Die Queen of Folk
"I dreamt I saw Joe Hill last night", sang Joan Baez beim legendären Woodstock-Festival vor bald 55 Jahren. Schon seit den 1950er-Jahren hatte sie sich auf die Seite der Arbeiter und Gewerkschaften gestellt und sich politisch auch für die Bürgerrechtsbewegung engagiert. "Joan Baez. I Am A Noise" wirft ein gänzlich neues Licht auf die inzwischen auch schon mehr als 80-jährige US-amerikanische Sängerin und Songwriterin: "Ehrlich, intim und fesselnd".
Die "Queen of Folk" war lange Zeit die Stimme der Gegenkultur gewesen und hatte als amerikanische Folksängerin eine ganze Generation von Liedermachern inspiriert und gleichzeitig vertreten. Aber in der neuen Dokumentation des Regie-Trios erfahren wir viel über ihre lebenslangen emotionalen Probleme bis hin zu der schmerzlichen Beziehung mit dem jungen Bob Dylan, der in einer Dokumentation über Joan Baez natürlich nicht fehlen darf. Wer, wem beim Erfolg oder Durchbruch mehr geholfen hat, sei dahingestellt, klar ist, dass sie gemeinsam eine ganze Generation verkörperten, die in der Tradition eines Woody Guthrie standen.
Auch das Engagement in der Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King wird in der vorliegenden Dokumentation gewürdigt, bis es schließlich immer persönlicher und intimer wird. Möglich gemacht werden die Einblicke in das Familienleben von Joan Baez durch authentische Filmaufnahmen in Farbe, die die Eltern angefertigt haben. Aus Home-Movies, Tagebucheinträgen, Kunst, Therapie-Bändern und anderen Audio-Aufnahmen formt das weibliche Regie-Trio das Bild einer einzigartigen Frau, die nur mit einer Gitarre bewaffnet und ihrer unverwechselbaren, glasklaren Stimme, Musik- und Weltgeschichte schrieb. Aber sie zeigen auch die Schattenseiten des Ruhms, begleiten sie mit der Kamera auf ihrer Abschiedstournee 2018 durch die USA und Europa, wo sie etwa in Paris barfuß vom Hotelzimmer auf die Straße eilt und mit Straßenmusikern tanzt.
Alte Kämpfe, neue Anliegen
Die durchwegs rüstige Künstlerin will aber auch über ihre beiden Schwestern und den Missbrauch ihres Vaters sprechen, wobei die Andeutungen allerdings sehr vage bleiben. Es bleibt offen, ob ihre durch eine Therapie zutage geförderten Missbrauche allein einem False-Memory-Syndrom zuzuschreiben sind, wie ihre Eltern behaupteten, oder tatsächlich stattfanden. Überraschend ist der offene Umgang mit dem Thema, ohne dafür Beweise zu haben, und die späte Zurschaustellung in der Öffentlichkeit am Ende ihres Lebenswerks.
"Joan Baez. I Am A Noise" wird so zu einem Film nicht nur für Folkmusik-Fans - denn die Livebeiträge kommen deutlich zu kurz in diesem Dokumentarfilm - sondern vor allem auch ein Film für eine Methode des Umgangs mit Popularität, wie man sie bisher noch nie kannte. Aber wie sang sie schon in Joe Hill: "From San Diego up to Maine/In every mine and mill/Where working-men defend their rights/It's there you find Joe Hill/It's there you find Joe Hill!" Die Gründe und Ursachen mögen sich ändern, aber der Kampf ist derselbe geblieben. Seine umjubelte Weltpremiere feierte der Film übrigens in Anwesenheit des Weltstars auf der Berlinale 2023.

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