Kim Jong Il: Versuch einer Biografie
Wir schreiben das Jahr 2005. Die Ganze Welt ist vom Kommunismus befreit? Die ganze Welt? Nein. Ein unbeugsamer kleiner, dicker Herrscher aus Nordkorea lehrt den Mächtigen westlichen Demokratien und seiner eigenen Bevölkerung noch immer das Fürchten. Kim Jong Il, Sohn des "Ewigen Präsidenten" und Vorgängers Kim Il Sung mangelverwaltet sein Land im Stile Stalins: Nach außen werden zahlreiche Drohgebärden geäußert - von angeblichen Atomwaffen bis hin zur über eine Million umfassenden, schlagkräftigen Armee - im Inneren des Landes regiert Armut, Hunger, Willkür, Rücksichtslosigkeit und vor allem Rückständigkeit.
Michael Breen hat sich aufgemacht, trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten, eine Biografie Kim Jong Ils zu schreiben. Aufgrund der Isolation Nordkoreas von der übrigen Welt gibt es bisher kaum verlässliche Informationen, an wissenschaftliche Arbeiten ist erst gar nicht zu denken (die Ausnahme bilden einige kleinere Forschungen zu den Beziehungen der DDR zum "Bruderstaat" Nordkorea). Der Autor will das ändern: Er selbst ist ausgewiesener Kenner der koreanischen Verhältnisse und Managementberater in Seoul. Und tatsächlich. Die ersten zwei bis drei Kapitel lassen sich flüssig lesen und beleuchten die spannenden Lebensstationen des nordkoreanischen Diktators.
Doch leider kann Michael Breen das Niveau nicht halten. Ständige, wohl witzig gemeinte Statements nerven mit jeder Seite mehr. Understatement statt Sendungsbewusstsein täte hier not. Zudem fallen einige Kapitel (Ist Kim Jong Il das Böse?) argumentatorisch schwach aus oder aber, und das wiegt wohl schwerer, bieten keine neuen Informationen. Was bleibt, ist die Tatsache, dass Michael Breen keine Biografie geschrieben hat, sondern ein Sammelsurium seines Wissen über Nordkorea. Dabei kommt er über die Erkenntnisse, die bereits John Feffer in seinem brillanten Werk "Nordkorea und die USA" dargelegt hat, nicht hinaus. Allein die interessanten Fotos, die u.a. die Hauptstadt Pjöngjang bei Nacht zeigen (auf Grund des mangelnden Stroms völlig finster) bieten neue Einsichten. Wer eine tiefergehende Analyse der inneren und äußeren Politik Nordkoreas sucht, wird bei Michael Breen leider nicht fündig. Für den interessierten Einsteiger ist das Buch trotz seiner offensichtlichen Mängel dennoch zu empfehlen.

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