amerikanern gezwungen wurden, sich den Ort des Elends anzuschauen, von dem sie zuvor angeblich weder etwas gehört noch gesehen und schon gar nichts gewusst hatten.
Nicht weniger beeindruckend als ihre Aufnahmen sind Lee Millers Berichte, die umgehend in einer Modezeitschrift(!) veröffentlicht wurden. Nur wenige Seiten trennten damals in der Vogue die Skelette der Verhungerten in deutschen KZs von leckeren Kochrezepten und perfekt gestylten Models. Nun sind die Reportagen in deutscher Übersetzung erschienen. Klaus Bittermann hat sie in seiner edition tiamat herausgegeben und mit einem Nachwort versehen. Darin bezeichnet er Lee Millers packende Darstellung als ein durchaus subjektives und parteiisches, aber auch sehr authentisches Werk. Bilder und Texte dokumentieren lebhaft und eindringlich - und zum Glück nie belehrend - den Alltag in einer der schwärzesten Stunden Deutschlands, mit Einwohnern, deren Groll viel mehr dem verlorenen Krieg als dem durch das von den Nationalsozialisten angerichtete Unheil geschuldet schien.
Auch sieben Jahrzehnte später ist Lee Millers Abrechnung mit den Deutschen eine lohnende Lektüre!
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