Elsaß Lothringen: Grenzregion und nationale Identität
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen (1871-1918) hat lange auf sich warten lassen. Zu Zeiten des Kaiserreiches fehlte die notwendige Quellengrundlage, in der Zwischenkriegszeit blieb die Publizistik der jeweiligen nationalen Propaganda verhaftet und in der Nachkriegszeit fehlte das Interesse bzw. diente der "Krisenherd" Elsass-Lothringen nur zur Verfestigung vorgeprägter Thesen über das Kaiserreich. Eine erste auf breitem Quellenstudium beruhende und sehr aussagekräftige Studie legte 1986 Hermann-Joseph Hiery zum Wahlverhalten der Bevölkerung vor. Seitdem schreitet die historische Erforschung langsam fort.
Günter Riederer hat in seiner 1999 an der Universität Trier angenommen Dissertation die öffentliche Festkultur des Reichslandes untersucht, um eine "Geschichte zweiten Grades" - also keine politische - zu schreiben. Die üblichen Themen wie Verwaltungsaufbau, Verfassungsfrage, Wahlen und die Zabernaffäre werden aus diesem Grunde nur am Rande erwähnt. Vielmehr dienen Riederer die verschiedenen öffentlichen Feierlichkeiten als Gradmesser für das gespannte Verhältnis der Elsässer und Lothringer zum deutschen Nationalstaat. In sechs Kapiteln widmet er sich einzelnen Problemfeldern, innerhalb derer er die Entwicklungen und Charakteristika des elsässischen, lothringischen und (alt-)deutschen Umgangs mit nationaler Symbolik nachspürt. Dementsprechend ist die Arbeit neben der Einleitung in sechs Längsschnitte und eine Schlussbetrachtung unterteilt.
Zunächst untersucht Riederer das Verhältnis des Reichslandes zu den Repräsentanten des neuen Kaiserreiches anhand von Kaisergeburtstagsfeiern und Kaiserreisen ins Reichsland. Dann beschäftigt er sich mit der regionalen Vereinskultur, hier den Turn-, Gesang- und Kriegervereinen. Anschließend widmet er sich den Volksfesten und Kirchenfeiern. Die Grenze und der Kulturtransfer ist das Thema des nächsten Kapitels. Es folgt die Rekonstruktion nationaler und regionaler Symbolsysteme, deren Elemente Hymnen, Fahnen, Wappen und Trachten sind. Kollektives Gedächtnis, Nation und Region stehen im Mittelpunkt des letzten Kapitels vor der Schlussbetrachtung, in der der Autor der Frage nach dem Erfolg und den Grenzen symbolischer Gemeinschaftsbildung nachgeht.
Riederer kommt zu dem Schluss, dass sich im Reichsland tatsächlich "getrennte Lebenswelten" herausgebildet haben: Elsässer und Lothringer hätten gegen die nationale Vereinnahmung einen versteckten, symbolischen Widerstand entgegengesetzt, der im Laufe der Zeit aber immer inhaltsärmer geworden sei. Die Entwicklung eines Regionalbewusstseins versteht er als Selbstbehauptung vor der nationalen Vereinnahmung. Er widerspricht der These von der vollständigen Integration des Reichslandes in das Deutsche Reich, eine nationale Verschmelzung habe nicht stattgefunden, ebensowenig wie der Schaffung einer eigenen reichsländischen "Bindestrich-Identität".
Die Studie hat zwar leider keine Abbildungen - obwohl gerade die öffentlichen Feierlichkeiten genug Material hinterlassen haben müssten -, dafür aber erfreulicherweise ein Orts- und Personenregister. Sie lässt sich gut lesen und bietet viel Erfahrenswertes zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Bevölkerung des Reichslandes. Darüber hinaus verweist sie exemplarisch auf das Schicksal von Grenzregionen im Zeitalter der Nationalstaaten.

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