Die Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus
Das ambitionierte Projekt der Herausgeber in acht Bänden über alle Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus inklusive aller Nebenlager detailliert Auskunft zu geben, nähert sich mit den vorliegenden Bänden 4 und 5 dem Abschluss. Nach dem bewährten Muster folgt zunächst eine detaillierte Darstellung der einzelnen Stammlager. Daran anschließend werden alle dazugehörigen Außenlager in meist kurzen Beiträgen dokumentiert.
Den in Band 4 beschriebenen Konzentrationslagern war die Gründung noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gemein. Flossenbürg wurde 1938 ein KZ für Männer "insbesondere "Asoziale" und "Kriminelle" eröffnet" (S. 9). Aufgrund der reichen Rohstoffvorkommen - reiche Granitvorkommen umgaben die Region - wurde Flossebürg als KZ-Standort ausgewählt. Für den SS-Betrieb "Deutsche Erd- und Steinwerke" sollten hier Natursteine produziert werden. Zunächst wurden nur Kriminelle in Flossenbürg interniert, später kamen dann auch sowjetische, tschechische und polnische Zwangsarbeiter hinzu. Mit dem Fortschreiten des Krieges gewann die Rüstungsproduktion in Deutschland zunehmend die Oberhand. So standen "zahlreiche Außenlager im Dienst der Rüstungsproduktion, der Elektroindustrie, der Erzeugung von Munition und der Produktion von Treibstoff" (S. 9).
Das in Oberösterreich gelegene KZ Mauthausen war wie das KZ Flossebürg zunächst ein Lager nur für Männer. Ebenfalls 1938 gegründet, bildet es im System der Konzentrationslager "eine Besonderheit", da das nahe gelegen Außenlager Gusen annähernd die gleichen Dimensionen erreichte wie das Stammlager. Der überwiegende Teil der dort internierten Häftlinge wurde für die im Kriegsverlauf immer wichtiger werdende Rüstungsproduktion ausgebeutet. Sowohl Daimler-Benz als auch die Reichswerke Herman Göring und der Flugzeugbauer Heinkel forderten aus Mauthausen Häftlinge an, um den immer krasser auftretenden Arbeitskräftemangel zu kompensieren. Wurde die Produktion ins unterirdische verlagert - wie in Ebensee, Leibnitz, Melk und anderswo geschehen, wirkte sich das sehr negativ auf die ohnehin schon schlechten Arbeitsbedingungen aus.
Das KZ Ravensbrück war im Unterschied zu Flossenbürg und Mauthausen zunächst ein reines Frauenlager und wurde im Mai 1939 "in Betrieb" genommen. Erst 1941 internierte der NS-Staat hier über 20'000 Männer. Auch in Ravensbrück bzw. in den Außenlagern wurde hauptsächlich für die deutsche Rüstungsproduktion gearbeitet. Das sog. "Siemenslager" vor den Toren Ravensbrücks war das größte Außenlager des KZs. Ebenso wurde an vielen anderen Industrieproduktionsstätten Außenlager von Ravensbrück errichtet.
Die in Band fünf dargestellten Lager sind weniger homogen als die des Vorgängerbandes. Neben den beiden kleineren Lagern Hinzert und Neuengamme fällt hier vor allem der Blick auf das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, dem Synonym für den industriellen Massenmord an den europäischen Juden. Nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern vor allem weil es als Vernichtungslager diente, fällt es aus dem Rahmen. Das Kapitel des Bandes kann sich hierbei im Gegensatz zu anderen Lagern auf wissenschaftlich zuverlässige Forschungen stützen, so hat z.B. Sybille Steinbacher umfangreich zum Lagerkomplex Auschwitz publiziert.
Im Jahr 1938 wurde in Hinzert im Hunsrück von der DAF ein Lager für Arbeiter des Westwalls errichtet, das zunächst als Erziehungslager für Polizeihäftlinge bestimmt war. Erst im Juli 1940 wurde Hinzert zu einem KZ-Hauptlager, in dem vor allem Widerstandskämpfer aus Polen, Luxemburg, Italien, Frankreich und anderen Staaten interniert waren. "Für viele war Hinzert Durchgangsstation auf dem Weg in andere Lager."

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