Philipp Lütolf, Markus Rupp, Thomas K. Birrer: Handbuch Finanzmanagement

Finanzmanagement für Profis

Lehr- und Handbücher zum Themenkomplex "Finanzmanagement" gibt es im deutschsprachigen Bereich einige, darunter gute und seit Jahren bewährte Publikationen. Es ist deshalb nicht nur ein wirtschaftliches Risiko, sondern auch eine nicht geringe Herausforderung, ein neues Buch zum "Finanzmanagement" zu schreiben und auf den Markt zu bringen, zumal wenn es sich um ein Werk handelt, das einen Umfang von nahezu 750 Seiten aufweist. Dennoch lässt sich im vorliegenden Fall schon heute feststellen, dass sich die Anstrengungen des Autorentrios, einem Team junger Professoren des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern, gelohnt haben. Das Werk dürfte zweifelsohne bei Finanzpraktikern der Top-Etage und bei fortgeschrittenen Studierenden mit dem Schwerpunkt "Corporate Finance" auf eine positive Resonanz stoßen.

Inhaltlich liefern die fünf Teile mit insgesamt 13 Kapiteln Antworten zu den wichtigsten finanziellen Problemstellungen und decken dabei nicht nur das komplette finanzbezogene Standardprogramm des Bachelorstudiums ab, sondern zusätzlich noch viele andere Themen, welche erst im Masterstudium behandelt werden:

Das erste Kapitel des Teils I "Grundlagen" befasst sich mit der Finanzanalyse. Zu Verständnis hierfür setzen die Verfasser lediglich ein Basiswissen der Rechnungslegung voraus. Im Wesentlichen geht es dabei um die Frage, ob sich eine Akquisition lohnt oder nicht. Die Beantwortung ist davon abhängig ist, wie viel Cashflow bzw. Free Cashflow damit zu verdienen und welche Kapitalrendite hierfür zu erwarten ist. Dementsprechend werden anhand eines Praxisbeispiels die entsprechenden Elemente der Bilanz, der Erfolgsrechnung sowie der Kapitalumschlag, die Kapitalrendite und die Finanzkennzahlen der Geldflussrechnung behandelt. Das zweite Kapitel setzt sich mit dem Zeitwert des Geldes und mit den damit zusammenhängenden finanzmathematischen Mechanismen bzw. Kalkülen auseinander. Da die Kapitalgeber mit ihren Unternehmensinvestitionen Risiken eingehen, fordern sie als Entschädigung für die Kapitalüberlassung eine Rendite. Diese ist dann Gegenstand des dritten Kapitels, das aufzeigt, wie sich der Kapitalkostensatz berechnen lässt. Des Weiteren wird u. a. auch auf den Zusammenhang von Kapitalkosten und Unternehmenswert eingegangen. Das abschließende vierte Kapitel thematisiert das Konzept der wertorientierten Unternehmensführung und geht insbesondere auf den Economic Value Added (EVA) und den Cash Value Added (CVA), als die beiden wichtigsten alternativen Maßstäbe für die Wertsteigerung, ein.

Im Teil II "Bewertungen" werden die wichtigsten Instrumente und Techniken zur Bewertung von Unternehmen und Investitionen erklärt. Das fünfte Kapitel widmet sich der Funktionsweise sowie den Vor- und Nachteilen der maßgeblichen Unternehmensbewertungsverfahren. Das sind insbesondere die Substanzwert-, Ertragswert- und Praktikermethoden sowie die sog. Multiples. Im Mittelpunkt des sechsten Kapitels stehen die zentralen Inputparameter von Investitionsrechnungen sowie die Herausforderungen, welche sich bei der Evaluation von Investitionsprojekten, v. a. mittels der einschlägigen dynamischen Rechenverfahren, ergeben.

