Sibylle Berg: GRM

Das unendliche Elend der Welt

Wer sich lektüremässig mal so richtig deprimieren möchte, keinen Wert auf eine erkennbare Handlung legt oder darauf, sich mit Romanfiguren im positiven oder negativen Sinne identifizieren zu können, der sollte Sibylle Bergs "GRM – Brainfuck" lesen. Angesiedelt im Post-Brexit-Grossbritannien, im elenden Sumpf der sozialen Verwahrlosung, in einer Zeit, die schon etwas in der Zukunft liegt, aber nicht wirklich weit weg, respektive teilweise schon da, Lieferroboter und selbstfahrende Autos gehören zu den Selbstverständlichkeiten, die komplette Abschaffung des Geldes steht kurz bevor, Menschen sind gechipt wie Hunde und Katzen, Überwachung an jeder Ecke, London City kann sich sowieso nur noch eine dünne Schicht Privilegierter leisten und wer krank wird und nicht zu den Privilegierten gehört, hat halt Pech gehabt. Shit happens.

Es gibt schon so etwas wie eine Handlung (ein paar Freunde, Don, Karen, Peter und Hannah, entziehen sich dem gesellschaftlichen Diktat), die ist aber nur derart lose eingewoben in einen unendlichen Schwall der Düsternis, dass sie immer wieder verloren geht. Figuren werden am Laufband steckbriefartig eingeführt und abgefertigt. Was in ihnen vorgeht, kümmert kaum, sie dienen eher als Halter für all die Fehlentwicklungen und Abgründe, die sich überall auftun. Bots, AI, Unfruchtbarkeit, Drohnen, Biometrie, Crowdfunding statt soziale Absicherung, Konsumwahn, Kryptowährungen, Virtual-Reality, Abtreibung, Mars-Mission, Grundeinkommen (aber nicht im nett gemeinten Sinn), Armut und Verwahrlosung, Gentrifizierung, Obdachlosigkeit, Prepper, Sexismus. Nichts, wirklich gar nichts, das nicht angesprochen wird in einem rap-artigen Rhythmus, sprunghaft und mit der Zeit ziemlich anstrengend. Dass sich eine solche Lektüre zu einem Belletristik-Bestseller entwickeln konnte, ist wohl vor allem einem guten Marketing zu verdanken, wie viele sich den Text dann wirklich über die 634 Seiten antun, ist eine andere Frage. Aber das ist ja oft so mit Bestsellern. Who cares.

GRM
GRM
Brainfuck
640 Seiten, gebunden
EAN 978-3462051438

Die Gegenwart einer Dystopie

Eine brillant geschriebene Dystopie, die sehr viel mit der Welt zu tun hat, in der wir bald (oder schon) leben.

Blue Skies

Ein tragisches Reiseerlebnis

Thomas Manns "Mario und der Zauberer" ist eine bis heute lesenswerte Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Faschismus.

Mario und der Zauberer

"Eine andere Welt war einst möglich"

Ein beeindruckender Roman und ein Blick zurück in das freieste Jahrzehnt der Menschheit: die Neunziger.

Stay True

Die Lüge als Konstante

Nach Jahren der Abwesenheit kehrt ein erfolgloser Drehbuchautor aus der Hauptstadt in sein Elternhaus auf einem fränkischen Dorf zurück und geht den Lebenslügen seiner Familie und der Liebe auf den Grund.

Villa Sternbald

Im Fluss der Zeit

Eine leise, zarte und sehr besondere Erzählung.

Die Ballade des letzten Gastes

Die Schönheit der Dichtung

Eine Sammlung von Gedichten, die philosophische Impressionen ebenso enthält wie zarte Betrachtungen über Mensch, Natur und Zeit.

zeitflechten