Angst vor der Angst
"La guerra non vince il più forte, ma quello che è più bravo a aschpetta’", meint Donna Imma in breitesten Neapolitanisch zu ihrem größten Widersacher: nicht der stärkste gewinnt den Krieg, sondern der, der die längste Geduld hat. "Gomorrha" ist eine moderne Romulus gegen Remus oder auch Kain und Abel Geschichte in Neapel, denn auch biblische Motive werden in dieser Literaturverfilmung nach dem Tatsachenroman von Roberto Saviano verwendet. Auch das Vater-Sohn-Thema ist biblisch und wird in "Gomorrha" verarbeitet. Was mit einem Brandanschlag auf die Mutter von Salvatore Conte beginnt, weitet sich bald zu einem Bandenkrieg aus. Im Zentrum stehen die beiden ungleichen Nachfolger Gennaro und Ciro, die beide von dem Camorrista Pietro Savastano "aufgezogen" werden, wenn auch nur der eine sein leiblicher Sohn ist, den er mit Immacolata ("der Unbefleckten") einst zeugte. Gennaro wird von Don Pietros "erstem Soldaten", Ciro di Marzio, in die Geheimnisse der Organisation seines Vaters eingewiesen. Dazu gehört auch dessen "Entjungferung" durch einen ersten Mord, bei dem Gennaro allerdings versagt. Ciro schützt ihn vor Pietro und lobt seinen Mut, doch Don Pietro weiß, dass sein Sohn ein Weichei ist und ihm (noch) nicht besonders ähnelt. Aber das wird sich noch ändern.
Divano im Slum
Der betörend-bedrohliche Soundtrack von Mokadelic sorgt für eine spannende Atmosphäre und auch die Straßenszenen und Autofahrten, bei denen am Ende immer einer stirbt, wirken authentisch. Die Straße dient dabei als Symbol für die Brücke in das andere Leben, vielleicht ein besseres als das hiesige in Scampia, einem Elendsviertel Neapels, aus dem die Camorra täglich neu rekrutiert. Ein Divano dient als roter Faden zwischen dem Ehepaar Immacolata und Pietro, denn die beiden werden sich auch als Pietro im Gefängnis sitzt, nicht immer einig sein. Der Gegensatz des luxuriösen Sofas zur Müllhalde des Slums illustriert das Leben der einen gegen das der anderen. Auch die Rolle der Frau in mafiösen Strukturen wird herausgearbeitet, denn sie motiviert ihn und macht statt ihm weiter. Weitere Initiationsriten muss auch Ciro über sich ergehen lassen, um seine Treue zu Don Pietro zu beweisen, ein Schierlingsbecher der anderen Art. Darüber legt Mokadelic das Lied "One day we’ll be old and think about the stories we could have told" von Asaf Avidan, ein Hinweis auf den Generationenkonflikt, der sich anbahnt.
Angst vor der Angst
Als Don Pietro im Gefängnis Poggioreale einquartiert wird, machen alle dort den Bückling vor ihm, er versucht alles weiterhin zu leiten, doch nach und nach entgleitet ihm alles und Don Imma und Genna arbeiten alsbald gegen den designierten Nachfolger Ciro di Marzio, der nicht umsonst "L’Immortale" (der Unsterbliche) genannt wird. "E chi ti fidi tu?" Vertrauen ist schwierig, in einer Organisation wo jeder gegen jeden arbeitet und nur derjenige überlebt, der Allianzen schließen kann. Aber auch diese sind immer nur brüchig und kurzfristig. Erschütternde Gewaltszenen wechseln sich mit Straßenszenen in Secondigliano/Scampia oder dem Gefängnis Poggioreale ab. Wer jemanden mit einem Billardqueue erschlagen kann, muss tatsächlich sehr viel Wut aufgestaut haben. "L’Unica ch ci puo fottere è la paura.": Nur die Angst macht Angst.
Weitere Staffeln in Umsetzung
Im Mai 2016 wurde bestätigt, dass bereits eine dritte Staffel so gut wie abgedreht ist und die Serie sogar noch um eine vierte Staffel erweitert werden wird. Was der Serie bisher allerdings fehlt, ist eine positive Identifikationsfigur, denn die Wahl zwischen der Demokratischen Allianz Ciro di Marzios oder Diktator Pietro Savastano ist keine. Dafür haben sich die Produzenten für das Ende der zweiten Staffel aber einen ganz besonderen Clou ausgedacht, der hier natürlich nicht verraten wird. Eine düstere Mafia-Serie, die sich besonders im Originalton sehr gut anhört, ganz zu schweigen vom tollen Soundtrack der Serie.
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