Faszination Hieronymus Bosch
Der vorliegende Band befasst sich mit Person und Werk eines Malers des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, "dessen schöne und klare Bilder (…) nicht nur faszinieren, weil sie eine Augenweide sind, sondern weil sie Verstand und Gemüt beschäftigen", wie der Autor es treffend formuliert.
Dieser Tatsache trägt das Buch zum einen in seiner Aufmachung Rechnung: Großformatig und durchgehend farbig bebildert vermag es allein schon durch seine angenehme und großzügige Gestaltung dem Leser zu gefallen.
Doch auch der Inhalt reflektiert die Vielschichtigkeit Hieronymus Boschs: Silver ordnet Boschs Werk und Wirken in seine Epoche ein, arbeitet sowohl die künstlerischen Wurzeln des Malers heraus wie er dessen Fortwirken und Einfluss auf die Nachwelt beschreibt. Ein weiteres Kapitel ist der Person des Hieronymus Bosch gewidmet, oder Jeroen van Aken, wie er eigentlich hieß, dessen Schicksal und Wirken sich aufgrund mangelnder Schriftquellen nur schwer rekonstruieren lässt. In diesem Kontext zu sehen ist auch ein eigener Abschnitt zur "künstlerischen Entwicklung und Fragen der Chronologie", der aufzeigt, dass auch der heutige Kenntnisstand noch fern von absoluten und sicheren Wahrheiten ist. Der Hauptteil des Buches ist jedoch der Bildanalyse des gesamten Werkes von Bosch gewidmet, wobei Silver seine Interpretationen auf eine Verbindung von Inhalt und Form der Bilder stützt. Mag auch manche Deutung in Ermangelung schriftlicher Quellen spekulativ bleiben, so wird der Leser dennoch von Silvers Ausführungen in den Bann gezogen - oder vielleicht doch von den Werken des Malers selber?
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt trotz der opulenten Ausstattung des Werkes zu erwähnen: Hervorragende Abbildungen in bester Qualität, viele Detailvergrößerungen - aber beispielsweise die vollständige Abbildung des Tryptichons "Der Garten der Lüste" und manch anderen Gemäldes erstreckt sich über eine Doppelseite, so dass das Bild durch die Falz entscheidend in seiner Erscheinung beeinträchtigt wird. Hier hätte sich der Leser, und vielmehr noch der Betrachter, eine ausklappbare Tafel gewünscht.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass dieser Band jedem Leser nur wärmstens zu empfehlen ist, der der Faszination Bosch erlegen ist - hier wird unter Einbeziehung aktueller Forschungsergebnisse eine überzeugende Gesamtschau geboten, und dass viele Fragen am Ende des Buches offen bleiben, ist in Ansehung dieses komplexen Malers kein Wunder, und der Faszination seiner Werke keinesfalls abträglich.
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