Momente der Ewigkeit
"Lang lebe die Liebe!", schreibt Mario Testino am Ende seines Einführungsessays zu vorliegendem Fotobuch über das Heiraten. Der aus Peru stammende Starfotograf ist besonders durch Fotos mit Kate Moss berühmt geworden, aber er hatte auch schon die Queen vor der Linse. Etwa als sie mit ihrer Kutsche zur Hochzeit von Prinzessin Diana fuhr - er stand auf dem Dach einer englischen Telefonzelle.
Großes Theater für die Familie
Mario Testino braucht nicht extra vorgestellt zu werden. In seinem sehr persönlich gehaltenen Geleitwort erzählt er auch von seinen drei Schwestern und dem Glück ihrer gemeinsamen Mutter, als diese endlich heirateten. Das Glück zu heiraten hat Testino auch für seine Freunde festgehalten und ihnen am liebsten Fotos geschenkt, die das Paar kurz vor dem Einzug in die Kirche zeigen. Das perfekte Geschenk: "ein Beleg jenes magischen Moments, in dem zwei Leben zu einem verschmelzen, bezeugt von Menschen, die sie lieben. Fotografien repräsentieren jene Momente, die sie festhalten. Wie ein vorbeiziehendes Blitzlicht fangen sie Erinnerungen für die Ewigkeit ein." Dabei ist es Mario Testino natürlich stets bewusst, dass eine Hochzeit zu einem guten Stück auch eine perfekte Inszenierung ist. Denn oft werden ganze Vermögen investiert resp. verheizt, um "den schönsten Tag im Leben einer Frau" zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Vergleichbar etwa mit dem Tag der Beschneidung in muslimischen Gemeinschaften, an dem der Junge die Zugehörigkeit zur Welt der Erwachsenen im Taumel von Schmerzmitteln erlebt. Auch die Braut wird für die Hochzeit betäubt: mit dem schönsten Kleid, den schönsten Schuhen und einer Feier, die die Welt noch nicht gesehen hat. Am Ende stehen die Schmerzen der Hochzeitsnacht und manchmal auch ein böses Erwachen. Etwa wenn die Fotografen schon zum Frühstück vorbeischauen. In Neapel ist es zum Beispiel Brauch, jeden Moment des Paares festzuhalten, "jeder Moment im Leben einer Braut ist für die Familie von solcher Bedeutung, dass sie es sich nicht erlauben können, ihn undokumentiert zu lassen", erzählt Testino. "Im Grunde ist es [das Heiraten] eine private Tehaterinszenierung mit allem was dazugehört: Bühne, Kostüme und Beleuchtung."
Schönheit und Abschiedsschmerz
Als Testinos jüngste Schwester Carla heiratete, wurde bei ihrer Mutter Krebs diagnostiziert und da sie ihren Vater schon an den Krebs verloren hatten, übernahm er die Rolle des Brautvaters, erzählt er freimütig. Er hatte alles geplant, die Kirche, die Party, die Gästeliste. "Schließlich war meine Mutter am Tag der Hochzeit schwer krank. Und trotzdem: auf seltsame Weise machte dieser Umstand die Feier noch wunderbarer. Wir alle trugen unser Herz auf der Zunge, während wir feierten, und jedes unserer Gefühle wurde durch ihre Tapferkeit, ihre Eleganz und ihre Lebensfreude an diesem Tag noch intensiver." Dass Liebe und Schmerz so nahe beieinander liegen, zeigt nicht nur das Leben, sondern auch ein bitterer Schleier über all den Momenten, die uns mit unseren Liebsten, unserer Familie, vereinen. Denn es könnte jedes Mal das letzte Mal sein, dass man es so, wie in diesem einen Augenblick, in dieser einen perfekten Konstellation, erleben kann. Und so ist jeder Moment der Schönheit auch von einem leichten Schatten begleitet, der die bittere Ironie des Lebens umso kostbarer und lebenswerter macht. Mario Testino hat in "I Love You" eine fotografische Hommage an die Hochzeit und all das, was mit ihr verbunden ist, realisiert. Es ist eine Liebeserklärung in Buchform mit Einblicken in die Vorbereitungen der Braut, in Gebräuche und Riten unter Freunden sowie hemmungslose, beizeiten ausschweifende Partys. Der Abschiedsschmerz von der eigenen Kindheit und Familie spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Verantwortung für sein Leben von nun an selbst zu übernehmen. Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne. Jedem Zauber eine Trauer voller Wonne. Ein Fotoalbum voller Fantasien über ein Leben zu zweit, ohne einen Gedanken an das danach zu verschwenden. Vor allem also eine Hommage an den Augenblick, den perfekten Moment und damit an die Ewigkeit.
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