Krazy Kat

Der erste gender-fluide Star der Comic-Geschichte

"Wie Katz' und Maus", sagt man über Liebespaare, die sich gerne necken. Im Falle von Herrimans Krazy Kat sind es eine gender-fluide Katze und eine weiße Maus namens Ignatz. Aber letztere ärgert erstere dermaßen, dass regelmäßig der Hundepolizist Offissa Pupp einschreiten muss. Gertrude Stein, F. Scott Fitzgerald, Pablo Picasso, James Joyce, US-Präsident Woodrow Wilson, Jackson Pollock, Charlie Chaplin, Frank Capra, P.G. Wodehouse, Willem de Kooning und nicht zuletzt William Randolph Hearst waren allesamt bekennende Krazy Kat-Fans.

Ein Schicksalstag für die Comicwelt

George Herriman schuf Anfang des 20. Jahrhunderts einen Comicklassiker, dessen Storyline so simpel wie genial ist. Mit visuell-verbaler Kreativität und halsbrecherischen Slapstick-Einlagen legte der die Grundlagen für die neunte Kunst. Zwischen 1913 und 1944 erschien George Herrimans legendärer Zeitungsstrip, Krazy Kat, als Sonntagsbeilage. Taschen hat nun die kompletten Sonntags-Strips von 1935–1944 in Farbe mit einer Einleitung von Comicfachmann Alexander Braun in einem neuen großformatigen Prachtband herausgegeben. Der Herausgeber ist selbst bildender Künstler mit zahlreichen Auszeichnungen, Stipendien und Ausstellungen. Alexander Braun studierte Kunstgeschichte in Bochum und Berlin und trug in den letzten Jahren eine der umfangreichsten Sammlungen zur Geschichte der Comics zusammen. Den Tag, an dem George Herriman geboren wurde, dem 22. August 1880, beschreibt er gleich in der Einleitung als einen typischen "tropical Sunday in New Orleans, Louisiana", einen Schicksalstag mit einem "cat's lament" mit einem "mournful song" und dem "pitter-patter of mice", die über die Veranda schleichen: "George Herriman, the most important Comic Illustrator of all time, has come into the world".

The Family Upstairs

Sicherlich war Herriman einer der einflußreichsten Comic Zeichner, denn er legte gleichsam den Grundstein für alles, was in diesem Genre noch folgen sollte. Schon 1913 erschien ein erster farbiger Strip Herrimans, The Two Jolly Jackies, in der New York Daily News - in Farbe. Aber schon wenig später zog er mit seiner Frau und Tochter wieder zurück nach Los Angeles, wo er auch die Wüste und die Kultur der Navajos für sich entdeckte. Er verstand als einer der Ersten die Native Americans auch als Inspirationsquelle für seine Kunst und integrierte Symbole und Patterns (Muster) in sein Werk. Nach seiner Zeit im Sportjournalismus ging es von der Dingbat Family relativ schnell zu seinem Opus Magnum Krazy Kat. 1910 zeichnete er in The Family Upstairs erstmals seine Krazy Kat und Ignatz Mouse. Die bezeichnete Familie wurde aber nie gezeigt und vielleicht machte genau das den Erfolg bei den Lesern aus, wie Alexander Braun bemerkt. Als kennzeichnendes Ritual wurde das obsessive Ziegelschmeißen der Maus an den Kopf der Katze etabliert. "Wotsa madda?", lautete die Frage eines Papageien in einem der ersten Strips, womit auch ausreichend beschrieben ist, wie locker Herriman das Mundwerk seines Krazy Kat sitzen ließ. Surreale, dadaistische Szenerien und eine Sprache, die Slang, Neologismen, phonetische Schreibweise, um die Ecke gedachte Anspielungen und Bildungsverweise durcheinanderwirbelte, gehören ebenso zum Programm Herrimans wie diffuse Geschlechterrollen, was Krazy Kat wohl zum ersten gender-fluiden Star der Comic-Geschichte machte.

Der vorliegende Band enthält alle Krazy Kat-Geschichten in Farbe aus den Jahren 1935–1944 und eine ausführliche Einleitung von Comicfachmann Alexander Braun, der Herrimans multi-ethnischen Background beleuchtet und dem Außergewöhnlichen dieses zeitlosen Gesamtkunstwerkes um eine queere Katze nachspürt.

Krazy Kat
George Herriman (Illustration)
Krazy Kat
The Complete Color Sundays 1935–1944
632 Seiten, gebunden
Taschen 2025

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