Andreas J. Hirsch: HR Giger

Reise zum Mittelpunkt des Seins

HR Giger (1940–2014) wird mit diesem Opus Magnum in XXL auf ganz besondere Weise gehuldigt. Der Herausgeber Hans Werner Holzwarth ist nämlich Buchdesigner und hat sich schon mit zahlreichen Veröffentlichungen vor allem im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Fotografie hervorgetan. Bei Taschen auch mit dem Band Jean-Michel Basquiat. Vom Wiener Autor, Kurator und künstlerischen Fotograf Andreas J. Hirsch stammt der Text.

Giger: Maler der psychodelischen Apokalypse

Legendäre Plattencover, Gemälde, Skulpturen, Filmarbeiten und ein einzigartiges Künstlermuseum in seinem Heimatland Schweiz in Gruyères sind das Vermächtnis des vor zehn Jahren leider verstorbenen Künstlers Hans Ruedi Giger. Seine kopulierenden Biomechanoiden, die Angst vor der Atombombe und der Aufrüstung des Kalten Krieges sowie Dämonen aus den literarischen Welten eines HP Lovecraft oder JRR Tolkien waren die wiederkehrenden Zyklen seines künstlerischen Schaffens. Und natürlich das Alien-Monster, das durch den amerikanischen Regisseur Ridley Scott auf Zelluloid verewigt wurde und die Berühmtheit Gigers nochmals vertausendfachte. Trotz seiner düsteren Psychedelik hat das Werk Gigers für sehr viele Menschen eine derart eindringliche Kraft, dass sie sich allzu gerne in seinen eindrucksvollen Mahlstrom ziehen lassen. Seine zuerst in Airbrush verwirklichten kollektiven Visionen des Untergangs der Menschheit durch einen Atomkrieg, durch Überbevölkerung oder Ressourcenknappheit sowie einer Zukunft, in der unser Überleben von Maschinen abhängt, sind zu Archetypen des bevorstehenden Armageddons geworden, in denen sich die Menschheit selbst zu vernichten droht. Vielleicht ist Giger tatsächlich ein Visionär gewesen, der die Gefahren durch die Dämonen der Vergangenheit für die Mythen einer glorreichen Zukunft schon herannahen sah. Oder wie es Ridley Scott ausdrückt: „Im Kern gräbt sich Gigers Kunst in die Psyche ein und berührt unsere tief sitzenden, urzeitlichen Instinkte und Ängste. Seine Kunst bildet eine Kategorie für sich. Der Beweis liegt in der Intensität seines Werks und seiner Vorstellungskraft, die ich in der Fähigkeit, zu provozieren und zu verstören, nur mit Hieronymus Bosch und Francis Bacon vergleichen kann.“ Die visionäre Kraft jener Bilder wird durch Gigers Werk für die Apokalypse der Postmoderne adaptiert und noch extrapoliert.

Limbus des Unterbewusstseins

Ein erstaunliches Werk voller Überraschungen. Die vorliegende Monografie huldigt Gigers einzigartiger Vision auf ebenso einzigartige Weise. Die vollständige Geschichte seines Lebens und seiner Kunst sowie Abbildungen seiner Skulpturen, Filmarbeiten und legendären Plattencover sowie das Erbe, das er in seinem eigenen Künstlermuseum und seiner selbst entworfenen Bar in den Schweizer Alpen hinterlassen hat, stehen im Mittelpunkt dieser außergewöhnlichen Publikation. In seinem Essay setzt sich der Giger-Experte Andreas J. Hirsch intensiv mit den Themen von Gigers Werk und seiner Welt auseinander. Der Band enthält zahlreiche Dokumente aus Gigers Archiv, Zitate von Zeitgenossen sowie eine umfangreiche Künstlerbiografie, die sich auf zeitgenössische Stimmen und Gigers eigene Aufzeichnungen stützt. Natürlich kann man sich auch auf der dem Künstler gewidmeten Website ein Bild seines Werkes machen. Aber keines wird so nachhaltig sein, wie die Berührung mit Gigers Werk durch das erste Aufschlagen dieser Buchdeckel. Sobald dies nämlich geschieht, taucht man ab in eine Welt, die vielleicht von Dante am besten erzählt, aber eindeutig von Giger am treffendsten illustriert wurde: der Limbus des Unterbewusstseins. Eine unglaubliche Reise zum Mittelpunkt des Seins.

HR Giger
HR Giger (Illustration)
HR Giger
506 Seiten, gebunden
Taschen 2024
EAN 978-3836587020

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