Ein sprachlicher Genuss
Toll! Wunderbar! Ein wahrer Lesegenuss! Ich kann diesen Roman gar nicht genug rühmen, ich habe gelacht, war hingerissen von des Autors Formulierfähigkeit, staunte ob der intensiven Bilder, die in meinem Kopf Gestalt annahmen, fühlte mich hinein versetzt in die Fünfzigerjahre.
Wie elegant, leichthändig, ja lustvoll dieser Autor mit der Sprache umgeht: "Lind umschmeichelte ein Wind die Platanen. Leichtes Wellengekräusel des Teichs verlor sich im Ufergrün. Weidenzweige hingen ins Nass. Ein Schwan wie aus einem phantastischen Lande Brabant liess sich über den Wasserspiegel gleiten. Im Gras lag ein vergessenes Tuch. In der Ferne öffneten sich die unabsehbaren Baumreihen des grossen Weges, der Seufzerallee. Mit mittäglicher Augustkraft brannte die Sonne aus der Bläue. Vögel verharrten im Laubschatten. Unberührter Kies zwischen Rasenflächen schien zu knirschen. Die Gänseblümchen empfingen unverdrossen das heisse Licht. In den Hofgarten drang wenig Verkehrslärm ..." Grossartig! Das ist Literatur!
Und immer wieder stösst man auf so dahin gestreute gescheite Sätze wie: "Doch jeder Ort besass seine stimmigen Sitten, die sich gelegentlich änderten." "Jeder richtete sich aufs beste mit seinen begrenzten Gedanken ein."
Doch worum gehts? Wir schreiben das Jahr 1954. Thomas Mann und seine Frau Katja werden im "Breidenbacher Hof" in Düsseldorf erwartet. "Ein Nobelpreisträger bedurfte der grösstmöglichen Ruhe. Und insbesondere der alsbald erwartete. Der Gast galt als einer der empfindlichsten. Weltweit". Zu selben Zeit logiert auch der seit Jahren in Indonesien lebende Klaus Heuser im Hotel, der zusammen mit seinem Freund Anwar auf Heimaturlaub ist. "Anwar konnte zwar stundenlang im Lotussitz auf dem Fussboden hocken und in den Monsun meditieren. Andererseits hatte er in Shanghai den fixen Zimmerpreis um ein Drittel herunter gehandelt und einen chinesischen Strassenhändler, der ihm überreife Mangos als frische angepriesen hatte, dahin gebracht, den Kopf zu senken, wenn sie seinen Stand passierten." Das Pikante daran ist, dass Klaus Heuser zu Thomas Manns grossen Lieben zählt.
Thomas Mann soll in Düsseldorf aus dem "Felix Krull" lesen, doch er kann nicht sprechen, er ist erkältet. Die Bewunderung, ja Ehrerbietung schlägt um in Ablehnung ("Geschickt, wie er über Jahrzehnte Erfundenes um lebensschwache Luxusgestalten verscherbelt hatte, über die fast nie zu lesen war, wovon sie ihr Dasein bestritten, welcher Krankenkasse sie angehörten, Buchfiguren, die nie einen Autoreifen wechselten.") und wie wunderbar gekonnt Pleschinski das Umschlagen der Stimmung schildert.
Dann verschafft Pleschinski Thomas und Katia Manns quirliger Tochter Erika einen grandiosen Auftritt in Klaus Heusers und Anwars Dachzimmer: So treffend wurde Erika Mann ("Es wollte einleuchten, dass niemand eine solche Frau bleibend an sich binden konnte:") vermutlich noch nie geschildert. "Sind Sie Buddhist oder Mohammedaner"?, will sie von Anwar wissen. "Gott ist gross", erwidert dieser, worauf sie bemerkt: "Das kann man, falls man's glaubt, so stehenlassen."
Erika will ein Zusammentreffen zwischen ihrem Vater und Heuser vermeiden, sie verbietet Klaus zur Lesung zu kommen. Doch dann taucht ein alter Mann vor Klaus' Zimmertür auf. Ist es Thomas Mann? Es sei hier nicht verraten ...
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