Die Geschichte der Arbeit von der Antike bis heute
Arbeit bestimmt und bestimmte das Leben der Menschen. Je nach Epoche verbrachten Menschen ein Drittel bis die Hälfte ihres Lebens mit der Ausübung einer (bezahlten) Tätigkeit. In seiner Habilitationsschrift untersucht Michael Aßländer die europäische Entwicklung der Arbeit seit der Antike. Die zentrale These Aßländers ist dabei, dass das moderne Arbeitsverständnis ein Ergebnis der sich veränderten sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen ist, und nicht der technischen und ökonomischen Entwicklung.
Während in der Antike Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen mussten, als minderprivilegiert abstempelte wurden, änderte sich das im Mittelalter. Arbeit wurde hier als göttlicher Fluch empfunden. In der Lehre von den drei Ständen wird das nun abgemildert und Arbeit gilt nicht mehr als moralisch minderwertig. Die mittelalterliche Stadt und damit die Ausbildung des selbständigen Handwerks haben viel zur Wandlung von Arbeit beigetragen. In der Neuzeit wird Arbeit mit dem Aufstieg des Bürgertums neu definiert: Arbeit und Erwerb wurden zu einer Begründung der sozialen Mobilität. Wer nicht arbeitet, konnte auch nicht am Gemeinwohl teilhaben.
Aßländer konstruiert zwei idealtypische Verständnisweisen. Das aristokratische Verständnis von Arbeit sieht durch Erwerb keine sozialen Rechte vor. Das bürgerliche Modell herrscht dagegen in der Neuzeit vor: Die individuelle Verbesserung der sozialen Lage durch Arbeit.
Vor diesem Hintergrund diskutiert Aßländer die aktuellen soziologischen und ökonomischen Debatten um die Zukunft der Arbeit. Dabei wird besonders die fehlende kulturelle Dimension kritisiert. Arbeit in der, obwohl seit dem 19. Jahrhundert einem starken Formwandel unterworfen, Bürgergesellschaft ist ein Versprechen auf Teilhabe an der Gesellschaft.
Insgesamt bietet Michael Aßländer einen interessanten und vor allem anspruchsvollen Überblick über die Geschichte menschlicher Arbeit seit der Antike. Die zahlreiche, z.T. sehr langen Zitate erschweren die Lektüre nicht unerheblich. Dennoch ist Aßländers Untersuchung gut lesbar. Inhaltlich gibt es ebenfalls wenig Grund zur Kritik. Aßländers Modellentwürfe, die als Folie für die Bewertung der aktuellen Entwicklungsstränge dienen, können im großen und Ganzen überzeugen. Wenn auch die Gefahr besteht durch die Bildung von Idealtypen eine Repräsentativität zu schaffen, die die Vielschichtigkeit von Arbeitsverständnissen bisweilen übersieht. Im Kapitel über die Antike hätte zudem die Heranziehung neuerer Literatur nicht geschadet. Die geschlossene Hauswirtschaft ist von der Forschung seit einigen Jahren als nur eingeschränkt aussagekräftig eingestuft worden.
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