Ein wüstes Land
Die Geschichte des südlichsten Landes auf der arabischen Halbinsel ist eine der längsten und bewegtesten in der arabischen Welt, doch kaum jemand interessiert sich dafür. Als im Mai 1990 der kommunistische Vorhang im Südjemen fiel und es zur Wiedervereinigung des vormals geteilten Staates kam, ging dies im demokratischen Sommer Osteuropas nahezu völlig unter. Dies als Anmerkung zur jüngsten Geschichte des arabischen Staates. Für die ältere Geschichte muss man gleich mehrere Jahrtausende zurückgehen. Jemens Hauptstadt Sanaa beansprucht für sich, die älteste bewohnte Stadt der Welt zu sein. Die Legende besagt, dass Noahs Sohn Sem der Begründer der Stadt ist. Das historische Medina-Viertel in der Altstadt gilt als das Schmuckstück des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrums des bald seit zwei Jahrzehnten wiedervereinigten Landes.
Mit der Niederlage des kommunistischen Blocks fanden auch die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen der Jemenitischen Arabischen Republik im Norden und der sozialistischen Demokratischen Volksrepublik Jemen im Süden ein Ende. Seitdem befindet sich das Land in einer bis heute andauernden Umbruchsphase. Die Konflikte zwischen der Regierung und den jemenitischen Stämmen, die immer wieder für diplomatischen Wirbel sorgen, lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Bis heute kann man das Land nur schwer als Tourist bereisen, denn in einigen Gebieten tendiert der Einfluss der Regierung nahezu gegen null. Aufständische und Regierungstruppen bekämpfen sich in einigen Regionen des Landes aufs Ärgste und immer wieder werden Touristen von Stämmen entführt, um der Regierung Gegenleistungen abzupressen. Aus diesen Gründen wird vom Bereisen der bezaubernden Hadramaut-Region, der antiken Stadt Marib und von Sa’ada gänzlich abgeraten.
Josef Hoflehner haben diese Warnungen nicht davon abgehalten, in das Land und diese Regionen zu reisen und sich von der jeenitischen Schönheit und Faszination einfangen zu lassen. Mit seinem faszinierenden Bildband "Yemen" gewinnt man einen umfassenden Einblick in die Geschichte und das Leben in dem arabischen Wüstenland. In eindrucksvoll lebendigen Bildern nimmt der beste Naturfotograf der vergangenen Jahre den Betrachter noch einmal mit auf seine Reise durch eines der abwechslungsreichsten Länder der arabischen Halbinsel. Dabei weicht er von den touristischen Pfaden ab und bietet imposante Seitenblicke. Ihm ging es nicht darum, "alle Sehenswürdigkeiten aufzureihen", die das Land bietet, sondern um eine "Momentaufnahme aus meiner Sicht zu dokumentieren", wie er in seinem Vorwort schreibt.
Die Reise beginnt mit einem Panorama der Altstadt von Marib, der einstigen Hauptstadt des sabäischen Reiches. Der angebliche Regierungssitz der sagenumwobenen Königin liegt an der Weihrauchstraße, der Handelsroute, die von Südarabien bis zum Mittelmeer führte und Städte wie Gaza, Petra, Damaskus, Medina und Sanaa miteinander verband. Hoflehners Auftaktfoto vermittelt den Eindruck, als stünde man auf dieser Karawanenroute und schaue wehmütig auf die einstmals einflussreiche Stadt. Der Handel auf der Weihrauchstraße sorgte nicht nur für den wirtschaftlichen Aufstieg, sondern mit seinem Rückgang im dritten Jahrhundert n.C. eben auch für den Niedergang der Stadt. Und so wirken die Ruinen wie die traurigen Zeugen einer besseren Zeit. Marib liegt inmitten eines Trockengebietes, so dass die anschließenden Wüstenimpressionen wie ein Ausflug aus der Stadt wirken. Großartige Bilder sind es, die Hoflehner in der weltweit größten Sandwüste, dem Sandmeer der Rub al-Khali, dem "leeren Viertel", gemacht hat. Wie er hier mit Licht und Schatten spielt und die besondere Weite der Wüstenlandschaft, ihren Rhythmus und ihre Kraft verdeutlicht, zeigt, warum der Österreicher in den letzten Jahren mit zahlreichen Fotografie-Preisen ausgezeichnet wurde: 2004 der österreichische Staatspreis für Fotografie, im selben sowie im anschließenden Jahr den deutschen Fotobuchpreis, 2007 gewinnt er in Los Angeles den internationalen Fotografiepreis und in diesem, wie auch im letzten Jahr wurde er zum besten Naturfotografen der Welt gekürt. Seine Arbeiten erscheinen nur in den renommiertesten Fotografiemagazinen. Hoflehner gehört ohne Zweifel zu den Besten seiner Zunft.
