Ein Design-Museum im Buchformat
Dieses Buch ist nicht einfach ein Buch, sondern wurde durch die kreative Hand der bekannten Buchgestalterin Irma Boom, die unter anderem für das Museum of Modern Art New York und das Rijksmuseum Amsterdam tätig ist und auch als Dozentin arbeitet, selbst zu einem Designobjekt - ein dicker, schwarzer Block in einem ungewöhnlichen Buchformat, der sehr neugierig auf seinen Inhalt macht.
Die Neugierde wird belohnt: Es ist keine verstaubte Ansammlung altbekannter Design-Klassiker, an denen man als designinteressierter Zeitgenossen kaum vorbei kommt. Solche Objekte sind selbstverständlich auch vertreten, sie machen aber nicht den Reiz der Sammlungen aus. Es sind Objekte, die man nicht erwartet hätte, wie beispielsweise eine Büchse mit Karotten und Erbsen aus der Migros-Billig-Produktlinie M-Budget, die bei ihrer Einführung aufgrund ihres eigenwilligen, augenfälligen aber eigentlich hässlichen Produktdesigns für Gesprächsstoff gesorgt hat, oder ein formschöner Lichtschalter, den man heute leider kaum noch antrifft, die die Sammlungen auch zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit machen. Dass die Sammlungen kein Produkt von willkürlicher Sammlerwut sind, merkt man schnell beim Blättern im Buch: Die Objekte, die zum Teil auf den ersten Blick banal erscheinen, haben alle eine mehr oder weniger bewegte Geschichte, die für die internationale oder schweizerische Design-Geschichte von Bedeutung ist. Und wer sich dann doch fragt, was dieses oder jenes Objekt denn in einer seriösen Design-Sammlung zu suchen hat, findet Informationen zu den Hintergründen. Die Sammlungen des Museums für Gestaltung Zürich verdanken ihre Einzigartigkeit auch dem Umstand, dass das Museum keine Dauerausstellung unterhält, die einem bestimmten Konzept folgt und damit den Entscheid, ob ein Objekt aufgenommen wird, von diesem Konzept abhängig macht. Dass ein Museum keine Dauerausstellung hat, kann als Manko gesehen werden, hat aber ermöglicht, die Sammlungen offen zu konzeptionieren.
Eingerahmt von einem visuellen Prolog und Epilog, werden die Objekte in acht Themengebiete gruppiert: Wandel und Konstanz, Autorschaft und Customization, Prozess / Technik / Funktion, Materialität / Immaterialität, Information und Verführung, Lebenszyklus und Ökologie, Design Reloaded, Immigration der Formen. Diese thematische Ordnung erleichtert dem Betrachter die Interpretation des Gesehenen und gibt auch einen Einblick in die Akquisitionspolitik des Museums. Das Buch enthält zudem kurze, lesenswerte Texte:
Christian Brändle, seit 2003 Direktor des Museums, stellt sich die kaum einfach zu beantwortende Fragen, was denn Design überhaupt ist und nach welchen Kriterien Objekte für eine Design-Sammlung akquiriert werden.
Glenn Adamson, Head of Graduate Studies und Deputy Head of Research im Victoria and Albert Museum in London, bewertet die Sammlungen des Museums für Gestaltung nach verschiedenen Gesichtspunkten und erklärt im Vergleich zu anderen Sammlungen, was ihre Einzigartigkeit ausmacht: "Es geht auch anders. Museen brauchen sich nicht unbedingt mit Nostalgie zu umgeben. Noch müssen sie sich als heterotope Mediation der Vergangenheit konstituieren - als Friedhöfe, wo Objekte begraben werden, oder als Bordelle, wo sie promiske Beziehungen eingehen. Zürich verweigert sich allen diesen Optionen und versteht sich stattdessen eher als eine Art Labor oder Bühne. Bilder diktieren nicht den Diskurs."
Verena Formanek, seit 2006 Leiterin Sammlungen des Museums für Gestaltung, erläutert das Buchkonzept und zeigt die Geschichte der Sammlungen auf. Sie verweist auch auf die Online-Plattform www.emuseum.ch, auf der zurzeit über 30'000 Objekte frei zugänglich sind. Die elektronische Zugänglichkeit eröffnet neue Möglichkeiten und stellt den konkreten Nutzen insbesondere für Forscher und Praktiker ins Zentrum.
Paola Antonelli, leitende Kuratorin für Architektur und Design im Museum of Modern Art New York, schreibt unter dem Titel "Evolution: Die Zukunft von Designsammlungen" über die Herausforderungen, die ein Kurator bewältigen muss. Antonelli bringt sie mit folgender Frage auf den Punkt: "Wie sollen wir Design darstellen und ausstellen, und was sollen wir heute sammeln, wenn die Gestaltung und ihre Rolle in der Gesellschaft eine andere Bedeutung und eine andere Funktion als gestern haben?"
Ein äusserst spannendes und schönes Werk, das anregt, inspiriert, neugierig auf mehr macht und Erinnerungen weckt!
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