Streifzüge durch Berlin
Insgesamt 123 s/w und 60 Farbfotos, 31 Übersichtskarten und Pläne und viele Streifzüge durch die Stadt und ihr Umland offeriert dieser Reisführer aus dem Michael Müller Verlag. Das "Grüne Berlin" (Spandauer Forst, Grundwald, Wannsee, etc) wird ebenso berücksichtigt wie die vielen Wälder, Parks, Seen und Flüsse der "neuen" Hauptstadt, sowie natürlich die Schlösser von Potsdam, der Naturpark Barnim oder das Dahme-Spree-Land.
"In Prenzlauer Berg gibt es inzwischen mehr Kindergärten als Kneipen" hört man in letzter Zeit immer öfter als Standardsatz, wenn man über Berlin spricht, aber wie die Autorin, Gudrun Maurer in ihren Insidertipps verrät, habe sich die Szene ohnehin wieder nach Kreuzberg rund um das Schlesische Tor verlagert. Wem danach weniger der Sinn steht, der wird in Berlin ohnehin voll auf die Kosten kommen. Es gibt wohl kaum eine Stadt, die alles doppelt hat: von den Regierungsgebäuden und Opern einmal abgesehen, die vielfältige Theaterkultur, die Botschaften und Parks, Berlin könnte ganze Armeen beherbergen und verköstigen und böte dennoch immer noch Platz, Berlin bietet Raum für jedermann, ein einziges Biotop, in dem sich jeder etwas aussuchen kann und gleich wie zuhause fühlt.
Die Autorin geht nicht nur auf das multikulturelle Berlin ein, gibt praktische Tipps über den öffentlichen Nahverkehr oder Übernachtung sowie Essen und Trinken und Museen, sondern bietet zusätzlich auch Streifzüge durch die bekanntesten Bezirke Berlins sowie des Umlands an. Das zuletzt gelobte Kreuzberg wird von ihr als junges und kreatives Viertel beschrieben, dem die Besserverdienenden in den 90ern wieder den Rücken zugekehrt hätten. In Kreuzburg sei Berlin wirklich "multikulturell" und es mische sich der echte Berliner mit dem Türken in dritter Generation. Der "Karneval der Kulturen", ein Straßenfest, sei nicht nur eine Veranstaltung, sondern Syonym für dieses junge Stadtviertel, in dem sich nicht nur ein echter "Wasserfall" entdecken lässt, sondern auch auf den Spuren der Peter Lorenz Entführer wandern lässt. Im Keller der Schenkendorfstr. 7 wurde der CDU-Vorsitzende von der "Bewegung 2. Juni" (benannt nach dem Todesdatum Benno Ohnesorgs) mehr als eine Woche festgehalten. Berliner Kriminalgeschichte schrieb aber nicht nur dieses Ereignis, sondern auch so mancher andere Kleinkriminelle, der sich in den unzähligen Hinterhöfen Kreuzbergs vor der Polizei versteckt halten konnte, bis "die Luft wieder rein war".
Die Spaziergänge durch die einzelnen Stadtviertel werden mit Umgebungskarten und Fotos der Sehenswürdigkeiten bebildert und durch kleine Geschichten, Anekdoten im "Kasten" aufgeheitert. So entsteht eine spannenden und informative Reise, die einen sowohl geschichtlich als auch architektonisch aufklärt und an den wichtigsten Berliner Ereignissen teilhaben lässt. Einkehrmöglichkeiten, Veranstaltungskalender und anderes Wissenswertes sorgen für eine "korrrrrrrrrekte" Tour durch die größte Stadt des deutschsprachigen Raumes, die sich heute weniger denn je mit einem Vergleich mit den anderen europäischen Hauptstädten zu schämen braucht. "Watt kiekste denn so?" Ein kleiner Sprachführer wäre vielleicht doch noch angebracht gewesen, schließlich ist die "direkte Art" der Hauptstadtbewohner nicht unbedingt jedermanns Sache, oder? Und Marlene sang ja nicht umsonst: "Du mein Berlin, Berlin, du Perle an der Spree/ Wer dich erst kennt, Berlin, der sagt dir nie adieu/ Denn deinem Zauber kann man niemals mehr entflieh'n/Du mein Berlin, Berlin, Berlin…"
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