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Jürgen Horsch: Kostenrechnung

Kosten- und Erlösrechnung, straff und zielorientiert

Die Kosten- und Erlösrechnung (KER) stellt neben dem Jahresabschluss das zentrale Element des betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns dar. Die KER ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des betrieblichen Rechnungswesens, sondern gilt auch als wesentliches Instrument für das operative Controlling und unterstützt die erfolgsorientierte Steuerung der betrieblichen Aktivitäten. Dementsprechend gehört die KER zum Pflichtbestandteil jeder betriebswirtschaftlichen Ausbildung in akademischen Studiengängen wie auch im Bereich der kaufmännischen Fort- und Weiterbildung. An diesen Sachverhalt knüpft das vorliegende Lehrbuch an, das in die Grundlagen der KER einführt.

Das Buch ist in sieben Kapitel gegliedert.

Kapitel 1 "KER als Teil des Rechnungswesens" gibt einen systematischen Überblick über die Teilsysteme des Rechnungswesens. Anschließend werden die wichtigsten Basisbegriffe des Rechnungswesens definiert und voneinander abgegrenzt.

Kapitel 2 "Grundlagen der KER" erläutert den Begriff, die Ziele und die Aufgaben der KER. Danach werden die zwei für die Theorie und Praxis der KER relevanten Kostendifferenzierungen, zum einen nach der Abhängigkeit von der Beschäftigung und zum anderen nach der Zurechenbarkeit auf den Kostenträger, untersucht. Die Durchführung einer KER ist nur möglich, wenn zuvor einerseits der Zeitbezug und andererseits der Verrechnungsumfang festgelegt werden. Diese beiden Dimensionen können beliebig miteinander kombiniert werden und charakterisieren damit das jeweils in den Unternehmen praktizierte Kostenrechnungssystem. Mit einem entsprechenden Überblick über die Ist-, Normal- und Plankostenrechnung sowie über die Voll- und Teilkostenrechnung schließt dieses Kapitel ab.

Kapitel 3 "Vollkostenrechnung" befasst sich mit den fünf Elementen der traditionellen KER. Im Rahmen der Kostenartenrechnung werden die Kosten aus der Finanzbuchhaltung abgeleitet, sog. Anders- und Zusatzkosten ermittelt, um damit alle in einer Abrechnungsperiode angefallenen Kosten der Art und Höhe nach auszuweisen sowie in Einzel- und Gemeinkosten aufzuteilen. Dabei werden im Einzelnen die Material-, Personal- und Dienstleistungskosten sowie die kalkulatorischen Kosten (Abschreibungen, Zinsen, Wagnisse, Unternehmerlohn und Miete) näher betrachtet. Die Kostenstellenrechnung befasst sich mit der Frage, wo im Unternehmen Kosten angefallen sind. Hierzu werden organisatorische Einheiten gebildet, für die dann die Kosten geplant, erfasst und kontrolliert werden. In diesem Zusammenhang werden der Betriebsabrechnungsbogen, die Verteilung der primären und sekundären Gemeinkosten sowie die Ist-Zuschlagssätze mit den entsprechenden Kostenabweichungen behandelt. Bei der Kostenträgerstückrechnung steht die Kalkulation eines Produktes mit dem Ziel der Selbstkostenermittlung im Mittelpunkt. Der Verfasser konzentriert sich hierbei auf die in Fertigungsunternehmen üblichen Methoden der Divisions-, Äquivalenzziffern-, Kuppel-, Zuschlags- und Maschinenstundensatzkalkulation. Bei der kurzfristigen Erfolgsrechnung werden für eine relativ kurzfristige Periode die Kosten den Erlösen gegenübergestellt, um das Betriebsergebnis zu ermitteln. Ein Abschnitt über die Planung und Kontrolle von Kosten und Erlösen rundet dieses Schwerpunktkapitel ab.

Kapitel 4 "Teilkostenrechnung" zeigt vor allem auf, wie Gemeinkosten in variable und fixe Bestandteile aufgespaltet werden können, was unter einem Deckungsbeitrag zu verstehen ist, wie sich eine ein- und mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung aufbauen lassen und welche Informationen dadurch gewonnen werden können.

Kapitel 5 "Entscheidungsorientierte Kostenrechnung" macht deutlich, wie mit Hilfe der Teilkostenrechnung betriebswirtschaftliche Entscheidungen fundiert unterstützt werden. In diesem Kontext werden die Break-Even-Analyse, Preisgrenzen, Planung des Produktions- und Absatzprogramms, Verfahrensauswahl und die Alternative Eigen- versus Fremdfertigung näher betrachtet.

Kapitel 6 "Prozesskostenrechnung" und Kapitel 7 "Target Costing" knüpfen an den Schwachstellen der traditionellen KER an und geben einen kurzen Überblick über die Handhabung von zwei ausgewählten neueren Verfahren. Diese sind zum einen die prozessorientierte Kostenrechnung und zum anderen das Konzept der Zielkostenrechnung.

Dem Autor, Professor für Finanzwirtschaft und Controlling an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, ist eine straffe, zielorientierte und dennoch gut verständliche Darstellung der wichtigsten Grundlagen der KER gelungen. Hilfreich sind auch die im Buch enthaltenen 33 Fallbeispiele, 17 Übungsaufgaben mit Lösungen und Ergebnisse einer vom Verfasser durchgeführten empirischen Untersuchung, welche Methoden sich in der betrieblichen Praxis durchgesetzt haben. Für die vorliegende 4. Auflage wurde das Buch überarbeitet und aktualisiert. Neu ist insbesondere die Springer Nature Flashcards App, welche die Möglichkeit bietet, den eigenen Wissensstand zu einem Thema via Fragen und Antworten einfach und mittels eines Lernalgorithmus abzufragen.

Damit eignet sich dieses Lehr- und Arbeitsbuch sehr gut zum vorlesungsbegleitenden Studium im Fach KER an Hochschulen und weiterbildenden Bildungseinrichtungen sowie zur gezielten Klausurvorbereitung für dieses zentrale Prüfungsfach. Da die KER zum unverzichtbaren Handwerkszeug der Betriebswirtschaft zählt, ist die Lektüre dieses Buches auch für Mitarbeiter in der Kostenrechnung und im Controlling sowie darüber hinaus auch für Ingenieure und für Meister in Industrie und Handwerk von Interesse.


von Bernd W. Müller-Hedrich - 27. April 2020
Kostenrechnung
Jürgen Horsch
Kostenrechnung

Klassische und neue Methoden in der Unternehmenspraxis
Springer Gabler 2020
340 Seiten, broschiert
EAN 978-3658282387