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Jim Jarmusch: Gimme Danger

Iggy Pop: The Mega-Clang

"I like the Mega-Clang", meint Iggy Pop in einem Interview mit dem renommierten Regisseur Jim Jarmusch, der in dieser Dokumentation die Lebensgeschichte des Ober-Stooge erzählt. Iggy, der Sänger der Stooges, spielt damit auf die Maschinen in Autofabriken an, die mit einem "clang", Metall zu Platten pressen und dabei einen Sound machen, der auch den von The Stooges beeinflusst haben könnte. Iggys musikalische Karriere hatte mit Schlagzeugüben im elterlichen "Wohnzimmer" eines Camping-Trailers resp. RVs begonnen. Dazu musste er jeden Abend die ganze Batterie neu aufbauen, bis die Eltern ihm schließlich den größeren Raum überließen und in sein Zimmer zogen, wo gerade mal eine Doppelmatratze Platz hatte, erzählt Iggy dem Regisseur bereitwillig vor laufender Kamera. Er war in dem Coachville Garden Mobile Home Court in der Carpenter Road in Ypislanti nahe Ann Arbor in Michigan aufgewachsen: eine Wohnwagensiedlung. Das sorgt für genügend street credibility, möchte man meinen.

Egyptian iconography

1969 nahmen die Stooges ein von John Cale produziertes Album in New York auf, auf dem John Cale auch Bratsche spielt. Iggy sah in New York in einem Hundesalon ein Hundehalsband und das inspirierte ihn, es bald selbst zu tragen: "I still don’t know what it means", sagt er schmunzelnd, aber John Wayne hätte ihn einmal damit auf der Straße gesehen und ihn aus dem Auto heraus angeschnauzt. Spätestens jetzt wusste Iggy, dass es eine gute Idee war, es zu tragen: "I wanna be your dog" heißt der zweite Track des selbstbetitelten Debüts. Iggy Pop war auch der erste, der einen silberner Handschuh an der rechten Hand trug, das Mikro schluckte wie einen Ständer und seine Jeans hinten so durchgescheuert hatte, dass man seine Haut darunter sehen konnte. Eigentlich hat Iggy sogar das stage diving erfunden, wie von Jarmusch behauptet wird. Iggy selbst beschrieb seinen Kleidungsstil als "Egyptian iconography". Von Jarmusch eingespielte Archivaufnahmen zeigen, was Iggy wohl damit meinte.

The Iggy: Godfather of Punk

1973 waren sie noch beschmissen und bespuckt worden, aber auch 40 Jahre später gibt es die Stooges immer noch, denn 2009 fand eine Reunion statt. Iggy hat erst mit seiner Highschoolband "Iguanas" geübt, daher auch sein Name. Ihr erstes großes Konzert hatten sie in einem Pier, der so überlaufen war, dass er durch den Lärm der Band und das Gewicht der vielen Leute sogar zusammenbrach. Später lernte Iggy bei den Schwarzen in Chicago einige wesentliche Einflüsse, erzählt er, denn er habe ihre Musik aufgesogen. Damals seien sie (die Band, JW) "real commies" gewesen, sie hätten in einem communal house gewohnt und es hätte keinen Privatbesitz gegeben, alles wurde geteilt, die Instrumente, das Essen, die Matratzen. Auch die Drogen, die sie gerne im Dunkeln nahmen und dazu Musik hörten. MC5 kamen als Einfluss später noch dazu, wie von Jarmusch in Archivaufnahmen eindrucksvoll bewiesen wird. Aber die Gruppe aus Detroit wurde Iggy bald zu politisch. "I think I helped wipe out the Sixties", sagt Iggy in einem TV-Interview zynisch grinsend, denn seiner Meinung nach war das ganze Hippie Flower Power Zeugs ohnehin nur eine patriotische Regierungsverschwörung. Der "Godfather of Punk" rockt übrigens nach wie vor: immer noch skinny muskulös und stage diving machend. Die Zahnlücke von seinem ersten stage diving ist inzwischen allerdings repariert.


von Juergen Weber - 16. Dezember 2017
Gimme Danger
Jim Jarmusch (Regie)
Gimme Danger

STUDIOCANAL 2017
Laufzeit: ca. 104 Minuten
EAN 4006680081441