Die kulturelle Bedeutung des Geldes im Mittelalter
Geld ist heute etwas völlig alltägliches, es begleitet uns in Form von Scheinen und Münzen, auch unbarer Zahlungsverkehr ist weit verbreitet. Wie sich Münzen und Geld in Europa ausbreiteten, ist eine interessante Forschungsfrage vor allem für Wirtschaftshistoriker. Im Sammelband "Geld im Mittelalter" haben die Herausgeber dagegen Beiträge aufgenommen, die sich dem Thema aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nähern. In der Mehrzahl basieren die Texte auf Vorträgen des Mittelalterlichen Arbeitskreises der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und stammen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen.
Den Anfang macht ein einleitender Beitrag von Klaus Grubmüller, der auf die bisher favorisierten Betrachtungsweisen von "Geld" eingeht und kurz die folgenden Texte kommentiert. Die neun weiteren Beiträge lassen sich in vier Kategorien unterteilen, wobei es inhaltlich durchaus interessante Überschneidungen gibt.
Zunächst befassen sich drei Texte mit Münzen: Nach einer Einführung in die mittelalterliche Numismatik, die die verschiedenen Münzgeldsysteme und ihre Entwicklung beschreibt, folgt eine etymologische Betrachtung des Begriffes "Geld" und verwandter Worte. Anschließend wird der Umgang der Kunstwissenschaft mit Herrscherbildern auf Münzen analysiert. Münzbilder spielen in dieser Disziplin bisher kaum ein Rolle, können aber Hinweise auf das gewünschte Image eines Herrschers geben.
Um den Zusammenhang zwischen Geldwirtschaft und Ehre geht es in den zwei folgenden Beiträgen: Das ambivalente Verhältnis zu Geld und den Veränderungen, die es mit sich brachte, führte zu auf den ersten Blick paradoxen Handlungen und Äußerungen in der Politik. Ein Beispiel dafür ist Friedrich Barbarossa, der aus heutiger Sicht durchaus als bestechlich bezeichnet werden kann, der jedoch strikt auf die Einhaltung bestimmter Verhaltensweisen achtete, wenn es um seine Ehre oder Gnade ging.
Zwei Aufsätze gehen auf Geld als Thema in Kunst und Literatur ein: Bilder und Skulpturen weisen verschiedene Motive für Habgier, bzw. Geldgier oder Geiz auf und haben die Funktion, ein im christlichen Sinne anständiges Verhalten anzumahnen. In der satirischen und didaktischen Literatur kommt Geld etwa seit dem 12. Jahrhundert vor. Neben einer wertfreien Darstellung gibt es auch eine kritische oder polemische, bei der Geld allegorisiert wird.
Am Ende des Buches geht es um das Verhältnis von Christen zu Geld und Reichtum. Die literarische Auseinandersetzung mit dem zunehmenden Reichtum der Zisterzienser im 12. Jahrhundert gibt Hinweise auf Meinungen bezüglich des Reichtums einer Gemeinschaft. Zu guter Letzt werden von einer Debatte um franziskanische Armut Verbindungen zu zeitgenössischen Texten hergestellt, die ein Modell ökonomischen Handelns entwerfen.
Mehrere Beiträge werden ergänzt durch Abbildungen. Nahezu alle Aufsätze verfügen über einen umfangreichen Anmerkungsapparat. Das Buch kann durchaus als eine Art Einführung in das Thema Geld im Mittelalter angesehen werden, da einige Beiträge Grundlagenwissen vermitteln, keiner der Texte besonderes Vorwissen voraussetzt und alle leicht verständlich geschrieben sind. Dies macht die Lektüre sehr angenehm und das Buch empfehlenswert.
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