Eine leuchtende Schönheit
Der Freisinger Dom St. Maria und St. Korbinian liegt auf dem etwa 30 Meter hohen Domberg. Wer die Kirche besuchen möchte, steigt empor und wird überwältigt sein, ins Staunen kommen, von welcher Pracht und Herrlichkeit dieser von außen gesehen schlicht anmutende Kirchenbau erscheint, in der der heilige Korbinian bestattet ist und in der am 29. Juni 1951 die Brüder Georg und Joseph Ratzinger zu Priestern geweiht wurden. Der kürzlich verstorbene Papst Benedikt XVI. sprach oft und besonders auch in seinen Lebenserinnerungen liebevoll und dankbar über die Konkathedrale des Erzbistums München und Freising.
Der vorliegende Kunstreiseführer macht mit der Baugeschichte des Domes vertraut, lädt aber auch zu gewissermaßen geistlichen Entdeckungen der Kirche ein. Marc-Aeilko Aris führt knapp in die Baugeschichte ein, berichtet kenntnisreich über die Spuren der einzelnen Epochen der Kunst, die die Gestaltung des Domes prägte. Zum 1000-jährigen Jubiläum der Ankunft des heiligen Korbinian in Freising bezeichnet der damalige Bischof Johann Franz Eckner von Kampfing die "Neugestaltung des Domes", insbesondere die Fresken von Cosmas Damian Asam und den Stuck von Egid Quirin Asam als "Dekoration des Vorhandenen" und bezeichnete dies in der Festpredigt als "kostbares Hochzeitskleid, das die Braut (nämlich die Kirche von Freising) anlegt, um ihren Bräutigam (nämlich Christus) zu erwarten". Aris indessen legt dar, dass die "Baumaßnahmen der Brüder Asam" die Kirche in eine Art "Spiegelsaal" umgewandelt hätten, "in dem sich der Bischof selbst und in ihm die Kirche von Freising darstellen": "Dazu wurden die 100 Jahre zuvor angebrachte Stuckdekoration vollständig entfernt, das Tonnengewölbe geglättet, die Stichkappen der Fenster in den Obergaden vergrößert, die bestehenden Säulen durch Stuckmarmor verkleidet und alle Flächen im Mittelschiff und den Seitenschiffen vollständig mit Dekor überzogen." Was in kunstgeschichtlicher Nüchternheit präzise dargelegt wird, ist historisch korrekt – doch nicht mehr, denn die Schönheit des Domes, die weit über den Lobpreis des damaligen Bischofs hinausreicht, bannt heute das Auge des Betrachters.
Man muss nichts über die Kunstgeschichte wissen, um von der Pracht dieser Kirche von innen her berührt zu sein.
Die Kirche erzählt keine triumphale Geschichte des Freisinger Katholizismus, sondern spricht von Gott. Das gilt auch für die Deckengemälde, die der Verfasser eingehend beschreibt: "Die himmlische Szenerie ist von zahlreichen Putten belebt, während ein musizierender Engelschor über den oberen Bildrahmen hinausragt und damit die ganze Deckenfläche als Himmelsraum ausweist." Die Kirche in der Gestaltung von 1724 erzählt auch von der "Kontinuität des Glaubens", die sich mit Freising verbindet: "Der Mariendom ist der weithin sichtbare Mittelpunkt des Freisinger Dombergs. Von diesem Berg aus begann die Geschichte des heutigen Erzbistums München und Freising. Auf diesem Berg werden die Reliquien des hl. Korbinian, des Patrons der Erzdiözese, verehrt. Auf diesem Berg wurde das Erbe des hl. Korbinian von Generation zu Generation weitergegeben." So lässt sich sagen, dass der Freisinger Dom auch heute die geistliche Herzmitte der Erzdiözese bildet, vor allem durch das "lebendige Zeugnis der Menschen", die ihre je eigene Geschichte mit der Domkirche hatten: "Die Gottesdienste, die im Mariendom gefeiert werden, sowie dessen Architektur und Ausgestaltung lassen auch heute diese lebendige Tradition sichtbar, erkennbar und erfahrbar werden." Wer selbst einmal in Freising vor Ort und die Kirche besuchte, der wird vielleicht vor allem das Staunen beim Betreten des Domes nicht vergessen, den Glanz der Schönheit, der die Sinne betört. Man muss nichts über die Kunstgeschichte wissen, um von der Pracht dieser Kirche von innen her berührt zu sein.Marc-Aeilko Aris' schmaler Band zum Freisinger Dom ist ein gelehrter Begleiter, um die Kirche historisch kennenzulernen – ein handliches, kenntnisreiches und schön bebildertes Buch. Wer die leuchtende Schönheit des Domes zu Freising sehen möchte, in aller Pracht und Herrlichkeit, muss sich aber vor Ort selbst ein Bild machen und sich überwältigen lassen. Ein kunstgeschichtlich kluges Buch genügt nicht. Der Dom zu Freising zeigt: Schönheit darf einfach auch Schönheit sein. Gläubige und vielleicht auch die eine oder der andere Suchende werden inmitten dieser Kirche mehr sehen und anderes entdecken – dazu gehören die künstlerisch bedeutsamen Schöpfungen der Brüder Asam, das historisch bedeutsame Wirken einzelner Bischöfe der bayerischen Kirchengeschichte, die Erinnerung an Beter anderer Zeiten und, umgeben von leuchtender Schönheit, die Spuren Gottes. Dieses schmale Buch von Marc-Aeilko Aris über den Dom zu Freising weckt bei manchen vielleicht ganz unverhofft neu oder erstmals den Sinn für das Licht des Glaubens.
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