Paul Ekman: Gefühle lesen

Wie sich unsere Emotionen verraten

Wo sich Menschen begegnen, da sind Wut und Trauer, Ärger und Schmerz, ja überhaupt Emotionen verschiedenster Art. Wo sich Menschen begegnen, da sind aber auch immer wieder Missverständnisse, denn es ist manchmal nicht ganz einfach, die emotionalen Reaktionen von anderen richtig einzuschätzen.

"Gefühle lesen" von Paul Ekman, Professor an der University of California in San Francisco und einer der bekanntesten amerikanischen Psychologen, schafft hier Abhilfe - wenn auch nicht von heute auf morgen. Das wäre ganz und gar vermessen, schliesslich hat sich der Autor selber gut 40 Jahre lang mit menschlichen Gefühlen, und wie sie sich mimisch und gestisch äussern, beschäftigt. Das hier besprochene Buch kann man denn auch als Quintessenz seiner Forschungsarbeiten betrachten.

Als Ekman Mitte der 60er-Jahre mit seinen Forschungen begann, herrschte noch die Meinung vor, dass mimische und gestische Verhaltensweisen erlernt werden. Dies sollte sich als falsch erweisen. Bei seinen ausgedehnten Forschungsreisen - er fuhr dazu etwa in den australischen Busch zu abseits der Zivilisation lebenden Ureinwohnern - kam er jedoch auf nicht einen einzigen Gesichtsausdruck, der ihm neu gewesen wäre. Auch gab es nie den Fall, dass ein Gesichtsausdruck in unterschiedlichen Kulturen falsch verstanden wurde. "Die Gesichtsausdrücke sind universell", wie Ekman in einem Interview mit dem St. Galler Tagblatt meint.

Ekman entdeckte, dass der Mensch zu mehr als 10'000 unterschiedlichen Gesichtsausdrücken fähig ist, die von 43 Gesichtsmuskeln hervorgerufen werden. Mittels des von ihm entwickelten "Facial Action Coding System", mit dem selbst feinste Muskelbewegungen im Gesicht registriert werden können, lassen sich Gesichtsveränderungen feststellen, die weniger als eine Fünftelsekunde lang sichtbar sind. Hier, in der Mimik, verrät also der Mensch seine Gefühle, sein Körper sendet "verräterische" Signale. Ein Test inklusive Anleitung im Buch hilft dabei, solche Mikroausdrücke erkennen zu lernen.

Allerdings verrät ein Gesichtsausdruck noch nichts über die Ursachen der Emotion, warnt Paul Ekman nachdrücklich. Unsere Wahrnehmung verleitet dazu, Beobachtungen so zu bewerten, dass sie unsere Sichtweisen bestätigen, und zwar ohne dass uns das bewusst ist. Denn unser emotionales System reagiert nun einmal für gewöhnlich in bekannten Bahnen, so wie man sich in einem unbekannten Themenfeld gerne Klischees bedient. Auch prägt die Kultur die Menschen und gibt vor, wann welche Emotion offen gezeigt werden darf. Daher können Reaktionen von Menschen aus anderen Kulturkreisen auf uns fremdartig wirken.

Nun könnte man befürchten, dass es in einem Buch zu einem solchen Thema vor langfädigen Sätzen und Fachausdrücken nur so wimmelt. Doch mitnichten - Paul Ekmans "Gefühle lesen" ist eine verständliche Einführung, die darüber hinaus einen Leitfaden für den bewussteren Umgang mit eigenen und fremden Emotionen bereitstellt.

Gefühle lesen
Gefühle lesen
Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren
363 Seiten, gebunden
s/w-Fotos
EAN 978-3827414946

Der Zauberer am Tegernsee

Dieser schmale Band über die Zeit, die Thomas Mann und die Seinen in der Sommerfrische verbringen, ist ein wahrer Lesegenuss.

Thomas Mann macht Ferien

Ein verhängnisvolles Porträt

Das Bildnis des Dorian Gray - der Klassiker der Dark Romance in einer Schmuckausgabe mit vielen Extras und floralen Illustrationen.

Das Bildnis des Dorian Gray

Ein moderner Western in Boulder City

"No Way Home" kommt ganz ohne die für Boyle typischen Umweltpolitikszenarien aus und widmet sich ganz dem Thema #1: die Liebe.

No Way Home

Gefühlsresonanz und Einsamkeit im Angesicht des Todes

Norbert Elias beschreibt die Verdrängungsmuster der Endlichkeit und die innere Weigerung, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, eben mit ihm in Berührung zu kommen. Ein kluges, berührendes Buch.

Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen

I’m Only F**king Myself

Das dritte Album der britischen Senkrechtstarterin macht die Pole Addiction und Avoidance tanzbar zu heißen Beats ...

I’m Only F**king Myself

Kein Pardon für den Marder

Caroline Wahls Roman "Die Assistentin" wird zur unbarmherzigen Abrechnung.

Die Assistentin