Noam Chomsky, Emran Feroz: Kampf oder Untergang!

Ein Weckruf

Als "uomo universale", einen universalgelehrten Renaissance-Menschen bezeichnet Emran Feroz im Vorwort den Professor emeritus für Sprachwissenschaft und Philosophie am MIT, Noam Chomsky. In der vorliegenden Publikation, bei der es sich um eine Art verschriftlichtes Interview handelt, stellt der Journalist Feroz dem Wissenschaftler auch unbequeme Fragen und gibt so ein tatsächlich universelles Bild eines universellen Menschen wider: Noam Chomsky.

Gerade erst nach Tucson, Arizona umgezogen, eine "liberale Bastion im Süden des Landes" – so Feroz – kommt zuerst auch die inneramerikanische Geschichte zur Sprache. Denn selbst dort wütete schon bei der Staatsgründung der USA eine Art Imperialismus gegen den südlichen Nachbarn Mexiko. San Francisco, Los Angeles, San Diego tragen ihre Namen, weil sie einst zu Mexiko gehörten und den dortigen Annexionskrieg nennt Chomsky einen der "niederträchtigsten Kriege in der Geschichte der USA", eine Bezeichnung, die von General Ulysses S. Grant, dem Kriegshelden und späteren Präsidenten der USA, selbst stammt. Zum Selbstverständnis der USA gehört selbstverständlich, dass sie eine friedliebende Nation sind und so haben sie auch im 21. Jahrhundert nur mehr ein "Verteidigungsministerium" und kein "Kriegsministerium".

Aber es wäre natürlich kein Interview mit Noam Chomsky, wenn es nicht auch um die internationale Rolle der USA in der Welt gehen würde. Heute sei zwar der US-amerikanische Wohlstand zurückgegangen, aber der Profit der US-Unternehmen in der globalisierten Wirtschaft sei förmlich explodiert. Sogar 80 Prozent der globalen Wertschöpfungsketten werde von transnationalen Konzernen mit Sitz in den USA gemacht, wo aber nur 20 Prozent der Arbeitsplätze weltweit angesiedelt seien. "Die USA sind nicht nur das größte Imperium der Geschichte, sondern auch der Menschheitsgeschichte im Allgemeinen", aber wer mehr als 80 Prozent des Gesamtbudgets des russischen Militärs in seine Streitkräfte investieren könne und in 70 Prozent der Welt aktiv sei sowie über 800 Militärbasen im Ausland verfüge, kann diesen Status wohl auch noch ein weiteres Jahrhundert halten.

Weitere Stichpunkte des Interviews sind "freie Welt", Trump, Gott, Religion, Staat, Optimismus und Dystopie. Aber auch ein Kapitel "wie wir die Herren der Menschheit das Fürchten lehren", das wohl als Anleitung für die Zukunft gedacht ist.

Kampf oder Untergang!
Kampf oder Untergang!
Warum wir gegen die Herren der Menschheit aufstehen müssen
192 Seiten, broschiert
westend 2018
EAN 978-3864892332

Schlaf als letztes Refugium des Widerstands

Ein brillant geschriebenes Essay über die 24/7-Verfügbarkeit im Spätkapitalismus und seine gesellschaftlichen Implikationen.

24/7

Klasse: ein (re-)animierter Begriff

Haben wir viel zu lange "Klasse" vernachlässigt? Hobrack erklärt die Begriffsgeschichte eines vernachlässigten 5l-Wortes...

Klassismus

Vulgärliberale Ergüsse

Wer sich amüsieren oder ärgern möchte, vielleicht auch beides gleichzeitig, mag zu diesem Heftchen greifen.

Freiheit beginnt beim Ich

Innere Widersprüche und aussenpolitische Probleme

Einblicke aus erster Hand in das politische System der DDR und deren Beziehungen zur UdSSR.

Gestaltung und Veränderung

Wie Gefühle zu Waren wurden

Anthologie zur "Ware" Gefühl im Spätkapitalismus mit einer Reihe interessanter Beiträge.

Wa(h)re Gefühle

Wie der Mensch seine Lebensgrundlagen zerstört

Wenn wir weiter wirtschaften, als wäre die Welt grenzenlos, werden wir unweigerlich unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören – außer wir akzeptieren, dass die Grenzen der Natur unsere Freiheit beschränken.

Homo destructor. Eine Mensch-Umwelt-Geschichte.