Während seiner Reise durch den Jemen führte es ihn immer wieder auf die traditionelle Weihrauchstraße, die geradewegs durch das Wadi Hadramaut in die historische Stadt Schibam führt. Das Tal ist der größte fruchtbare Landstrich der arabischen Halbinsel und die antike Stadt am Ausgang des Wadis war einst die bekannteste arabisch-muslimische Stadt. Sie ist für ihre mehrstöckigen, aus gebrannten Lehmziegeln gebauten Wohnhäuser bekannt, von denen die meisten mindestens 400 Jahre alt sind. Der Blick auf die jahrhundertealte Stadt, der auch das Buchcover ziert, zeigt die widrigen Bedingungen, die Allgegenwart der öden und staubigen Wüste, die jedoch der Lebensfreude scheinbar nichts ausmachen können. Anders sind die im Bildvordergrund in der staubigen Wüste spielenden Kinder kaum zu erklären. Spielend kann man auch zwei Fußballteams vor dem pittoresken Panorama der antiken Stadt betrachten und sich zu den Zuschauern gesellen, die dem Betrachter - das Spiel verfolgend - den Rücken zuwenden. "Championsleague" der ironisch passende Titel der Fotografie.
Die Schatten der Vergangenheit dokumentieren vor allem die Bilder aus der süd-westlichen Provinz al-Hudaida. Hoflehner machte dort einen alten Jahrmarkt ausfindig, dessen Überreste in der jemenitischen Wüste kafkaesk in den Himmel ragen. Als schwarze Schatten dokumentieren sie die technisierte Kälte des marxistischen Regimes, das nichts als Trümmer hinterlassen hat. Die schwarz-weißen Fotografien belegen auf imposante Weise, welch tiefe Spuren der Kommunismus in dem Land hinterlassen hat.
Hoflehner fängt mit seinen Fotografien auch zahlreiche Erscheinungen der abwechslungsreichen jemenitischen Natur ein. Anmutig inszeniert er die verschiedenen Landschaften des Jemen; Dünengebirge, die Terrassen der Haraz-Massivs und brandende Küstenstreifen. Und schon gar nicht vergisst er das mühselige Leben der Jemeniter. Besonders deutlich macht er das in den an der Küste entstandenen Bildern der Hummer- und Sardinenfischer. Ihre Mühsal, aber auch den Lohn ihrer Arbeit setzt er gekonnt im brennenden Wüstenlicht in Szene.
Den würdigen Abschluss stellen die Bilder aus der historischen Altstadt von Sanaa dar. Die traditionellen Fassaden erinnern ein wenig an eine architektonische Mischung von Gaudi und Hundertwasser, der Blick auf die Dächer des Zentrums lässt an die Teppichfärberdächer im marokkanischen Fes denken. Diese Bilder halten fest, was immer mehr in Vergessenheit gerät, denn Sanaas Bevölkerung wächst in schier unglaublichem Tempo. Lebten zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gerade einmal wenig mehr als Zehntausend Menschen in der Stadt, waren es Mitte der achtziger Jahre schon eine halbe Million Jemeniten und heute zählt die Stadt sogar fast zwei Millionen Einwohner. Wie in vielen anderen arabischen Staaten löst sich die Tradition des Nomadentums zunehmend auf und die Menschen ziehen vom Land in die Slums an den Stadträndern. Mit dieser Metropolenwanderung geraten die traditionellen Lebensweisen in Bedrängnis, werden immer stärker vernachlässigt und drohen dem kollektiven Vergessen anheim zu fallen.
Josef Hoflehners Bildband bewahrt ein Stück des traditionellen Jemen in seinen jemenitischen Momentaufnahmen. Er fängt aber ebenso das Hier und Heute des Landes ein, mit all seinen Missständen und Hoffnungen. Die widrigen Bedingungen des Alltags, die Hitze und der Staub haben sich in seine Bilder gebrannt. Josef Hoflehners Schwarz-Weiß-Fotografien sind beeindruckende Belege seines einzigartigen Talents, die ihm dargebotenen Verhältnisse neu zu inszenieren und über die Perfektion hinaus zu überhöhen. Die kontrastreichen Bilder fangen mit ihrer Harmonie und Ausgeglichenheit ein und faszinieren in besonderer Weise durch ihren lebendigen Charakter. Ihm gelingt es, mit seiner Kamera nicht nur die Zeit anzuhalten, sondern den perfekten Moment auf Zelluloid zu bannen. Das schlichte Schwarz-Weiß seiner Fotografien erweckt dabei den Eindruck, man reise in ein anderes Zeitalter. Hoflehners Fotos sind Dokumente des perfekten Moments, des Augenblicks, die eindrucksvoll von Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden berichten.
Andy Warhol, eingefangen von Steve Schapiro
"Andy Warhol and Friends" widmet sich in Fotografien und Essays den Factory-Jahren 1965/66 in N.Y.C. und L.A.
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