Chuck Palahniuk: Fight Club 2

Cinemascope Comic

"Ideas breed us", heißt es an einer Stelle dieser Graphic Novel, die die Literaturverfilmung von Chuck Palahniuks Fight Club fortsetzt. Sowohl am Film als auch am Comic war der Autor übrigens beteiligt, somit wäre die Qualitätskontrolle eigentlich gegeben. 15 Jahre nach der Milleniumshysterie um Tyler Durden lebt der Mythos und die Idee also immer noch, auch wenn es dort so schön heißt: "Jeder von uns ist eine Idee, die um ihr Überleben kämpft." (...) "Menschliche Wesen entwickeln keine Ideen, im Gegenteil, die Ideen entwickeln uns." Ideas breed us.

aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"
aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"
aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"
aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"
aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"
aus "Fight Club 2 – Tyler Durden lebt"

Comic in Cinemascope

Und diese "Idee" fährt in vorliegender Comicadaptation in einen gewissen Sebastian, der sich wohl auch so ein verrücktes Alter Ego wünscht, wie jeder von uns. Der bekennende Comicfan Palahniuk schuf zusammen mit dem kanadischen Starzeichner und Eisner-Award-Gewinner Cameron Stewart (Superman Adventures, B.P.R.D., Batman) exklusiv die hier bei Splitter vorliegende Graphic Novel, und damit zweifellos eine der faszinierendsten Fortsetzungen der zeitgenössischen amerikanischen Popkultur. Aber nicht nur die Erzählung, sondern vor allem die Umsetzung versetzt in jugendlichen Enthusiasmus, so großartig bunt ist sie gelungen. Da sind etwa die Pillen, die zum Greifen nahe über das Papier des Comics gestreut werden oder das Blut, das über die Buchseiten spritzt. "So ziemlich alle Sehenswürdigkeiten der Welt gehen in Rauch und Flammen auf", heißt es da und das Haus von Sebastian und Marscha explodiert mitsamt ihrem mit Exkrementen experimentierenden Sohnemann darin. "Die erste Regel des Fight Club lautet: Du musst schlucken."

"dont talk about fight club"

Laut einem Soziologen namens Campbell brauchen junge Männer auf dem Weg zum Erwachsenwerden einen Vater oder militärischen Vorgesetzten, denn sie suchen nach Orientierung. "Rule 2: you dont talk about fight club." Ein geheimer verschworener Zirkel geistig Gleichgesinnter ist da prädestiniert: Eine Generation von Lehrlingen ohne Meister. Denn in den Neunzigern, als Fight Club entstand, gab es längst keine Ideale oder Führer mehr, alles war bereits verkauft und der geistige Nihilismus bereitete den gesellschaftlichen Rollback der Rechten im Jahrzehnt darauf nur vor. Ein Museum wird überfallen und Farbe versprüht. Eine sinnlose, nihilistische Aktion. "Selbsthilfegruppen geben mir Liebe, die ich nicht erwidern muss." In Teil 2 von Fight Club 2 erwartet einen ein überlebensgroßes Portrait von TD als Napoleon. Tyler funktioniert wie Aberglaube, Vorurteile, eine Linse, durch die man die Welt betrachtet. Der Werther-Effekt greift um sich und fiktive Charaktere können ihre Leser überleben: "Tyler Durden ist ein Soziopath und eine Killermaschine aber in seiner nihilistischen Art ist er auch ein großer Optimist." Also doch ein Nihilist mit Format. In Cinemascope und Comic.

Fight Club 2
Cameron Stewart (Illustration)
Fight Club 2
120 Seiten, gebunden
Splitter 2018
EAN 978-3958391710

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