Die Anziehungskraft des Meeres: Robert Bohn erzählt von der Liebe zur Seefahrt
"Wenn ich meinen Leuten die Liebe zur Seefahrt mitteile, und so ein jeder den Drang dazu in sich verspürt, weil ihn ein Gewicht im Herzen zum Meere zieht, so wirst du bald sehen, wie sie sich verschiedene Tätigkeiten suchen, die ihren 1000 besonderen Eigenschaften entsprechen. Der eine wird Segel weben, der andere im Walde den Baum mit dem Blitzstrahl seiner Axt fällen. Wieder ein anderer wird Nägel schmieden, und irgendwo wird es Männer geben, die die Sterne beobachten, um das Steuern zu erlernen. Und doch werden sie alle eine Einheit bilden. Denn ein Schiff erschaffen, heißt nicht, die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meer wachrufen. Ich brauche nicht jeden Nagel des Schiffes zu kennen. Ich muss aber den Menschen den Drang zum Meer vermitteln."
So wie im oben zitierten Text - er stammt aus Antoine de Saint-Exupérys Die Stadt in der Wüste - muss es den Menschen ergangen sein, als sie noch an ihren Küsten hockten und auf die See starrten. Bis ihnen jemand den Drang zum Meer vermittelte. Die Anziehungskraft von Wellen etwas nüchterner vollzieht Robert Bohn. Der Flensburger Historiker beginnt seinen Reigen in der Antike. Nicht in der griechischen und auch nicht bei den alten Römern: Beide Völker benutzten zwar Schiffe, waren aber keine Seefahrernationen.
Dieses Attribut trifft viel eher auf die Phönizier zu. Ab dem letzten vorchristlichen Jahrtausend verließen die ersten Kähne ihre im heutigen Libanon und Syrien verortete Heimat. Auf der Suche nach neuen Kolonien und Handelsplätzen durchsegelten sie erstmals die Straße von Gibraltar in westlicher Richtung. Für das südöstliche Mittelmeervolk war die Entwicklung des Bootes mindestens ebenso wichtig wie für die Landbevölkerung die Erfindung des Rades.
Weitere Seemeilensteine bei der Erschließung der Meere setzten die eroberungshungrigen Krieger der Wikinger. Weniger bellizistisch, aber durchaus wehrhaften taten es ihnen die in der Hanse zusammengeschlossenen Kauffahrer Nordeuropas nach. Konkurrenz bekamen sie durch die eigene Independent-Organisation, die wesentlich draufgängerischen, doch kaum weniger geschäftstüchtigen Merchant Adventurers, die es bis ins sibirische Eismeer verschlug.
Es folgten die Entdeckungsreisen der Portugiesen und Spanier in ferne Kontinente zu Beginn der Neuzeit. Auch die Piraten vergisst der Autor nicht, obschon ihr weltgeschichtlicher Beitrag ein eher bescheidener war. Was bedeutete schon die Kaperung eines Schiffes, selbst wenn es voller Gold war, im Vergleich zu den globusumspannenden Geschäftsbeziehungen der großen britischen und niederländischen Handelskompanien?
Die letzte große Revolution in der Seefahrt erfolgte durch den Übergang vom Segel zur Schraube. Das 20. Jahrhundert schließlich war von zwei Entwicklungen geprägt: in der ersten Hälfte die kriegsentscheidenden Transporte großer Mengen militärischer Güter vor allem über den Atlantik; nach 1945 die gewinnbringende Konzentration auf ökonomische Sparten durch den Einsatz von Öltankern, Containerschiffen und Kreuzfahrtdampfern. Bohns Buch über die Seefahrt, das sind 122 informative Seiten, die sich lohnen, plus Glossar, Literaturverzeichnis sowie Namens-und Ortsregister, alles zusammen für 8 Euro 95 - da gibt's nichts zu meckern!
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