Unfassbare Alltäglichkeiten aus dem EU-Apparat
Die Wahlen zum aktuellen Europäischen Parlament sind gelaufen. Der Autor des an dieser Stelle als extrem kurzweilig zu lobenden Buches hat es tatsächlich erneut geschafft: Er wurde vom Volk delegiert. Und das ist auch gut so! Zu vielen Pappnasen fragwürdiger ethischer und damit politischer Herkunft gelang dies leider ebenfalls.
"Man sollte Europa nicht den Leyen überlassen", wortspielte Martin Sonneborn 2019 bei der Wahl jener sogenannten EU-Kommissionsspitze durch besagtes Parlament. Die direkt angesprochene, ehemalige 'Flinten-Uschi der BRD' (ex Verteidigungsministerin), Ursula von der Leyen, Kommissionpräsidentenkandidatin (richtig gegendert?) und heuer erneut mächtigster Schäferhund des Groß-Kapitals der Europäischen Union, was not amused.
Genannter Redner, einer der führenden Köpfe von "Die Partei", Mitherausgeber des bekannten, endgültigen Satiremagazins "Titanic" und hobbymässiges Mitglied des Europäischen 'Hohen Hauses', gastierte - passenderweise am Aschermittwoch 2024 - vor ausverkauftem Haus auf der Kleinkunstbühne Ebertbad in Oberhausen. Die Chance nutzte Sonneborn, um seinen Verbleib als Abgeordneter im EP zurecht vorwegzunehmen. Dies gelang ihm gewohnt beissfreudig. Unter anderem auch durch Lesung aus seiner 2024 bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen, über 400 Seiten starken, auch an dieser Steĺle sehr empfehlenswerten Materialsammlung "Herr Sonneborn bleibt in Europa".
Nicht alleine des Autors - eher mehr, als weniger - verbreiteten sowie bekannten Einlassungen in seiner Funktion eines MdEP, die selten beim dortigen Establishment Begeisterung hervorriefen und - rufen, fanden Erwähnung. Es wurde auch gelungene, das heißt nachdenkenswerte Wahlwerbung der realexistierenden Satirepartei präsentiert. Die regelmäßig bei öffentlichen Auftritten eingeschlafene, cholerische CDU-Koryphäe Elmar Brok sah sich gleichermaßen bildlich mehrfach schlummernd wieder, wie jene recht bekannte Befragung über Peinlichkeiten eines ehemaligen Digitalkommissars Namens Oettinger audiovisuell dargeboten wurde.
Dämlichkeiten zu vieler Faschisten à la AfD bedurften und bedürfen, ihrer humanistischen Schwäche bedingt, selten einer Provokation, um lustig daherzukommen. Das am Rande.
Im aktuellen Buch beschreibt sowie dokumentiert der Autor weitere, vielfach unbekannte, oft unfassbare Alltäglichkeiten aus dem aufgeblähten EU-Apparat am Beispiel des Parlamentes und seiner Protagonisten. Ergänzt werden sie um "sachdienliche Hinweise" aus Presse sowie Netz, die einen vielfach ungläubig, ja erschrocken zurücklassen müssen! Realsatire wäre vielleicht der passende Begriff. Wer das Auftreten "unserer" Europäischen Volksvertreter - vielfach außerhalb ihrer Schönwetterreden und gelegentlicher Randnotizen in der Mainstreampresse - kennenlernen möchte, ihr wahres Gesicht sozusagen, dem sei das Buch wärmsten zu empfehlen. Es gibt vermutlich nur sehr wenige Menschen direkt vor Ort und an der Quelle, die diese Peinlichkeiten öffentlich machen. Warum wohl?
Selbst dem CDU-FDP-nahen, konservativen Springer-Blatt "Die Welt" rang der Autor ein Lob ab: "Dem Satiriker und EU-Parlamentarier Martin Sonneborn wird häufig Unernst vorgeworfen. Dabei ist er einer der wenigen, der die eingefahrenen Routinen wirklich hinterfragt. Und dazu ist sein Kampf für mehr Demokratie auch noch unterhaltsam." Allerdings gilt: Sei wachsam, wenn der Gegner dich ehrt.
Um möglichst vielen (realsatireoffenen) Leserinnen und Lesern das Buch nahezulegen, braucht es nicht weiterer Worte. Daran möchte ich mich an dieser Stelle halten und nunmehr schließen. Man lese selber, ohne sich davon abschrecken zu lassen, dass der Verfasser als "Spiegel-Bestseller-Autor" beworben wird.
Abschliessend sei allerdings noch ein sehr ernsthafter Punkt erwähnt: Martin Sonneborn machte während der oben genannten Veranstaltung in Oberhausen sehr deutlich auf das damals ungewisse Schicksal des sich nunmehr in Freiheit befindlichen Julian Assange aufmerksam. Gleichzeitig wies er dankenswerterweise auf die, nicht alleine in diesem Punkt, Heuchelei der aktuellen BRD-Aussenministerin hin. Baerbock wurde eh auf einem Plakat als 'Dumm wie Ribbentrop' tituliert. Auch jener Aussenminister galt, selbst unter seinen Nazis, nicht gerade als kluger Kopf. Satire darf das. Ob es nur Satire ist?

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