Der privilegierte Widerstandskämpfer
Joachim Gauck, der neue Präsident der Bundesrepublik Deutschland, hat sich ja schon vor geraumer Zeit divers in Szene zu setzen versucht - nicht zuletzt mittels der Veröffentlichung seiner Mini-Schrift "Freiheit", die der Konsument politischer Lektüre als Flachheit ersten Grades zu ertragen hatte, sollte er dümmlicherweise zu diesem Unsinn gegriffen haben. Gaucks Inszenierungen seiner Person gingen und gehen in eine Richtung, die die Nerven nicht weniger gesellschaftlich Interessierter erheblich zu belasten wussten, was an dieser Stelle jedoch nicht weiter zu thematisieren ist.
Im positiven Gegensatz zu gauckschen Schriftstellereiversuchen steht das zu besprechende, 119 Seiten bietende Buch von Klaus Huhn "Die Gauck-Behörde - Der Inquisitor zieht ins Schloss."
Der Autor, Jahrgang 1928, gehört zur Gründergeneration der noch heute existenten Tageszeitung 'Neues Deutschland'. Für dieses dereinst sehr auflagenstarke Blatt arbeitete er bis 1990. Klaus Huhn gilt vielen nicht nur als ein Experte bezüglich des historisch indifferenten Umgangs mit dem (vor allem sportlichen) Erbe der DDR, welches - politischen Motiven geschuldet - in der veröffentlichten Meinung Deutschlands grundsätzlich negativ konnotiert wird. Nein, Huhn hat auch Joachim Gauck und seinen nicht zwingend als rühmlich zu bezeichnenden Werdegang kritisch begleitet. Alleine deshalb ist man ihm zu Dank verpflichtet, denn die mainstreammäßige Verklärung des neuen Präsidenten in den führenden Medien der BRD, sei es von BILD oder Spiegel, von BUNTE oder FAZ, von Süddeutscher Zeitung bis zur Welt, von öffentlich-rechtlichen bis zu privaten Sendern ist dermaßen standardisiert, dass man sich fragt, ob es in der abgewickelten ostdeutschen Republik jemals eine dermaßen 'gleichgeschaltete' Berichterstattung gegeben haben kann. Rühmliche Ausnahmen sind übrigens die Tageszeitungen "junge Welt" und "neues deutschland".
Entgegen der glamourösen medialen Darstellung des aktuellen Grüßaugustes aus Berlin, tischt Huhn Fakten als auch Fragen auf, die an der Redlichkeit des eitlen Selbstdarstellers zweifeln lassen. So ist sicherlich nicht jeder und jedem bekannt, dass Gauck, der selbsternannte große Widerstandskämpfer gegen das Böse in der seinerzeitigen Deutschen Demokratischen Republik, zum eigenen Vorteil entsprechend intensive Kontakte zu dem von ihm später verteufelten Ministerium für Staatssicherheit (MfS; Stasi) nutzte. Nicht nur die beiden Söhne konnten auf seinem und deren Wunsch frei und unbehelligt aus dem 'Unrechtsstaat DDR' (Zitat Gauck) ausreisen, sondern es wurde ihm gleichzeitig eine eigene Westreise genehmigt (S. 52). Ferner durften die Söhne zu einem späteren Zeitpunkt besuchsweise auch wieder in die damalige ostdeutsche Republik einreisen (S. 73). Ist in diesem Kontext eine Zusammenarbeit mit entsprechenden Organen der von Gauck angeblich so mutig bekämpften Republik nicht zu vermuten? Wem sonst kamen solche Privilegien zugute, der keinen entsprechenden Umgang mit der 'Macht', wie es wohl bei 'Star Wars' heißen würde' pflegte?
Sollte vielmehr nicht auch verwundern, dass im Zuge der Umwälzungen in besagtem Staate der heute als Revolutionsführer Gefeierte augenscheinlich unbeobachtet seine Stasi-Akte in windigen Zeiten, ohne Zeugen, ohne zuvor getätigter Dokumentation derselben in Rostock hatte einsehen können? Eine führende Persönlichkeit im Komitee zur Auflösung des AfNS (Amt für Nationale Sicherheit), der kurzfristigen Nachfolgeorganisation des MfS, wunderte sich: "'Am 02. August 1990 erschien Gauck im Archiv in Rostock. Es wurde die Bereitstellung seiner Unterlagen verlangt. (...) Bei der Durchsicht sei "'keine weitere Person zugegen'" gewesen (S. 52-53). "In der WDR-Sendung behauptete Gauck ohne Zögern, es seien seinerzeit 'viele Leute' dabei gewesen, als er für wenige Minuten in seine Akte Einsicht nahm" (S. 53). Man lese, staune und frage sich: Warum diese Ungereimtheiten?
Und noch etwas: Ist der aktuelle Präsident der BRD nach der 'Wende' nicht primär durch seine antisozialistische Positionierung, Stasi-Hysterie und DDR-Verdammung aufgefallen? Hatte er nicht seinen gesellschaftlichen Platz im 'vereinten' Deutschland als Held des Widerstandes gegen die 'rote Diktatur' gesucht als auch gefunden? Über seine offensichtlich wenig stark ausgeprägte, charakterliche Festigkeit spricht das Protokoll eines Gespräches zwischen Joachim Gauck und einem Vertreter des MfS im Jahr 1988, was Klaus Huhn in längeren Passagen zitiert und kommentiert, an dieser Stelle jedoch nur kurz thematisiert werden kann, Bände. "'Gauck schätzte ein, dass, wenn Veränderungen in der DDR nicht kurzfristig realisiert werden, die DDR sich im sozialistischen Lager isolieren wird und die positiven Zielsetzungen, die die sozialistische Gesellschaft hat, dadurch nicht erfüllt werden (…).' Man hält die Luft an: Redet so ein antikommunistischer Widerstandkämpfer mit einem Feind?" (S. 64) Alleine für den Abdruck dieses Protokolls lohnt sich ohne Frage der Erwerb dieses Buches.
Wie schrieb Marian Krüger am 24.02.2012 in der Tageszeitung "neues deutschland" so treffend: Mögen Gauck "noch so viele prunkende Gewänder umgehängt werden, der Mann ist weder Intellektueller noch Staatsmann, noch hat er die Verdienste um die deutsche Einheit, die ihm nachgesagt werden." Dieser Aussage könnte man nicht zuletzt nach der Lektüre des Buches von Klaus Huhn zweifellos folgen. Immerhin: 'Gewulfft' hat Gauck bisher wohl nicht.
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