Goethes Venedig

Von der Wiege bis zur Bahre

Eine von Goethes frühesten Kindheitserinnerungen war eine geschenkte Gondel. Für Kinder. Ein Gondelmodell, das ihn schon sehr früh auf seine später von ihm "Biberrepublik" getaufte Lagunenstadt aufmerksam machte. Am 28. September 1786 betrat er sie erstmals, "nach unserer Uhr um fünfe".

Einer Wiege gleich schaukelte ihm die Gondel gefällig, schreibt er in seinem "Venezianischen Epigramm Nr.8" und das Kästchen darauf dünkte ihn "ein geräumiger Sarg", zwischen Sarg und Wiege schwanken und schweb, "auf dem großen Kanal, sorglos durchs Leben dahin". Venedig könnte man eigentlich nur mit sich selbst vergleichen, so einzigartig ist die Serenissima, die Durchlauchtetste, die einen durch Labyrinthe in ihren Bauch aufnehme. Reproduktionen von Gemälden, etwa Canaletto, aber auch Zeichnungen Goethes illustrieren das illustre Brevier, das von Mathias Mayer herausgegeben wurde. Gedichte, Epigramme, kurze Eintragungen und Anekdoten wechseln die farbigen Bilder wohltuend ab und zaubern viel Licht und Schatten zwischen die Zeilen. Den Pferden auf der Markus Kirche ist Goethe ebenso angetan wie dem Palazzo Duale. Was ihm sonderbar scheint: "daß sie in der Nähe schwer und unten vom Platz leicht wie die Hirsche aussehen". Am 1. Oktober beschwert er sich über die (Un-)Reinlichkeit der Stadt, aber die Baumeister hätten durch architektonische Vorrichtungen Venedig zur reinsten Stadt der Welt machen wollen. 

Goethe im venezianischen Theater

Am Redentore, der Kirche auf der San Marco gegenüberliegenden Insel Giudecca, gewinnt er eine Tempelform ab, die Palladio hier perfektioniere, während er bei der St. Giorgio eher pfuschte. Im Theater St. Lucas besucht Goethe eine Komödie, die mit "viel Naturell, Energie und Bravour" aufgeführte worden sei. Die Venezianer würden sich kindisch über die Masken freuen, würden "schreien, klatschen und lärmen". "I morti, i morti!", würden sie schreien, das Publikum applaudiere mit "Bravi, i morti" sogar den Toten, so groß sei ihre Begeisterung im Theater. Die "ciarlatani", die Schausteller, bildet schon Gabriele Bella auf der Piazzetta von San Marco ab, sein Gemälde hängt in der Galleria Querini Stampalia. Die Löwen vorm Arsenale ringen Goethe gehörigen Respekt ab, er hält sie für riesig, fast mehr als das Bucentoro, das Schiff des Dogen, das von Napoleons Truppen 1798 in seine Details zerlegt wurde. Es diente dem Dogen ausschließlich für die Vermählung mit dem Meere, ein alljährliches Fest, das die Verbundenheit der Venezianer mit dem Meere verewigte und feierte.

Goethe und seine italienische Reise

Im Herbst 1786 hatte er erstmals Station in Venedig gemacht, 1790 im Frühjahr wohl das letzte Mal. Wie oft er dazwischen dort war, darüber schweigen die Annalen, so der Herausgeber in seinem Nachwort. Seine venezianischen Epigramme und Erinnerungen seien erst zwanzig Jahre später in seiner "Italienischen Reise" redigiert und veröffentlicht worden. Aber auch auf seine 1810 gedruckte Farbenlehre, ebenfalls bei Insel erschienen, war von dem besonderen Kolorit und den Farben Venedigs beeinflusst.

Goethes Venedig
Goethes Venedig
87 Seiten, gebunden
Mit zahlreichen Abbildungen
Insel 2025
EAN 978-3458194040

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