Herbert Sperber: Finanzmärkte

Seit etlichen Jahren führen uns die beobachtbaren Finanz-, Staatsschulden- und Bankkrisen eindrucksvoll vor Augen, welche enorme Rolle die so genannten Finanzmärkte für die Weltwirtschaft, für einzelne Staaten und nicht zuletzt für Unternehmen und private Haushalte spielen. Ganz zu schweigen von den entsprechenden erheblichen Verwerfungen auf diesen Märkten, welche im Nachgang der Corona-Krise zu erwarten sind. Oftmals aber bleibt völlig unklar, was man unter den "Finanzmärkten" eigentlich zu verstehen hat und was tatsächlich auf ihnen geschieht. In der Zeitschrift "Spiegel" wurden die Finanzmärkte einmal als "merkwürdig gesichtsloses Wesen" bezeichnet, "dem die Politik nur noch hinterherhechelt". Der frühere deutsche Bundespräsident Horst Köhler, ehedem geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), verwendete im Zusammenhang mit den Finanzmärkten wiederholt den Begriff "Monster".

An diese Diskussion knüpft das vorliegende Buch von Herbert Sperber, Professor für Finanzmanagement, Volkswirtschaft und Bankwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, an. Der Verfasser will die Akteure und Prozesse auf den Finanzmärkten transparent machen und dem Phänomen Finanzmärkte ein Gesicht geben. In einem anlässlich der vorliegenden Auflage gegebenen Interview stellt Sperber hierzu treffend fest: "Das Besondere meines Buches ist, dass es auf dem Lehrbuchmarkt nichts Vergleichbares gibt. Die meisten Veröffentlichungen in diesem Bereich sind entweder sehr spezifisch und formal und daher schwer lesbar oder sie sind allzu simpel. Oder es handelt sich um riesige Wälzer, die durchzuarbeiten extrem zeitaufwändig ist. Das didaktische Konzept meines Buches besteht hingegen darin, dass ich die Zusammenhänge umfassend und fundiert, dennoch aber einfach – und in möglichst wenigen Worten – anhand von vielen Beispielen aus der Praxis erkläre."

Dieses anspruchsvolle Vorhaben ist dem Verfasser, der auch eine längere Praxistätigkeit bei der BMW AG und im Generalsekretariat der Dresdner Bank in leitender Stellung nachzuweisen hat, in der Tat sehr gut gelungen. Zu diesem Zweck werden in zehn Kapiteln vor allem die folgenden Fragen zum globalen Finanzwesen aufgeworfen und klar beantwortet:

• Welche Funktionen erfüllen die Finanzmärkte?
• Wie lassen sich Finanzmärkte einteilen, und wie greifen diese Teile ineinander?
• Wie bilden sich Finanzmarktpreise, also Zinsen und Kurse von z. B. Anleihen, Aktien und Devisen?
• Welche Instrumente, d. h. welche Papiere bzw. Derivate werden auf den Finanzmärkten eingesetzt?
• Wer sind die wichtigsten Finanzmarktakteure, und was machen sie?
• Was geschieht an den Finanzbörsen, welchen Nutzen haben Börsen überhaupt?
• Wie hängen die Finanzmärkte weltweit zusammen?
• Wie funktionieren der Devisenmarkt und das internationale Währungssystem?
• Wie kann man sich auf den Finanzmärkten gegen Risiken absichern?

Neben den üblichen Korrekturen, Ergänzungen und Aktualisierungen wurden in der Neuauflage noch einige Entwicklungen aufgegriffen, die teilweise erst in jüngerer Zeit verstärkt diskutiert werden, u. a. digitale Vermögenswerte, Fintechs, Staatsfonds, Crowdfunding, Niedrigzinsen und Aktiencrashs.

Das Buch besticht vor allem durch sein didaktisches Konzept. Anhand vieler Beispiele werden die Vorgänge und Zusammenhänge erklärt und dadurch ein an und für sich recht komplexes Thema verständlich entwickelt. Der modulare Aufbau der Einführung eröffnet einen schnellen Zugang zu den jeweiligen Fragestellungen. Zahlreiche Kontrollfragen und Lösungsskizzen am Ende eines jeden Kapitels erleichtern die individuelle Lernzielkontrolle. Dozenten finden darüber hinaus ca. 30 Übungsaufgaben und Musterlösungen zu diesem Werk auf der Website des Verlags.

Dieses Lehrbuch kann nicht nur Studierenden der Finanzwirtschaft, sondern letztlich allen, welche sich für die Welt der Finanzen und des Geldes interessieren – selbst wenn keine speziellen fachlichen Vorkenntnisse vorliegen – zur Lektüre bestens empfohlen werden.