Alles hat ein Ende
Die spanische Schriftstellerin Vanessa Montfort wurde 1975 in Barcelona geboren. Sie lebt in Madrid und ist dem Klappentext nach in ihrer Heimat eine renommierte preisgekrönte Autorin. Der Roman "Frauen, die Blumen kaufen" ist das erste ihrer Bücher, das jetzt im Februar in Deutschland erschien. Die Geschichte dreht sich um fünf unterschiedliche Frauen. Sie sind im gleichen Alter wie die Autorin und lernen sich in einem Madrider Blumenladen kennen, wo sie aus ganz unterschiedlichen Gründen Blumen kaufen. Der Titel erzielte in Spanien allein im ersten Jahr 16 Auflagen. Das ist imponierend.
Und in der Tat, schlägt frau das Buch auf und beginnt mit der Lektüre, spricht der Text emotional an. Wir lesen ein Buch, das uns bewusst macht, dass wir uns selbst schnell vergessen. Wir sind behilflich, wollen es allen Recht machen, sind diszipliniert, großzügig, verspüren Mitleid und Empathie, opfern uns: "Grenzen setzen. Anderen klarmachen, wo für uns Schluss war. Warum fiel uns das so schwer? Wer oder was hatte uns so werden lassen?"
Wir lernen die Frauen aus der Perspektive der Witwe Marina kennen. Nach dem Tod ihres Manns zieht sie aus der alten gemeinsamen Wohnung aus und bezieht eine neue im Künstler- und Literatenviertel Madrids. Jetzt alleine, muss sie ihr Leben neu einrichten, sich neu definieren. Bei der Erkundung der neuen Umgebung stößt Marina auf den Blumenladen und seine Inhaberin Olivia. Sie ist die Einzige, die älter ist und aufgrund ihrer persönlichen Lebenserfahrung die fünf jüngeren Frauen ermuntert, sich nicht zu fügen, sondern ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Sie sollen die Chancen nutzen, die sich ihnen im 21. Jahrhundert bieten, sich nicht durch ihre Ängste selbst behindern. Olivia kennt die Zeiten, in denen Frauen nicht selbst entscheiden durften, wie ihr Lebensweg aussieht. Doch so einfach wie das klingt, ist es eben nicht. "Hier waren wir. Fünf Frauen zwischen fünfunddreißig und vierzig mit Studium, mit vielen Talenten, mit Freiheit auf dem Papier und Entscheidungsmacht. Und genau das war das Problem. Wir mussten uns entscheiden. Aber für was?", stellt Marina fest.
Sicherlich ist der Roman in Spanien zum Bestseller avanciert, weil er es schafft, die unterschiedlichen Gefühlswelten von Frauen zu Papier zu bringen. Leserinnen finden sich in Aspekten wieder, das Buch zeigt Fragen auf, die sich Frauen in der Mitte ihres Lebens stellen, und es handelt sich um einen Freundinnen-Roman: "(...) wir Frauen lassen uns ja gerne anstecken, wie Olivia gesagt hatte. Wir finden unsere Stärke in der Stärke der anderen. Wie die Glieder einer Kette." Die Geschichte ermuntert uns, bewusst zu leben und zu erkennen, "alles hat ein Ende, auch die wichtigsten Dinge, selbst wenn uns niemand darauf vorbereitet. Wer sagt uns schon, dass unsere Weigerung, Dinge enden zu lassen, manchmal das einzige Scheitern ist." Olivia spielt bei der Überprüfung der Lebensentwürfe eine nicht untergeordnete Rolle. Ohne ihr Hinterfragen, ihre Kritik wären die fünf Frauen in ihrem Leben stecken geblieben. Sie hätten ihre Fähigkeiten nicht erkannt, sich nicht ihren Bedürfnissen und Wünschen gestellt.
Bei allem Lob, bei allem Guten, das Olivia bewirkt, ist sie aber auch manipulativ. Sie nimmt sich das Recht, ihre Erfahrungen als Grundlage zu nehmen, wie frau am besten durch die Welt kommt. Die Vehemenz, die sie an den Tag legt, ist dabei tendenziell übergriffig: "Meine Aufgabe im Leben ist es, denen zu helfen, die so verloren sind, wie ich es war." Das gelingt ihr bei den fünf Frauen, die ihr Leben verändern und mit allen Konsequenzen neu starten.
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