Miklos Bánffys monumentale Siebenbürger Trilogie
Der Erste Weltkrieg brachte dem Habsburgerreich den Ruin. Rückblicke und Würdigungen, die seit dem Jubiläumsjahr 2014 Konjunktur haben, beschränken sich in der Regel auf den kaiserlichen Teil der Monarchie. Das Königreich Ungarn dagegen, das im Friedensvertrag von Trianon zwei Drittel seines Staatsgebiets verlor, wird von Historikern gern übersehen. Wie schön, wenn wenigstens die Literatur einen Ausgleich schafft.
Dem in Wien ansässigen Paul Zsolnay Verlag verdankt eine hoffentlich zahlreiche Leserschaft, die Siebenbürger Geschichte wieder ausgegraben zu haben. Inzwischen ist der dritte und letzte Teil erschienen, der mit dem Kriegsausbruch 1914 endet. Die Lektüre setzt übrigens keine Kenntnis der ersten beiden Teile voraus.
In aussagekräftigen Bildern lässt die Romantrilogie eine längst vergessene Welt wieder aufleben. Schauplätze sind einsame Bergregionen, verfallende Landgüter und ärmliche Dörfer im ungarisch Erdely, deutsch Siebenbürgen genannten heutigen Nordrumänien sowie in Oberungarn, das längst zur Slowakei gehört. Nicht fehlen darf die Hauptstadt Budapest mit ihrem prächtigen Parlamentsgebäude. Hier bestimmt nicht das Plenum die Politik, sondern die verschwiegenen Ecken auf den zahlreichen Fluren, in denen die Intrigen gesponnen werden.
Es ist die Zeit vor dem Untergang der Doppelmonarchie, als der später in Sarajevo ermordete Kronprinz Erzherzog Franz Ferdinand noch die Strippen der k.u.k. Außenpolitik zieht - alles andere als zum Wohl Ungarns. Inmitten der Ränke versucht der siebenbürgische Graf Bálint Abády, ein unabhängiger Abgeordneter, sich nicht für schmutzige Kampagnen vereinnahmen zu lassen und der armen Landbevölkerung seiner Heimat durch Einführung des Genossenschaftswesens zu einem besseren Leben zu verhelfen. Privat jagt er der großen Liebe in Gestalt von Gräfin Adrienne hinterher. Sein bester Freund László Gyeröffy, eigentlich ein begnadeter Musiker, verfällt zuerst dem Kartenspiel und dann dem Alkohol. Beide sind das Spiegelbild einer liberalen, aber nicht demokratischen Gesellschaft, deren durchaus gebildete Elite ihre Talente verschwendet und zugrunde geht. Letzteres wenigstens geschieht überaus stilvoll in einer melancholischen Ästhetik.
Miklós Bánffy zeichnet ein authentisches Bild dieser letzten Tage des ungarischen Teilempires. Das rein der äußeren Fassade geschuldete Handeln der Protagonisten sorgt für das Lesevergnügen, die leisen Untertöne im Roman bringen die Einsicht, dass ein dekadentes System, in dessen tragender Schicht wirklich niemand je einen Handschlag gearbeitet hat, zwangsläufig dem Untergang geweiht ist.
Nicht nur das Schicksal fast aller Figuren in der Romantrilogie endete tragisch. Zu Lebzeiten erlebte auch der Autor als gefeierter Romancier glanzvolle Tage. Bánffy wurde in den Rang eines Leo Tolstoi oder Thomas Mann erhoben. Nach seinem Tod 1950, von Ungarns Kommunisten als Klassenfeind geächtet, geriet er in Vergessenheit. Dieses Schicksal hat Bánffy nicht verdient, auch wenn seine herkömmliche Erzählweise - ganz anders als diejenige etwa des Expressionisten Géza Csáth oder dessen ebenfalls aus der Bacska stammenden Landsmanns Dezső Kosztolányi - ein wenig antiquiert herüberkommt. Doch versetzt sie die Leserschaft genau in jene ewiggestrige Stimmung, mit der viele Ungarn ihre verlorenen Länder zurücksehnen.

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