Der Teil III "Finanzierungen" befasst sich mit den wichtigsten Finanzierungsentscheidungen. Hierzu untersucht das siebte Kapitel vor allem die Finanzierung im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung und behandelt die Aspekte der Finanzierung als Trade-off zwischen Rentabilität und Sicherheit sowie im Hinblick auf die Sicherung der Liquidität, Unabhängigkeit und Flexibilität. Herausforderungen und Problemstellungen im Zusammenhang mit der Beschaffung und Rückzahlung von Eigenkapital werden im achten Kapitel referiert. Themenrelevante Stichworte hierzu lauten u. a. Publikumsgesellschaft, Going Public, Going Private, Aktionärsrechte, Verwässerungseffekte, Platzierungsverfahren, Ausschüttungsinstrumente, Agiorückzahlung und Aktienrückkauf. Das neunte Kapitel hat die Fremdkapitalinstrumente zum Gegenstand. Hier stehen zum einen die Kredit- und Leasingfinanzierungen im Fokus, zum anderen die Eigenschaften und Ausgestaltungsmöglichkeiten von Anleihen.

Der Teil IV "Working Capital Management" bezieht sich auf das Management des Nettoumlaufvermögens, d. h. im Rahmen einer wertorientierten Führung sind Unternehmen bemüht, dass möglichst wenig Kapital im operativen Nettoumlaufvermögen gebunden ist. Die wichtigsten Zusammenhänge und Steuerungsmöglichkeiten hierzu sind Bestandteile dieses zehnten Kapitels.

Der Teil V "Risikomanagement" erörtert im Kapitel elf, wie Unternehmen Risiken identifizieren, messen, steuern und kontrollieren können. In diesem Kontext sind u. a. die Stichworte Risk Silo Management, Enterprise Risk Management, Risikocontrolling und Value-at-Risk-Konzept relevant. Die beiden abschließenden Kapitel widmen sich dem Zins- und Währungsrisikomanagement und befassen sich mit den Strategien und Instrumenten für eine zielgerichtete Absicherung. Hierbei geht es u. a. um Forward Rate Agreements, Geldmarktfutures, Zinsswaps, Devisentermingeschäfte, Währungs- und Cross Currency-Swaps.

Den besonderen Charme dieser Publikation macht vor allem dessen sehr gelungene methodisch-didaktische Ausgestaltung aus. Das systematische und klar strukturierte Werk ist wissenschaftlich fundiert, jedoch nie trocken, sondern durchgehend flüssig und gut verständlich geschrieben. Die theoretischen Ausführungen in jedem der einzelnen Kapitel werden anhand von jeweils einem fiktiven, jedoch an einem Praxisfall angelehnten Beispiel begleitet. Dadurch werden die Zusammenhänge, Formeln und Berechnungen anschaulich und anwendungsorientiert illustriert. Die individuelle Lernzielkontrolle wird durch Repetitionsfragen am Ende eines jeden Kapitels, einschließlich der Lösungen, unterstützt. Sehr gut gelungen ist auch das gesamte Layout des Buches mit einem zweifarbigen und großzügigen Druck, zahlreichen Grafiken, Tabellen und weiteren Praxisbeispielen.

Dieses nach Form und Inhalt hochwertige Produkt kann der anvisierten Zielgruppe – diese besteht in erster Linie aus CFOs von KMUs und Großunternehmen sowie sonstigen leitenden Mitarbeitern des Finanzwesens – als Nachschlagewerk bestens empfohlen werden. Darüber hinaus kann es aber auch für Studierende an Hochschulen sowie an Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft mit dem anspruchsvollen Studienschwerpunkt "Corporate Finance" zur studienbegleitenden Lektüre und nicht zuletzt für die Vorbereitung auf einschlägige Prüfungen genutzt werden. Sieht man von nur wenigen ausschließlich auf die Schweiz bezogenen Spezifika ab, ist die behandelte Materie in vollem Umfang auch für Leser aus Deutschland und Österreich relevant. Einige der im Buch angesprochenen Themen beziehen sich sogar ausdrücklich auch auf deutsche Unternehmen, z. B. die Diskussion ob sich bei der Lufthansa der CVA oder der EVA als Kenngröße zur Performancemessung besser eignet oder die Interpretation von Multiples am Exempel der drei deutschen Automobilhersteller VW, BMW und Daimler.

Handbuch Finanzmanagement
Handbuch Finanzmanagement
Bewertungen, Finanzierungen und Risikomanagement im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung
739 Seiten, gebunden
NZZ Libro 2018
EAN 978-3038103226

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