Mit Fernando Pessoa in Lissabon
Dieser kleine dichterische Reiseführer geleitet den werten Leser an jene Stationen Lissabons, die besonders dem Autor selbst am Herzen lagen. Die Stadt gleichsam "von innen" zu erschließen könnte das Motto dieses kleinen Taschenbreviers sein, das besonders den Flaneur und Sinnierer eines Lissabon-Besuchers erfreuen wird. Zum Verweilen laden nicht zuletzt auch die Zeichnungen von Julio Pomar ein.
"(…)denn ist die Befreiung nicht in mir, so ist sie nirgendwo", schreibt Pessoa in seinem "Buch der Unruhe" und während er sich Gedanken über das Reisen macht, steigt er lieber in eine Straßenbahn in Lissabon, als in ein Flugzeug nach Istanbul. Sonnenuntergänge seien schließlich überall gleich, es komme eben allein auf die innere Einstellung an. "Mein Bewusstsein von dieser Stadt ist im Innersten mein Bewusstsein von mir selbst", ein paar Seiten weiter, ebenfalls im Buch der Unruhe. Kann man einer Stadt ein schöneres Kompliment machen? Zumindest wenn es ein Pessoa sagt, klingt es wie eine Hymne an die Schönheit, erinnert an jenen Blumenstrauß, der im Vergleich zur "Vielfalt Lissabons im Sonnenlicht" doch nur ein Abklatsch ist. "Ich sehe noch immer, wie ich gesehen habe, aber hinter den Augen sehe ich mich sehen; das allein genügt, und die Sonne verschattet sich mir, das Grün der Bäume altert, und die Blumen welken, noch bevor sie erblühen."
Die Zeichnungen von Julio Pomar zeigen einen schnauzbärtigen in Hut und Trenchcoat gekleideten Pessoa bei seinen Streifzügen durch "seine" Stadt. "Zersprungen ist der Zauberspiegel, in dem ich mich als derselbe wiedersah,/ Und in jedem Schicksalssplitter seh` ich nur ein Stück /von mir - /Ein Stück von dir und mir!..." Sind es diese Splitter Pessoas, die der Zeichner Julio Pomar wieder versucht hat zusammenzufügen?
"O nie zu heilendes Herz! Wer rettet mich vor dir?", schreibt Pessoa und die Zeile ist gut gewählt, um seiner "Heimstatt" und Heimatstadt ein leises Wiedersehen zu versprechen, ein literarisches, zärtliches Wiedersehen, vielleicht noch in diesem Herbst? Als Flaneur sieht und erkennt man bestimmt mehr, denn als Tourist. Vorliegender Stadtbegleiter aus Ammanns kleiner Bibliothek gibt dem Leser die Möglichkeit Lissabon so zu erleben, wie sein berühmtester Bewohner es gesehen hat: Könnte das Herz denken, so stünde es still…
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