Reiseimpression von Werner Friebel
Zu den angenehmen Seiten einer längeren Bahnfahrt gehört ihr meditativer, nachdenklich stimmender, die umtriebige Alltagswelt an-sich-vorbei-ziehen lassender Charakter, der die innere Achtsamkeit des Reisenden wie von selbst auf philosophische Reflexionen lenkt. Kürzlich hatte ich dabei die Möglichkeit, während der physikalischen auch auf eine solche geistige Reise zu gehen und in ein neu erschienenes Philosophie-Hörbuch des "auditorium maximum"-Verlags zu Immanuel Kants Moralphilosophie zu lauschen.
Schon nach wenigen Hör-Minuten wird klar, dass diese Doppel-CD mehr ist als ein rezitatives Sammelsurium Kant'scher Werke und stattdessen in einer durchdachten redaktionellen Aufbereitung die Genealogie und vertiefte Ausarbeitung seiner Ideen in einen dialektischen Diskurs mit anderen Anschauungen und Weltinterpretationen gestellt wird. So etwa die heute wieder hochaktuelle Auseinandersetzung Kants mit der empiristischen Erkenntnistheorie David Humes zum Großthema "Freier Wille" - das sinnlich determinierte "Selbst" und "Ich" vs. der jedemmenschenmöglichen Wahlfreiheit durch rationale Erkenntnis, das Verhältnis von Begrenzung und Freiheit zwischen den Polen des Gefühls und der Vernunft.
Dabei kommen auch geistesverwandte und kritische Stimmen aus dem "Off" von Nietzsche, Rousseau, Schiller und Thomas Mann in Form von Rollenspielen verschiedener Sprecher zu Wort, die Erzählerin Miriam Schriewer gibt gar ein "von außen" kommentierendes Marswesen.
Doch in den zweieinhalb Stunden Hörgenuss geht es nicht nur um die Wirkungsmacht Kants auf die Ideale der Aufklärung und des Humanismus, sondern ganz konkret um die Möglichkeiten, die uns sein Freiheitsbegriff als Denk- und Handlungsoptionen heute bietet: Es geht um das "Was soll ich tun?" und die Fragen nach ethischen Verbindlichkeiten im "realen Leben", wofür der "Kategorische Imperativ" immer noch plausible Antworten liefern kann.
Der weitgehende Verzicht auf Philosophie-Insider-Fachjargon macht diese Produktion auch für "Einsteiger" gut zugänglich und natürlich muss man kein Bahnticket zum Anhören und Mitdenken lösen - zum Kaffee-Klatsch nebenher passt's aber leider nicht.
Sehr hörerfreundlich ist auch die Unterteilung der CD in einzelne "Songs", die am Ende jeweils mit einer Klavierminiatur von Gary Lamb ausklingen.
Hörproben aus dieser Doppel-CD und weitere Philo-Hörbücher (Schopenhauer, Parmenides, Aristoteles, Nietzsche u.A.) finden Sie nebst direkter Bestellmöglichkeit auf der Website des rührigen und engagierten "auditorium-maximum"-Verlags.

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