Die beutungsvolle Burg Devín
Mit ihrer Studie über die Burg Devín als Erinnerungsort legt Gabriela Kiliánová ein Werk in der Tradition der Arbeiten von Pierre Nora vor. Die Besonderheit von Devín ist jedoch darin zu sehen, dass es sich um einen Erinnerungsort handelt, der aufgrund seiner Lage und Geschichte von verschiedenen Volksgruppen unter verschiedenen Aspekten für die jeweils eigene Tradition vereinnahmt wurde.
Die Burg Devín liegt unmittelbar an der slowakisch-österreichischen Grenze, auf einem Fels hoch über dem Zusammenfluss von March und Donau in der Nähe von Hainburg. Schon Kelten und Römer siedelten dort, und die 864 erstmals in den Fuldaer Annalen erwähnte Burg war eine bedeutende Befestigung im Großmährischen Reich des 9. Jahrhunderts. Die mittelalterliche Burg entstammt wohl dem 13. Jahrhundert, und nach Jahrhunderten kontinuierlicher Nutzung wurde sie schließlich 1809 von napoleonischen Truppen gesprengt.
Die Autorin beschreibt in einem ersten Kapitel die Genese des Erinnerungsortes, die mit dem Aufkommen der Nationalbewegung zusammenfällt und in den 1830er und 1840er Jahren zu einem Anstieg der Popularität von Burg Devín führt. In der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg war Devín Bestandteil des ungarischen Reichsteils von Österreich-Ungarn, unmittelbar an der Grenze der Reichsteile gelegen. Daher arbeitet Kiliánová die Vereinnahmung von Devín als Erinnerungsort der verschiedenen Völker heraus: Für die Slowaken war die Burg als Sitz des großmährischen Fürsten Svätopluk ebenso von Bedeutung wie im Kontext mit den Slawenaposteln Kyrill und Method, für die Ungarn war es die alte Grenze ihres Reiches, die Porta Hungarica, während es für die Deutschen / Österreicher keinen zentralen Erinnerungsort darstellte.
Im dritten Kapitel zeigt die Autorin auf, wie Devín in der Zwischenkriegszeit ein zentraler Erinnerungsort der Tschechoslowaken wird, wenn auch Ende der 1930er Jahre eine zunehmende Vereinnahmung durch die slowakische Nationalbewegung zu konstatieren ist. Für Ungarn und Deutsche hingegen verblasst die Bedeutung von Devín zunehmend. Von 1938 bis 1945 wurde Devín dem Deutschen Reich angegliedert, und neben den slowakischen Veranstaltungen auf der Burg versuchte man nun, mit Hilfe eines "Grenzlandtreffens" den Ort auch zu einem deutschen Erinnerungsort zu machen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Burg Devín zum Veranstaltungsort der "Slawischen Tage", doch sorgte seine Lage unmittelbar am Eisernen Vorhang letztlich dafür, dass die Burg lange Zeit nicht mehr betreten werden durfte und als Erinnerungsort zunehmend in den Hintergrund trat.
Im sechsten Kapitel beleuchtet die Autorin die Bedeutung Devíns in der Zeit von 1989 bis 1993 sowie nach der Unabhängigkeit der Slowakei. Letztlich stellt sie fest, dass die in der alten Tradition stehenden Treffen und Veranstaltungen auf der Burg nur mehr geringen Zuspruch erfahren und allenfalls von regionaler oder gar lokaler Bedeutung sind. Dessen ungeachtet bleibt - wie Umfragen zeigen - die Burg Devín im Gedächtnis der Slowaken ein zentraler Erinnerungsort, während sie bei den in der Slowakei lebenden Ungarn immer mehr an Bedeutung verliert. Ein Fazit und ein Literaturverzeichnis runden den Band ab.
Die vorliegende Studie zeigt weit über die Burg Devín hinaus die politischen und gesellschaftlichen Wandlungen in Ostmitteleuropa in den vergangenen 200 Jahren. Sie ist damit ein wichtiges Werk für das Verständnis nicht nur der slowakischen Geschichte, sondern insbesondere auch der gemeinsamen Gegenwart in einem zunehmend enger vernetzten Europa. Die Lektüre dieser gut lesbaren Studie kann somit nur empfohlen werden, zeigt sie doch exemplarisch Wandlungen auf, deren Verständnis von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.
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