Zwei finnische Krimis mit aktuellen Kommentaren
Nachdenklicher Krimi zur EU-Erweiterung;
Von einem Kriminalroman erwartet man in der Regel die Schilderung eines Verbrechens und dessen Aufklärung. So nebenbei sind in guten Vertretern dieses Genres auch Informationen und/oder eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, in der der Krimi spielt, zu haben.
Der Finne Taavi Soininvaara bietet in seinem als bester finnischer Krimi ausgezeichneten Buch "Finnisches Requiem" alle diese Ingredienzen: Mord, Aufklärung, kritische Gedanken zur Entwicklung der finnischen Gesellschaft. Sein Hauptthema ist aber die Kritik an dem Konzept "Europa", speziell der EU-Osterweiterung. Den Unmut des europäischen Volkes, die Zweifel an dem Vorhaben, die Frustration haben Franzosen und Niederländer aktiv durch die Ablehnung der europäischen Verfassung gezeigt, in Großbritannien war Ähnliches zu erwarten, was die britische Regierung den Volksentscheid verschieben ließ. Die Politiker hatten erkannt, dass sie ein Vermittlungsproblem haben.
Soininvaara aber gelingt es, in dem Leser eine Reflexion seiner Haltung zu Europa und der Erweiterung hervorzurufen. Die Kriminalhandlung um die Morde an den EU-Kommissaren wird zum Transportmedium des eigentlichen Anliegens und der Fragen: Brauchen wir das? Wem nützt das geplante Europa? Hilft es uns allen? Wer ist der Gewinner? Wird damit die Globalisierung nicht nur weiter vorangetrieben zum Schaden der Kleineren? Wie gelingt es langfristig zu denken, wenn die Nachteile momentan so übermächtig sind?
Fragen über Fragen, die der Krimi stellt, indem er einen Verlierer der finnischen Euroeinführung zum Mörder werden lässt. Er will sich rächen und Finnland befreien, sieht die Ursache seines Scheiterns im Europa-Vorhaben, sieht Europa Finnland vereinnahmen und seiner Identität berauben. Aber nicht nur Pastor hat ein Motiv. Auch seine Hintermänner, sowohl Organistoren als auch Finanziers, haben ihre Gründe. Diese können unterschiedlicher nicht sein: Die einen wollen mit den Morden das EU-Vorhaben stabilisieren, die anderen es verhindern.
Einem widerspenstigen Thema hat sich Soininvaara hier gewidmet, einem Thema, das sicherlich noch lange aktuell ist und zeigen kann, warum die Menschen, die nicht in Konzernen agieren, mit der EU immer weniger anfangen können.
Vom Segen und Fluch der Gentechnologie;
Und auch in einem weiteren Krimi mischt Soininvaara in aktuellen Fragen mit, diesmal ist es die Gentechnologie mit ihren möglichen Folgen. Sie kann zum Wohle der Menschen eingesetzt werden, aber auch als Massenvernichtungswaffe.
"Finnisches Roulette" zeigt, wie aus den Fortschritten der Menschheit nicht nur Gutes erwächst, denn die Interessenslagen Einzelner unterscheiden sich, moralisch-ethisches Handeln kann wie weggewischt sein, weil nur das eigene Streben verfolgt wird.
Die Szenerien des Romans haben in der heutigen Welt einen Realitätsbezug, zeigen, was möglich ist oder sein könnte. Und das macht, wie auch im oben vorgestellten Buch, das Erschrecken aus. Die Bücher Soininvaaras wirken nicht wie eine Katharsis, die uns geläutert aus dem Lesesessel entlässt. Sie zeigen, das Böse ist real und je weiter die Menschen in ihrer Entwicklung voranschreiten, desto größer sind die Gefahren des Missbrauchs.
Was wie eine Erbschaftsangelegenheit aussieht, entwickelt sich zu kriminellem Handeln, das auch vor Auftragsmord nicht zurückschreckt, um die eigenen Ziele zu erreichen. Im Grunde geht es um nur zehn Aktien, die aber die Machtfrage bestimmen, denn von ihnen hängt die Mehrheit ab und damit die vollkommene Macht in einem biotechnischen Phrarmaunternehmen. Gentechnologie bedeutet hier neben der Suche nach neuen Medikamenten auch die Entwicklung von möglichen Massenvernichtungswaffen mit unabsehbaren Folgen.
Der schon aus dem "Finnischen Requiem" bekannte Ermittler Arto Ratamo löst hier einen überaus komplexen Fall. Manchmal ein wenig zu komplex, sodass man leicht Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren.

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