Rolf Hammel-Kiesow, Matthias Puhle, Siegfried Wittenburg: Die Hanse

Die Hanse und ihre weiterreichende Bedeutung

Mag man mit dem Begriff "Hanse" heute zunächst die bekannten Hafenstädte an Nord- und Ostsee assoziieren, so liegt der Ursprung dieses Städtebundes doch "im Binnenland vom Niederrhein über Westfalen bis zur Elbe" (S. 11). Die deutsche Handelsmetropole schlechthin und mit Abstand größte Stadt des Reiches um das Jahr 1300 war Köln.

Vom Niederrhein, aus Westfalen und Niedersachsen reisten Kaufleute zunächst nach London, wo sie auf die Waren der von Ost nach West fahrenden Händler stießen. Erst ab dem späten 13. Jahrhundert setzten direkte Fahrten von Westeuropa in den östlichen Ostseeraum ein. So waren es der englische König und die Londoner Stadtverwaltung, die mit ihrem Druck 1282 die Gründung der "hansa Alman[ie]" herbeiführte, da sie sicherstellen wollten, dass die deutschen Kaufleute gemeinsam Pflichten übernahmen. Aus Sicherheitsgründen in Gruppen reisende Kaufleute nannte man nämlich "hanse".

Kaufleute waren es, die mit Geld und Waffen die gewaltsame christliche Mission im Ostseeraum förderten, da sie Rechtssicherheit für ihren Handel wollten, die ihnen die Normen der christlichen Kirche, nicht aber heidnische Stämme boten. Den ersten eigenen Ostseehafen gründeten die Kaufleute 1143 mit Lübeck, das sich zum "Haupt der Hanse" (S. 86) entwickelte.

Zunächst sicherte der dänische König Waldemar die Handelswege im Ostseeraum, doch mit dem Ende seiner Herrschaft endete auch "das Zeitalter der fürstlichen Schutzherrschaft über die Kaufleute" (S. 40), es begann das "Zeitalter der Städte", die anfingen, untereinander Verträge zur Sicherung der Wege zu den Auslandsniederlassungen der Kaufleute abzuschließen.

Die Hanse war ein "Erfolgsmodell". Entscheidend für den Erfolg war die Senkung der Transaktionskosten und das soziale Netzwerk im Bund. Die Privilegien stellten sichere Rahmenbedingungen für den Handel dar und ermöglichten eine relativ schnelle und einfache Regelung von Streitfällen.

Der Niedergang der Hanse ging allmählich aufgrund verschiedener Umbrüche in Europa vonstatten. Seine größte Dynamik entfaltete der Bund im 13. Jahrhundert, die größte Zahl an Mitgliedsstädten hatte er im 15. und seine militärischen Machtmittel waren bis ins 16. Jahrhundert hinein "konkurrenzfähig mit denjenigen der Fürstenstaaten" (S. 194). Auch noch zu dieser Zeit des Niedergangs jedoch erlebten zumindest die größeren Hansestädte eine Phase der Hochkonjunktur. Aber Handelskontore gingen nach und nach verloren und auch Städte verloren ihren Status als freie Reichsstadt. Schließlich verblieben die drei Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg, deren gemeinsame Vertretung in Berlin 1920 endete.

Die Autoren geben einen Überblick über die Geschichte der Hanse und widmen gleichzeitig den bedeutenden Hansestädten jeweils eine Doppelseite. Zu besonders interessierenden Themen gibt es lange Kapitel, z.B. zum hanseatischen Kaufmann, seiner typischen Ausbildung und Karriere, der Art seines Handels, seinen Partnern, Kontakten und Netzwerken, dem Warensortiment und dem Zahlungsverkehr. Auch der Schifffahrt ist ein eigenes, langes Kapitel gewidmet, ein kürzeres der Seeräuberei durch die Vitalienbrüder. Schön bebildert ist das Buch dank der zahlreichen Fotografien von Siegfried Wittenburg.

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